„RobART“-Ausstellung im Iran Ehepaar aus Rheinbach schafft Kunst durch Roboter
Swisttal/Rheinbach · Das Ehepaar Knut und Ingrid Reinhardt aus Rheinbach baut Roboter um Kunst zu schaffen. Außerdem bringen sie eine Beethoven-Skulptur in den Iran und wieder zurück.
Über Knut und Ingrid Reinhardt gibt es einiges zu berichten. Zum Beispiel, dass das Ehepaar Roboter baut, um mit zwei speziellen Techniken Kunst zu schaffen. Oder dass sie in den Iran reisen, um dort mit einheimischen Künstlern auszustellen. Oder dass sie ihre Beethoven-Skulptur, die sie auf einer Reise mit zum Grab des Dichters Hafis in Schiras gebracht hatten, an die Stadt Rheinbach übergeben haben.
Wie Roboter Kunst schaffen? Das Kunstwerk beginnt mit einem Entwurf von Ingrid Reinhardt. Dieser wird digitalisiert und in die von ihrem Mann gebauten Maschinen eingelesen, die ihn mit einer von zwei Techniken umsetzen. Bei der ersten häufen die Roboter nach und nach Farbtropfen zu Türmchen auf. "Das dauert. Jeder Tropfen muss erst trocknen, sonst gibt es Matsche", erklärt Knut Reinhardt. Vier bis sechs Wochen kann ein solches Bild aus vielen kleinen Stalagmiten bis zur Vollendung in der Maschine bleiben.
Bei der zweiten Technik fräsen die Maschinen mit Diamantbohrern Löcher in Glasscheiben. Erst aneinander gereiht und beleuchtet ergeben die einzelnen Scheiben dann ein Gesamtkunstwerk. "Licht und Glas harmonisieren in besonderer Weise", sagt Knut Reinhardt. "An den Stellen, wo das Glas verletzt ist, tritt das Licht aus." Den Grundstein für ihre "RobART" legten die Pensionäre in ihrer Zeit als Lehrer. Knut Reinhardt, der Technik und Informatik unterrichtete, programmierte mit seinen Schülern die Programme, die die Roboter auch acht Jahre später noch zum Laufen bringen.Für die nötige Inspiration sorgte eine Reise nach Australien.
Punkte und Linien in der Kunst der Aborigines
Die Aborigines greifen in ihrer Kunst laut Ingrid Rheinhardt auf Punkte und Linien zurück, und verbringen teilweise Monate damit, ein Bild aus Tausenden Punkten zusammenzusetzen. "Wir haben das beobachtet, und es hat uns fasziniert. Aber wir haben nicht die Geduld, uns vor ein Blatt zu setzen und stundenlang zu punkten, also hat Knut eine Maschine gebaut", sagt die Künstlerin. Rund zehn Roboter nehmen im Wohnhaus des Paares in Essig den Wintergarten und die Kellerräume sowie das Atelier im Gewerbepark Hofmann in Rheinbach ein. Bis die Bohrtechnik optimiert war, habe es viele Monate gedauert. Die Maschinen bohren unter Wasser und sehr langsam, damit das Glas nicht bricht.Der letzte Neuzugang kann mit Lasern in Plexiglas fräsen. "Das geht schneller, als in Glas zu bohren", weiß Knut Reinhardt.
In den Iran wollte seine Frau zunächst nicht. "Ich habe mich lange gewehrt, weil man sich da verhüllen muss", erklärt sie. Doch schließlich konnte ihr Mann, der als Student mehrmals im Nahen Osten war, sie zu einer Reise in das Land der "vielen kulturellen Highlights" überzeugen. Dort stellte sie fest: "Die Iraner sind ganz jeck auf Westliches." Die beiden hätten leicht viele Leute kennengelernt und intensive Unterhaltungen mit ihnen auf Englisch geführt. Die Fremdenführerin Leyla Agh᠆daam - eine Zufallsbegegnung an einer Straßenecke - schlug ihnen vor, doch einmal im Iran auszustellen. "Etwas, woran wir nie gedacht haben", sagt Ingrid Reinhardt. "Die Künstler, die wir kennengelernt haben, waren fantastische Persönlichkeiten. Wir wollen gemeinsam mit ihnen ausstellen. Gerade in der momentanen politischen Situation."
Kunstbehörde Teheran musste jedes Kunstwerk einzeln genehmigen
Aghdaam habe die Organisation für die erste Ausstellung im Februar in Teheran übernommen. Die iranische Kultusbehörde habe Knut Reinhardt zufolge jedes Kunstwerk einzeln genehmigen müssen. "Wir waren skeptisch, weil auch Frauen-Torsi dabei waren, aber es hat alles geklappt. Staatliche Vorschriften sind eine Sache - was die Künstler machen eine ganz andere", meint er. Die Ausstellung schaffte es sogar auf die Titelseite der "Teheran Times". Ab 4. Dezember soll eine einwöchige Ausstellung in der Millionenstadt Schiras folgen. Geld verdienen könnten sie damit nicht. "Der Gewinn ist das Erlebnis. Das ist ein Wert, der diesen ganzen Aufwand rechtfertigt", sagt Knut Reinhardt. Ein solches Erlebnis war auch die Reise mit einer Beethovenskulptur aus perforierten Glasplatten zum Grabmal des Dichters Hafis.
Das bekannteste Werk des persischen Dichters des 14. Jahrhunderts ist der Diwan, eine Sammlung von Gedichten. Und wie hängen Beethoven und Hafis zusammen? Goethe war so fasziniert vom Diwan, dass er seinen Gedichtzyklus "West-östlicher Diwan" verfasste, erklärt Knut Reinhardt. Schiller wiederum war ein enger Freund Goethes. Mit der "Ode an die Freude" schrieb Schiller eine Hymne an die Brüderlichkeit aller Menschen, die Beethoven später vertonte. Diese enge kulturelle Beziehung von Musik und Dichtung über Ländergrenzen hinaus wollte das Ehepaar mit seinem Besuch unterstreichen. "So hat Beethoven Hafis besucht und sich das Dilemma vor Ort angeguckt", sagt Knut Reinhardt. Nun schaut sich Beethoven den Ratssaal des Glasmuseums in Rheinbach an: Nach ihrer Friedensmission übergaben die Künstler ihre Skulptur an die Stadt.