Kabarettist Ludger K. im Kreaforum Morenhoven Neusprech und Feuerschnitzel

Swisttal-Morenhoven · Was ist das denn bitte für eine Ansage? „Hilfe ich werd' konservativ!“ So etwas kann man als Kabarettist auf der Bühne doch nicht einfach so zugeben. Man vielleicht nicht – Ludger K. allerdings schon.

 Ludger K. überzeugt mit Ironie und Hintersinn.

Ludger K. überzeugt mit Ironie und Hintersinn.

Foto: Rainer Timm

Wie das bei Leuten aus dem Ruhrpott gemeinhin so üblich ist, trägt auch Herr Krusenberg aus Essen sein Herz auf der Zunge. Und tut gut daran, wie jetzt auch seine Zuschauer im ausverkauften Morenhovener Kreaforum befanden. Nicht nur, weil wir seither wissen, was sich hinter dem politisch korrekten „Feuerschnitzel“ verbirgt und warum Pippi Langstrumpfs Vater nunmehr „Südseekönig“ heißt. Oder dass der gute alte Ruf „Mann über Bord“ auf dem Kreuzfahrtschiff, das seinen Namen mit einer Oper von Verdi teilt, endgültig ausgedient hat. „Person über Bord“ erspart schließlich auch der engagierten Feministin in akuter Seenot jegliche verbale Diskriminierung.

Aber mal im Ernst: Welch politische Macht die Sprache entfalten kann, hat schon George Orwell in seinem, 1948 erschienenen, packend-beklemmenden Roman „1984“ beschrieben. Sein „Neusprech“ gleicht der Manipulation der Massen in Vollendung – da wird einem so manch bayerischer Ministerpräsident mit gewissen Wortfindungsstörungen geradezu sympathisch. Und der ist ja übrigens auch? Na eben; konservativ.

Sei's drum: Wer nicht alle eigenen Grundsätze über Bord wirft, – nur weil sie gerade nicht im Mainstream schwimmen, und wer dem hehren „Alle Menschen sind gleich“ das alltagstaugliche „Jeder Jeck ist anders“ an die Seite stellt, hat es im Land der nicht so ganz Dichten – vormals dem der Dichter und Denker – doch zumindest etwas leichter.

Meint jedenfalls Ludger K. Sein Plädoyer für mehr Selbstbewusstsein und Souveränität im Umgang mit den nicht umsonst über Jahrhunderte tradierten Werten, wartet bei aller Direktheit auch mit Ironie und Hintersinn auf. Insofern stimmt das mit der kabarettistischen Glaubwürdigkeit zu guter Letzt ja doch.

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