Nachwuchsförderung für technische Berufe Schüler aus Swisttal konstruieren einen Aufzug und nützliche Roboter
Swisttal · Bei den „Hackdays“ an der Gesamtschule Swisttal ging es nicht um das Knacken von Sicherheitssystemen, sondern praktische Hilfen für den Alltag. Was die jungen Teilnehmer ausgetüftelt haben.
Barbara Ulbrich, stellvertretende Leiterin der Gesamtschule Swisttal, erinnert sich an einen Schüler im Rollstuhl: „Er wurde von Mitschülern die Treppen hochgetragen.“ Denn einen Aufzug gibt es nicht im Schulgebäude. Das sei vor allem deshalb ein Problem, weil die meisten Klassenräume oberhalb des Erdgeschosses liegen würden, sagt die Schülerin Zuri. Das macht die Gesamtschule für Menschen mit Gehbehinderung unattraktiv. Die 15-Jährige und ihr Team haben für ihren Beitrag zum „Hackday“ diesen Mangel aufgegriffen und einen Aufzug konstruiert und programmiert.
Das Projekt ist an der Gesamtschule in Heimerzheim in die zweite Runde gegangen. Beim ersten mal durften die Zehntklässler ran, dieses Mal Schüler aus Jahrgangsstufe 9, die sich freiwillig dafür gemeldet haben. Programmier-Vorkenntnisse waren keine Voraussetzung: Mitmachen konnte jeder, der das mal ausprobieren wollte. Denn „Hack“ bedeutet in dem Zusammenhang nicht ein illegales Ausspionieren von fremden Computern oder Netzwerken, sondern meint einen „kleinen Kniff“, um zum Beispiel einen Computer effizienter zu machen oder eine nützliche Software zu entwickeln, erklärte Bettina Wellor, Projektkoordinatorin für das ZDI Rhein-Sieg (siehe Infokasten), die das Engagement von Lehrern, Schülern und Mentoren lobte.
Bei den „Hackdays“ an der Gesamtschule ging es um relativ einfache Programmieraufgaben. Drei Nachmittage haben die Neuntklässler dafür investiert, und das mit wachsender Begeisterung. Am ersten Tag ging es um Grundlagen und Ideenfindung, am zweiten wurde getüftelt. Das wurde am Freitag fortgesetzt, bis kurz vor der Präsentation der „Hacks“ in der Aula. Zuri, Lika (14) und drei weitere Mädchen mussten für den Aufzug ein Pappmodell basteln: Ein Lift, der zwei Stockwerke verbindet, bewegt über eine Seilwinde. Bei der Programmierung sollte sichergestellt werden, dass sich der Aufzug per Knopfdruck hoch und runter bewegt.
Lika hatte diesen Teil vorrangig übernommen und kam zu dem Schluss: „Ich glaube nicht, dass das etwas für mich ist.“ Sie sei eher künstlerisch begabt. Auch Zuri sieht ihre berufliche Zukunft nicht in der Informatik. „Ich mag es eher, handwerklich zu arbeiten.“
Eine andere Schülergruppe hatte einen Staubsaug-Roboter gebaut, der auch funktionierte. Eine weitere Gruppe baute ein kleines Transportfahrzeug. Ferner wurden automatische Türöffner gebastelt sowie Geräte, die die Temperatur und Luftfeuchtigkeit oder die Lautstärke in einem Raum messen. Zwei Gruppen bauten Spinde mit Code-Funktion, die ebenfalls einem Praxistest standhielten. Schließfächer gebe es an der Schule nicht, berichtete Annika (15), und erklärte: „Wir wollen nicht die Rucksäcke mit den schweren Büchern herumtragen.“
Für dieses Problem hatten sich Riam (15) und Max (14) eine besondere, allerdings noch nicht ganz ausgereifte Lösung ausgedacht: ein Roboter, der an Rucksack oder Ranzen montiert werden kann. „Das Gerät misst den Abstand, und wenn man sich zu weit weg bewegt, fährt es hinterher.“ Wie man verhindern kann, dass der Roboter jeder beliebigen Person folgt, mussten sie noch austüfteln. Beide waren ohne IT-Vorerfahrung an die Sache herangegangen, sind durch das Projekt jedoch auf den Geschmack gekommen. Riam: „Ich habe selber auch schon darüber nachgedacht, später etwas mit Programmieren zu machen.“