Swisttaler Friedwald Projekt ist durch ablehnende Stellungnahmen in Gefahr

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Trotz negativer Stellungnahmen von Naturschützern, die Bürgermeister Eckhard Maack erbost als "Bremsen" bezeichnete, will die Gemeinde Swisttal die Pläne für den Friedwald weiterverfolgen.

 Pittoresker Bestattungsort: Nahe der Burg Heimerzheim soll der Friedwald entstehen.

Pittoresker Bestattungsort: Nahe der Burg Heimerzheim soll der Friedwald entstehen.

Foto: Wolfgang Henry

Darin mündete die Diskussion im Hauptausschuss, dem auf Antrag der FDP ein Sachstandsbericht zum "für die Gemeinde Swisttal wichtigen Projekt" erstattet wurde. Anlass: Die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW (LNU) hatte sich ablehnend dazu geäußert. Wie berichtet, soll in einem 30 Hektar großen Mischwald von Burg Heimerzheim ein Friedwald entstehen, betrieben von der Friedwald GmbH.

Der Bürgermeister nahm in der Sitzung kein Blatt vor den Mund: "Mittlerweile entpuppen sich unsere Freunde vom Natur- und Landschaftsschutz als absolute Bremsen. Ob das langfristig angemessen ist und langfristig Natur- und Landschaftsschutz nützt, wage ich zu bezweifeln." Die Untere Landschaftsbehörde beim Rhein-Sieg-Kreis schloss er ausdrücklich in seine Kritik ein: "Mittlerweile wirkt sich das so aus, dass fast nichts mehr geht. Aber es gibt auch andere Belange als nur den Naturschutz. Man sollte es nicht übertreiben."

In ihrem Antrag zur Ausschusssitzung zitierte die FDP aus der "sehr kritischen Stellungnahme" der LNU: "Das Vorhaben an der Burg Heimerzheim ist mit zahlreichen öffentlichen Belangen nicht vereinbar." Fraktionsvorsitzende Monika Wolf-Umhauer wollte nun wissen, ob diese "öffentlichen Belange" gegen eine Umsetzung des Projektes sprechen.

Laut LNU-Stellungnahme stünden verschiedene Schutzziele dem Anliegen entgegen. Kompromisse durch Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen seien zwar erwogen worden, aber letztlich nicht geeignet, um die erheblichen negativen Auswirkungen des Vorhabens auf die verschiedenen Schutzgüter zu rechtfertigen. Es werde angeregt, einen neuen, geeigneteren Standort für ein solches Vorhaben zu suchen.

Der Swisttaler Naturschutzverein "Rettet Bäume & Biotope" hat sich der LNU nicht nur "vollumfänglich" angeschlossen, er erklärt in seiner Stellungnahme an den Rhein-Sieg-Kreis sogar, es bestehe "überwiegend ein öffentliches Interesse, jegliche Art Friedwald in Swisttal abzulehnen". Zu diesem Resümee kommt der Naturschutzverein, weil nach seiner Ansicht Mindereinnahmen bei der Bewirtschaftung der gemeindeeigenen Friedhöfe durch einen konkurrierenden Friedwald nicht durch Abgaben und Steueraufkommen kompensiert würden.

Manfred Lütz (CDU) betonte, es gebe in der Gemeinde sehr viel Zustimmung zu dem "dringend erwarteten Projekt". Naturschutz und Friedwald seien grundsätzlich gut miteinander vereinbar. Er mahnte, nun nicht alle möglichen Aspekte immer weiter zu prüfen, sonst sei "der Fisch irgendwann vom Haken". Udo Ellmer (Bündnis 90/Die Grünen) zeigte für die Einwände der LNU kein Verständnis, schließlich spreche man bei der vorgesehenen Fläche "nicht von einem unberührten Stück Natur". Das Areal werde "schon immer" als Erholungs- und Spazierweg genutzt.

Wie Swisttals Pressesprecher Bernd Kreuer auf Anfrage sagte, schlägt die LNU vor, einen Friedwald auf gemeindeeigenen Friedhöfen oder im Kottenforst einzurichten. Dies hatten auch die Grünen schon beantragt. Ergebnis der Prüfung durch die Gemeinde: Eine Fläche im Kottenforst nahe dem Eisernen Mann sei nicht geeignet; dorthin führe nicht einmal ein Weg. Und kein Friedhof hat einen Baumbestand, der Friedwald-Bestattungen zulassen würde.

Die Gemeinde prüft nun weiter die Möglichkeit alternativer Bestattungsformen, wie Streuwiesen oder Rasengräber ohne Kennzeichnung. Die Ergebnisse sollen in eine Stellungnahme einfließen, so Kreuer. Auch Stellungnahmen eines Gutachters von Friedwald GmbH und des Eigentümers des Burggeländes werden dem Rhein-Sieg-Kreis als Genehmigungsbehörde vorgelegt.

Landesgemeinschaft muss gehört werden

Der Rhein-Sieg-Kreis als Genehmigungsbehörde hat die Stellungnahme der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW e.V. (LNU) zum Swisttaler Friedwald-Projekt eingeholt. Die LNU, Dachverband von rund 80 Vereinigungen des ehrenamtlichen Naturschutzes mit 300.000 Mitgliedern, ist nach § 29 Bundesnaturschutzgesetz anerkannt. Dies beinhaltet, dass die LNU von Behörden und Dienststellen an bestimmten Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beteiligen ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort