Kirchensanierung Skelettfunde verzögerten die Arbeiten an Pfarrkirche in Ollheim

Swisttal-Ollheim · Von innen frisch saniert, an der Statik verbessert und technisch aufgewertet präsentiert die Gemeinde Ollheim ihre Pfarrkirche St. Martinus. Nach Monaten der Sanierung ist demnächst feierliche Wiederöffnung. Denn es wurde viel getan.

Der frisch sanierte Innenraum von St. Martinus Ollheim ist fertig für die feierliche Wiedereröffnung.

Der frisch sanierte Innenraum von St. Martinus Ollheim ist fertig für die feierliche Wiedereröffnung.

Foto: Gerda Saxler-Schmidt

Noch ist das Hauptschiff des Kirchengebäudes von St. Martinus an einer Seite eingerüstet und die Arbeiten am barrierefreien Zugangs sind nicht abgeschlossen. Der renovierte Innenraum aber präsentiert sich schon hell und in frischen Farben. Der Sonnenschein lässt die ebenfalls renovierten Buntglasfenster wieder strahlen. So kann trotz einiger Restarbeiten die Kirche St. Martinus Ollheim nach umfangreicher Renovierung, Instandsetzung und technischen Neuinstallationen am Samstag mit Festakt und Festkonzert wiedereröffnet werden.

Dass der barrierefreie Zugang bis zur Wiedereröffnung noch nicht fertig sei, hänge mit dem Frost und vor allem mit den Funden von Skeletten zusammen, sagt Heiner Meurs, geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstandes von St. Martinus zum Baufortschritt. Mit derartigen Entdeckungen war schon gerechnet worden, weil auf dem Gelände bereits seit dem Hochmittelalter Kirchengebäude und Friedhöfe nachgewiesen sind. Unter der Aufsicht des Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland wurden tatsächlich in der geringen Grabungstiefe von 50 Zentimetern menschliche Knochen gefunden. Insbesondere vier Skelette wurden dokumentiert und zur weiteren wissenschaftlichen Untersuchung geborgen.

Ein langer Riss im Kirchenschiff

Auch sonst dauerten die Bauarbeiten insgesamt einige Monate. Dazu war seit April die Kirche geschlossen. In dieser Zeit haben die Gottesdienste in der Kapelle in Mömerzheim stattgefunden. Den offiziellen Auftakt zur Gesamtmaßnahme hatte aber bereits im November 2021 die Bauabnahme der notwendigen Verstärkung durch Stahlträger im Glockenturm gebildet. „Die Causa ist Substanzsicherung“, hatte Meurs die Aufgaben damals auf den Punkt gebracht. Denn quer durch das Gewölbe des Kirchenschiffs lief ein langer Riss, dem auf den Grund gegangen werden musste. Die Ursache: die Belastungen, die das Schwingen der drei Glocken beim Festgeläut auf den Turm bringen. Sie wiegen immerhin etwa 2,5 Tonnen. Durch die horizontale Bewegung, die auf die Wände ging, mussten aus Sicherheitsgründen Stahlträger zur Verstärkung eingebaut werden. Zusätzliche sogenannte Traversunterzüge in Adreaskreuzform wurden eingezogen, durch die die Horizontalbelastung aufgefangen und weggelenkt wird.

Ab dem Frühjahr folgte dann die umfangreiche Renovierung und Modernisierung. Über die statisch-konstruktive Sicherung des Glockenstuhls hinaus wurden gab es viel zu tun. Unter anderem wurden die Buntglasfenster restauriert. Als „kunsthistorisch bedeutsames Juwel“ bewerten Fachleute schließlich die Glasfenster von St. Martinus. Die Gemäldevorlagen stammen von Friedrich Stummel, der auch den Entwurf für eine Fensterausstattung in der persönlichen Kapelle von Pius X. gefertigt hat. Maurer-, Fugen- und Putzarbeiten innen wie außen standen in Ollheim an. Zimmererarbeiten an Dachstuhl und Gewölbesteg sowie Heizungs-, Lüftungsarbeiten und Elektroarbeiten einschließlich Erneuerung der Beleuchtung kamen dazu.

Technische Ausstattung für zukünftige Nutzungen

Ausdrücklich auf künftige Nutzungsmöglichkeiten zielen zudem einige Neuerungen ab: So wurde eine PTZ-Kamera wurde installiert, eine fernsteuerbare Full-HD-Kamera, mit der Aufnahmen vom Altar bis zur Orgel auf Bildschirme im Frontbereich der Kirche projiziert werden können. So sind Übertragungen von Gottesdiensten und anderen liturgischen Feiern mittels Video-, Netzwerk- und Streaminganlage möglich. Neu ist auch eine induktive Schwerhörigenanlage. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist der hintere Raum der Kirche von Kirchenbänken frei. „Dieser Bereich soll künftig kommunikativen Zwecken dienen“, erläutert Meurs in einer umfangreichen Publikation zu der Renovierung. „Ob in der eucharistischen Begegnung, ob in der Begegnung mit Musik oder in der mit Literatur, ob in der Begegnung mit Ideen anderer, ob in der Begegnung durch ein Schwätzchen“ – kurzum in allen Aspekten soll dies eine Bereicherung des Gemeindelebens sein. Darüber ergeben sich auch neue Chancen, etwa für kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen oder Orgelkonzerte auf der aufwendig restaurierten und historisch wertvollen König-Orgel.

Zum finanziellen Rahmen der gesamten Maßnahme will Meurs aktuell nichts sagen. Zum Auftakt im November 2021 war noch von einem mittleren sechsstelligen Euro-Betrag die Rede. Fördermittel kommen unter anderem von der Bezirksregierung Köln aus dem Denkmalförderprogramm NRW sowie aus dem Programm „Kirchturmdenken 2.0 – Sakralbauten im ländlichen Raum: Ankerpunkte lokaler Entwicklung und Knotenpunkte überregionaler Vernetzung“ mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Ländliche Entwicklung“, dessen Ziel die Förderung von Kulturarbeit im ländlichen Raum ist.

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