Verleihung der Morenhovener Lupe an Pfarrer Franz Meurer aus Kölm „Wahre Geschichten erzählen“

Swisttal-Morenhoven · Pfarrer Franz Meurer nimmt im Kreaforum die 35. Morenhovener Lupe in Empfang. Seine Laudatoren sind Konrad Beikircher und Jürgen Becker, die den Preis selbst schon bekommen haben.

 Bei der Verleihung der Morenhovener Lupe (v.l.): Konrad Beikircher, Klaus Grewe, Pfarrer Franz Meurer und Jürgen Becker. 

Bei der Verleihung der Morenhovener Lupe (v.l.): Konrad Beikircher, Klaus Grewe, Pfarrer Franz Meurer und Jürgen Becker. 

Foto: Petra Reuter/Petra Reuter http://www.fotopetr

Es gab mal eine Zeit, da war Kirche ein ganz selbstverständliches Stück Alltagskultur – all die Feiertage im Lauf eines Jahres, der Rosenkranz in der Kommode oder die Wallfahrt als Sonntagsausflug. Wer hätte beispielsweise 1965, als sich der gebürtige Südtiroler Konrad Beikircher anschickte, in Bonn heimisch zu werden, seine Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft allenfalls verschämt hinter vorgehaltener Hand „gestanden“? Man war gut katholisch, normal. Nur scheint das – um es mit den Worten der bekanntesten Kölner Band zu sagen – inzwischen „verdamp lang her“ zu sein.

Zupackendes Engagement für die Mitmenschen

Doch ein bisschen Sehnsucht beim Blick auf die Zuversicht und Nonchalance des „typisch katholischen Kinderglaubens“ von damals sei durchaus erlaubt, wenn es darum geht, einen Mann der Kirche auszuzeichnen, der mit unprätentiös zupackendem Engagement für seine Mitmenschen in den nicht eben begüterten Kölner Stadtteilen Vingst und Höhenberg und in seiner launigen, nahbaren Art eine Ehrung wie die 35. Morenhovener Lupe rundum verdient hat. Dabei dürfen es – wie gestern Nachmittag im Kreaforum – mit Beikircher und Jürgen Becker auch gern zwei Preisträger sein, die in ihren Laudationen auf brillante Art und Weise einen Bogen geschlagen haben, um mit respektvoll-warmen Worten zu illustrieren, wofür Meurer in ihren Augen steht.

Sprache, die verstanden werden will

Dass Glaube, wie er ihn lebt, so ganz und gar nichts Rückständiges an sich hat. Im Gegenteil: Während andere noch überlegen, ob es wohl besonders clever wäre, den Gesetzen des Marktes mit Utopien kommen zu wollen, hat Meurer einfach schon mal damit angefangen: Direkt vor seiner Haustür, mit denen und für diejenigen, die ihm täglich begegnen. Und das Ganze in einer Sprache, die verständlich ist und verstanden werden will – auch dies ein Kriterium, das die Jury von KuSS (Kultur und Spektakel im Swisttal) auf Anhieb überzeugt hat. Oder wie es Klaus Grewe, Vorstand der Kreativitätsschule Morenhoven und Organisator der Kabaretttage, dieser Tage auf den Punkt gebracht hat: „Wenn es mehr Pfarrer wie Franz Meurer gäbe, wären die Kirchen wieder voll.“

Persönliche Antworten auf die Frage nach Gott

Und der Preisträger selbst? Ist den Ausführungen von Beikircher und Becker aufmerksam gefolgt, hat sich währenddessen Notizen gemacht, um gebührend zu erwidern. „Wahre Geschichten zu erzählen“, ist seine Passion. Denn letztlich, so resümiert Meurer in seiner Dankesrede, „ist alles in unserem Leben eine Erinnerungsleistung.“ Das, was daraus entsteht, mit anderen zu teilen und sich auszutauschen, ist das, was für Meurer auch in der Aufforderung des Schriftstellers Navid Kermani Ausdruck findet: „Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen.“ In dem gleichnamigen Buch verhandle Kermani im Dialog mit der zwölfjährigen Tochter. „Fragen nach Gott“: Eine lohnenswerte Lektüre, die er den Zuhörern im Saal ans Herz lege. Die Offenheit, in der das Mädchen diese Frage schließlich mit einem „Vielleicht“ beantworte, wünsche er jedem.

Ein Eindruck bleibt von den gut zwei Stunden im Kreaforum vor allem haften: Wer Pfarrer Franz Meurer zuhört, wünscht sich tatsächlich mehr davon. Mehr augenzwinkernd erzählte Geschichten, die das Leben spiegeln, wie er es täglich um sich hat. Auf die Frage nach Gott antwortet Meurer denn auch selbstredend mit einem ganz praktischen Tipp. „Fragen Sie sich, was für Sie in Ihrem Leben schön und lebenswert ist. Dort könnte er sein.“

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