Seit Monaten im Einsatz Odendorfer danken den unermüdlichen Fluthelfern

Swisttal-Odendorf · Beim Odendorfer Dorffest stehen die Menschen im Mittelpunkt, die nach der Flut anpackten – und es noch immer tun. Die Helfer erinnern sich dabei auch an ihre ersten Einsätze.

Weiterhin im Einsatz: (v.l.) Moni Reimann, Franziska Klopp, Vanessa Döpp und Magnus Miroslawski von den „Grevenbroicher Helfer mit Herz“ beim Dankeschön-Fest in Odendorf.

Weiterhin im Einsatz: (v.l.) Moni Reimann, Franziska Klopp, Vanessa Döpp und Magnus Miroslawski von den „Grevenbroicher Helfer mit Herz“ beim Dankeschön-Fest in Odendorf.

Foto: Axel Vogel

Es war ein besonderes Dorffest in Odendorf. Schließlich war die Feier am Wochenende auch ein großes Dankeschön für die vielen Menschen, die sich nach der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 nach Swisttal aufgemacht haben, um dort zu helfen – und es noch immer tun.

Ein Mann der ersten Stunde ist Joe Herrmann. Was der 61-jährige Berufskraftfahrer als „anfangs zusammengewürfelten Haufen“ bezeichnete, der sich aus der Region um Heidelberg-Schwetzingen auf den Weg in das Katastrophengebiet gemacht hatte, ist seit Mitte Februar 2022 unter dem Namen „Ahrschipper“ ein eingetragener Verein. Wobei „Schipper“ natürlich für „Schippen“ oder „Schippe“ stehe, wie er sicherheitshalber erklärte. Die zehn „Ahrschipper“, die zum Dankeschön-Fest gekommen waren, trugen einheitliche T-Shirts, jeweils mit Vornamen und Nummern in der Reihenfolge ihres Vereinsbeitritts.

Mit einem vollen Reisebus in Katastrophengebiet

So trug Herrmann beim Fest als Gründer die Nummer Eins. Nach den Katastrophennachrichten von Mittwoch, 14. Juli, und Donnerstag, 15. Juli, 2021 hatte er nicht untätig bleiben können. Gleich am Freitag danach habe er Hilfsgüter zum Stützpunkt am Nürburgring gebracht, erzählte er. Nach einem Aufruf in den sozialen Medien und Zeitungen seien viele Helferinnen und Helfer spontan zusammengekommen, berichtete er. „Und dann sind wir gleich mit einem vollen Reisebus mit 50 Leuten an die Ahr, um dort zu helfen.“

Den Bus habe er zunächst aus eigener Tasche bezahlt. In der Folgezeit konnte das Fahrzeug für die Fahrten ins Katastrophengebiet an jedem Samstag durch Spenden finanziert werden. Über das schnell aufgebaute Helfernetzwerk kamen die „Ahrschipper“ auch nach Swisttal. Hier wie dort ging es zuerst ans Schlammschippen, dann ans Estrichstemmen und ans Abreißen. Inzwischen fahren sie zwar nur noch im zweiwöchigen Rhythmus zu ihren Einsätzen, aber gebraucht werden sie immer noch. Gerade vor zwei Wochen haben sie noch in einem Haus am Jülicher Ring in Odendorf Estrich abgestemmt.

Hilfe kennt keine Nationalitäten

Tatsächlich sind die „Ahrschipper“ auch eine besondere Art von Integrationsmodell: nicht nur gibt es in ihren Reihen verschiedene Berufsgruppen wie Verwaltungsbeamte, Altenpfleger, Handwerker, Logistiker und Selbstständige. Unter den 172 aktiven und passiven Mitgliedern sind Menschen aus vielen Ländern vertreten, darunter Russland, Syrien, Kasachstan und Afghanistan.

Etwa der 31-jährige Noragha Beek, der 2015 als Flüchtling aus Afghanistan gekommen war, inzwischen in Schwetzingen lebt und als Monteur für Duschkabinen arbeitet. „Wenn ich anderen Menschen etwas Gutes tue, dann bin ich stolz“, sagte Beek. Innerhalb der Gruppe seien viele Freundschaften entstanden, erläuterte Herrmann. „Diese Freundschaften, die Dankbarkeit und das Herzliche nehmen wir mit“, meinte er. „Ahrschipperin“ Janina Misic (44) aus Heidelberg brachte es so auf den Punkt: „Was einem heute noch Gänsehaut macht, ist diese Dankbarkeit. Die erwartet man gar nicht.“

Gelebte Inklusion

Mit etwa 30 Personen zum Fest gekommen waren die „Grevenbroicher Helfer mit Herz“. Auch diese Helfergruppe ist inzwischen ein eingetragener Verein. Schon seit der ersten „Chaosphase“ nach der Flut seien sie im Einsatz, erzählte Vanessa Döpp. „Das war damals eigentlich ganz spontan“, so die 31-Jährige. Nach einem Aufruf hatten sich damals gleich so viele Freiwillige gefunden, dass sie gleich mit zwei Bussen ins Katastrophengebiet fahren konnten. Die Kosten übernahm zunächst der Busunternehmer, dann fanden sich Sponsoren. Ihre ersten Einsätze hatten die „Grevenbroicher Helfer mit Herz“ an der Ahr.

„Der erste Einsatz war so ein Schock“, erinnerten sich Vanessa Döpp, Alice Czech (43), Franziska Klopp (31) und Monika Reimann (49). „Wenn man das einmal gesehen hat, kann man nicht mehr aufhören.“ Über die Helfernetzwerke kamen sie auch nach Swisttal, wo es „auch noch genug zu tun“ gebe, so der Tenor.

Was bei den „Ahrschippern“ die Integration von Menschen aus anderen Ländern ist, ist bei den Grevenbroicher die Inklusion. Denn in ihren Reihen engagierten sich auch eine große Gruppe Gehörloser, wie Magnus Miroslawski sagte. Die Gehörlosen kommen aus Berlin, Bielefeld, Koblenz oder Leverkusen und übernachten bei Miroslawski, bevor sie an Samstagen mit den „Grevenbroicher Helfern mit Herz“ zu ihren Einsätzen fahren.