Dichtkunst als Geschenk Poetry-Slam für Gesamtschule in Swisttal

Swisttal · Die Flut hat auch das Leben von Schülerinnen und Schülern in Swisttal verändert. Sie mussten viele Kompromisse eingehen, haben aber auch aktiv anderen in der Not geholfen. Claudia Lüth von der Theatergemeinde Bonn wollte den jungen Menschen für ihren Einsatz danken und hat dafür ein besonderes Event in der Gesamtschule Swisttal organisiert. Moderne Dichtkunst stand dabei im Mittelpunkt.

 Angelina Sara Marie Thiele tritt unter dem Künstlernamen Jay als Poetry-Slammerin auf. In Heimerzheim philosophierte sie über ihren „unsichtbaren besten Freund“.

Angelina Sara Marie Thiele tritt unter dem Künstlernamen Jay als Poetry-Slammerin auf. In Heimerzheim philosophierte sie über ihren „unsichtbaren besten Freund“.

Foto: Matthias Kehrein

An der Gesamtschule Swisttal hat sich seit der Flut viel verändert. Die älteren Schülerinnen und Schüler teilen sich nicht nur die Klassenräume, sondern auch den Schulhof mit den jüngeren Schülerinnen und Schülern der benachbarten Grundschule, die stark sanierungsbedürftig ist. Sie halfen tatkräftig mit, damit es möglichst schnell wieder einen Schulalltag geben konnte. Claudia Lüth, Jugendreferentin der Theatergemeinde Bonn, wohnt in Swisttal und erlebte das Engagement der Schülerschaft mit eigenen Augen. Jetzt wollte sie sich bei den Schülern für deren Durchhaltevermögen und Verständnis bedanken.

Poetry-Slam-Wettbewerb an der Gesamtschule

Dafür hat sie sich etwas Besonderes überlegt: einen „modernen Dichterinnenwettstreit“ in der Aula der Gesamtschule. Beim Poetry-Slam geht es darum, Gedanken und Gefühle in eigene Worte zu fassen und in unter sechs Minuten auf der Bühne ausdrucksstark vorzutragen. Die vorgetragenen Stücke werden vom Publikum mit Punkten und Applaus bewertet.

So auch in der Gesamtschule Swisttal. Claudia Lüth hatte den Kontakt zu einer Gruppe junger Dichterinnen hergestellt und die Veranstaltung organisiert. Finanziell unterstützt wurde sie dabei von der Fahrschule Rang aus Heimerzheim und dem Lions Club Euskirchen.

Die Poetry-Slammerin Anna Lisa Azur aus Bonn führte durch zwei Veranstaltungen, zu denen 476 Schülerinnen und Schüler eingeladen waren. Den meisten war Poetry-Slam vorher kein Begriff, wie sich auf Nachfrage der Moderatorin ans Publikum herausstellte. Das sollte sich ändern.

Dichtkunst aus dem Pantheon-Theater

Schulleiterin Sybille Prochnow Penedo ist es, wie sie im Gespräch mit dem General-Anzeiger betont, wichtig, den Schülerinnen und Schülern Kunst und Kultur zugänglich zu machen. Deshalb zögerte sie nicht lange, als Claudia Lüth ihr vorschlug, Poetry-Slam nach Heimerzheim in die Gesamtschule zu bringen.

Dafür waren sechs junge Künstlerinnen aus ganz NRW nach Heimerzheim gekommen. Sie gehören zum U20-Poetry-Slam „Rheinreden“ des Pantheon Theaters Bonn, bei dem junge Dichterinnen und Dichter erste Erfahrungen auf der großen Bühne sammeln. In Heimerzheim sprechen sie über Themen, die die Schülerinnen und Schüler beschäftigen: Freundschaft und Liebe, Freiheit und das Gefühl, gefangen zu sein. Sich mit diesen Themen zu beschäftigen, fördere die Resilienz, wie Prochnow Penedo findet. „Das ist die wertvolle Fähigkeit, sich berühren lassen zu können“, erklärt sie.

Den Wettbewerb, bei dem Schülerinnen und Schüler die Siegerin wählten, gewann Angelina Sara Marie Thiele, die unter dem Namen Jay auftrat. Den Sieg brachte ihr ein Text mit dem Titel „Fängst du mich?“.

Theater statt Netflix

Während einige Schülerinnen und Schüler merklich Berührungsängste hatten und mit der ausdrucksstarken Dichtkunst nicht viel anfangen konnten, hinterließ die Veranstaltung bei anderen nachhaltig Eindruck. Anna Lisa Azur berichtete dem GA von einem Gespräch mit einer Schülerin aus der Unterstufe. Diese wollte unbedingt wissen, wie sie selbst auch bei einem Poetry-Slam auftreten kann.

Damit auch in Zukunft Schülerinnen und Schüler für Kulturformate begeistert werden können, wünscht sich Schulleiterin Prochnow Penedo mehr Raum für Veranstaltungen wie den Poetry-Slam. Mit dem Neubau an der Gesamtschule Swisttal, der im Sommer 2024 bezugsfertig sein soll, könnte dieser Raum entstehen. Claudia Lüth möchte den Kontakt zwischen Schule und Dichterinnen aufrecht erhalten und hofft auf einen positiven Effekt, ganz nach dem Motto „Theater statt Netflix“.

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