Neubeginn nach der Katastrophe Warum es bis zum Abriss eines Flut-Hauses zwei Jahre dauerte
Swisttal-Odendorf · Zwei Jahre ist es nun her, dass die Flut auch das Haus von Kirsten und Ludwig Cramer am Orbach in Odendorf zerstörte. Erst jetzt wurde es abgerissen.
Der Orbach existiert nicht mehr. Das Betonbett mitten in Odendorf ist staubtrocken, nicht mal ein Rinnsal fließt hindurch. Vor zwei Jahren war das anders. Tagelange Regengüsse hatten die nur neun Kilometer entfernte Steinbachtalsperre überlaufen lassen. Das Wasser überflutete auch den Odendorfer Ortskern.
Drei Häuser am Rande des Orbachs waren nicht mehr zu retten. Sie mussten abgerissen werden. Weiteren Häusern steht dieses Schicksal noch bevor. Fast genau zwei Jahre nach der Flut wurde jetzt das Haus von Kirsten und Ludwig Cramer dem Erdboden gleichgemacht. Das von der Baggerschaufel eingerissene Mauerwerk landete auf Lastwagen, die es abtransportierten. In der Flutnacht hatte sich die Familie auf das Dach des Schuppens gerettet.
Erleichtert über den Abriss
Kirsten Cramer berichtet mit Erleichterung vom Ende des Gebäudes, in dem sie mit Ehemann Ludwig und Sohn Luis seit 2008 gelebt hatte. Wehmut schwingt nicht mit, wenn sie sagt: „Ich habe mich von dem Haus schon im vergangenen Jahr verabschiedet. Schimmel hatte sich ausgebreitet, da war nichts mehr zu machen. Ich bin dann auch gar nicht mehr reingegangen, weil ich immer Husten bekam, nachdem ich drin gewesen war.“ Sie habe zwar schöne Erinnerungen, aber jetzt empfinde sie so etwas wie Befreiung. Nun sei Platz für Neues, für einen Neustart.
Dieser Neustart soll in zwei Jahren vonstatten gehen, hofft die 51-Jährige, die mit Mann und Sohn übergangsweise in einem der kleinen Tiny-Häuser im Odendorfer Gewerbegebiet lebt. Im Januar 2023 genehmigte der Rhein-Sieg-Kreis den Bauantrag für einen Neubau an gleicher Stelle. Allerdings mit der Maßgabe, dass aus Gründen des Hochwasserschutzes der Wohnbereich im Obergeschoss geplant wird. So sind im Erdgeschoss Garage und Nebenräume vorgesehen.
Hoffen auf Einzug Mitte 2025
„Wir freuen uns, dass es jetzt losgehen kann“, sagt Kirsten Cramer. In der nächsten Woche wird das Bodengutachten erstellt, auf dessen Basis kann die Statik für den Neubau berechnet werden. Danach könnte mit dem Bau begonnen werden. Vorausgesetzt, das Ehepaar Cramer findet schnell ein Unternehmen und dann noch verfügbare Handwerker für den Innenausbau. Kirsten Cramer rechnet mit 16 bis 18 Monaten Bauzeit, demnach mit dem Einzug ins neue Heim Mitte 2025.
Versichert ist das Ehepaar „zum Neubauwert“. Das heißt, so Kirsten Cramer: „Die Versicherung bezahlt das, was wir hatten, nach heutiger Art und Güte.“ Der Abrissgenehmigung gingen zahlreiche Gespräche mit der Versicherung und dem Rhein-Sieg-Kreis voraus. Zwischen dem Ehepaar und der Versicherung gab es unterschiedliche Auffassungen darüber, was und wie viel die Versicherung zu zahlen habe. Aber nun ist alles geregelt, auf den Neustart in hoffentlich zwei Jahren wartet Familie Cramer im kleinen Tiny-Haus.