Nach der Flut Betriebe in Swisttal sind wieder vorsichtig optimistisch

Swisttal-Heimerzheim · Beim Wiederaufbau nach dem Hochwasser 2021 ist in Swisttal noch viel zu tun. Von der Flut betroffene Betriebe blicken aber zumindest wieder vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Anträge für Aufbauhilfen können Unternehmen nach wie vor einreichen.

 Bei der Flut 2021 ist die Burg Heimerzheim so zerstört worden wie nie. Die Sanierung läuft immer noch.

Bei der Flut 2021 ist die Burg Heimerzheim so zerstört worden wie nie. Die Sanierung läuft immer noch.

Foto: Matthias Kehrein

Das Erdgeschoss in der Burg Heimerzheim sieht wieder einigermaßen wohnlich aus. „Da stand das Wasser 35 Zentimeter hoch“, erinnert sich der Inhaber Antonius Freiherr von Boeselager. Aber rund um den Innenhof des ehemaligen Rittersitzes kann man noch deutlich erkennen, welche Schäden die Flut Mitte Juli 2021 hinterlassen hat. Man arbeitet derzeit in der Vorburg, an deren Außenwand eine Markierung auf gut zwei Metern Höhe angebracht wurde: Bis dahin stand das Wasser, alle Räume waren überflutet. „Wir fanden sogar einen Hecht in der Bar.“

Boden und Estrich austauschen, Kalk von der Wand klopfen, neue Wasser- und Stromleitungen, Toiletten, Installation, verzogene Fensterrahmen austauschen: Es ist eine Komplettsanierung. Auch die Hotelzimmer gegenüber, aus denen vor einem Jahr am 14. Juli einige Gäste evakuiert werden mussten, müssen noch wieder hergestellt werden. Von Boeselagers vorsichtige Schätzung: Vielleicht im Mai kommenden Jahres kann man alles wieder nutzen. Bis dahin hat er große finanzielle Ausfälle und Baukosten.

Landrat Sebastian Schuster informiert sich

Über den Zustand hat sich jetzt Landrat Sebastian Schuster informiert, und zwar zusammen mit Hubertus Hille und Stefan Hagen, Hauptgeschäftsführer und Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, sowie Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg. Die Burg in Heimerzheim war die letzte der vier Stationen, die sie an dem Tag anfuhren: Schon kurz nach der Flutkatastrophe hatte Schuster neben der Burg den Raumausstatter Fuhs in Swisttal sowie in Rheinbach das Pflegeteam Wentland und das Bauunternehmen Weber besucht, die alle stark vom Hochwasser betroffen waren. Kurz vor dem Jahrestag wollte er sich einen Eindruck davon verschaffen, wie die Betriebe über die Runden kommen. Dabei wurde er auch von den jeweiligen Bürgermeistern begleitet, Ludger Banken für Rheinbach und Petra Kalkbrenner für Swisttal.

Schusters Fazit beim Pressetermin auf der Burg: Die Rheinbacher Unternehmen blickten positiv nach vorn. Firma Fuhs warte noch auf den Elektriker, auf der Burg habe der Trockenlegungsprozess viel Zeit in Anspruch genommen, während der man nichts anderes machen konnte. „Die Burg war noch nie so zerstört worden wie jetzt“, sagte von Boeselager. Nicht einmal im Zweiten Weltkrieg.

Bislang nur 50 Anträge von Unternehmen

Schuster lobte das Durchhaltevermögen der Menschen im Flutgebiet. Wichtig sei es jetzt, Lehren aus der Katastrophe zu ziehen und die regionale Zusammenarbeit sowie den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz zu optimieren. Auch ein Starkrisikomanagement soll entwickelt werden. Er war verwundert, dass bei der IHK Bonn/Rhein-Sieg bis dato nur 50 Anträge von Unternehmen für Aufbauhilfen eingingen. Hille vermutete, dass viele versichert sind und manche auch einfach aufgegeben haben. Hagen räumte ein, dass die Antragsformulare auch sehr umfangreich seien, und wünschte sich zügigere Genehmigungsverfahren. Auch gebe es nicht genügend Gutachter. „Anträge sind immer noch möglich“, betonte Hille.

Er freue sich immer, wenn er auf der Burg Handwerker sehe, meinte von Boeselager. Derzeit gebe es zu viele Baustellen für zu wenig Handwerker. Das Problem lasse sich nur durch Zuwanderung lösen, war er überzeugt. Hagen stimmte dem zu: „Wir kriegen das sonst überhaupt nicht in den Griff.“

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