Mann schwer verletzt Polizei sucht weiter nach dem Schützen von Swisttal

Update | Swisttal-Essig · Die Polizei sucht weiter nach dem Mann, der am Montagabend in Swisttal-Essig einen Mann durch Schüsse schwer verletzt haben soll. Die Ermittler gehen ersten Hinweisen nach.

Polizei fahndet nach Person in Swisttal-Essig
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Polizei fahndet nach Person in Swisttal-Essig

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Foto: Axel Vogel

Die Sonne brennt, Grillen zirpen, trockenes Gestrüpp raschelt in einem warmen Wind. Der Feldweg, der in Verlängerung der Aachener Straße von Swisttal-Essig in Richtung Niederdrees führt, ist ein verlassener Ort. Parallel verläuft die B 266, zwischen Büschen und Bäume ist das Ludendorfer Rathaus zu sehen. Beides ist ein gutes Stück entfernt.

Und ausgerechnet hier fielen am Montagabend Schüsse. Ein verletzter Mann wurde hier am Montagabend um 20.12 Uhr gefunden und mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Er habe Schusswunden in Armen und Beinen aufgewiesen, war aber noch ansprechbar, teilte die Polizei mit. Dem Vernehmen nach stammt der Verletzte aus Swisttal-Essig. Der 48-Jährige sei schwer verletzt worden, schwebe aber nicht in Lebensgefahr, ergänzte der Bonner Polizeisprecher Robert Scholten auf Anfrage. Der mutmaßliche Täter, nach dem gefahndet wird, sei weiter flüchtig. Das sei auch am Mittwoch noch der Fall, wie Scholten sagte.

Opfer alarmierte zuerst seine Kinder

Ein Mann, der nach eigener Angabe zum Tatzeitpunkt mit seinem Hund auf dem Feld unterwegs war, schilderte gegenüber dem GA-Reporter seine Beobachtungen. Er habe in gut 200 Metern Entfernung das Geschehen beobachtet. Demnach saß das spätere Opfer zunächst auf dem Feldweg auf dem Boden, sei aber aufgestanden und auf den anderen Mann zugegangen. Dann sei es zur Abgabe mehrerer Schüsse gekommen. Da er kein Handy dabeihatte, sei der Zeuge sofort nach Hause geeilt und habe die Polizei benachrichtigt.

Dazu, ob Täter und Opfer sich kannten, kann die Polizei noch nichts bestätigen. Sie prüfe derzeit, ob es einen Kontakt zwischen den beiden gab. Bekannt ist, dass sich die beiden Männer aus bislang ungeklärten Gründen auf dem Feldweg trafen. Diese Begegnung endete in einer Schussabgabe. Das Opfer informierte daraufhin telefonisch seine beiden Kinder, die in der Nähe wohnen und sofort zum Tatort eilten. Während der Sohn die Schusswunde abdrückte, rief die Tochter den Notruf. Die Polizei bestätigt diesen Hergang. Warum der 48-Jährige nicht selbst den Notruf alarmiert hatte, ist bislang unklar.

Großaufgebot der Polizei

Aufgrund der Gesamtumstände ist eine Mordkommission eingerichtet worden. „Wir schauen uns den Fall und die Umstände jetzt ganz genau an“, betonte Scholten.

Die Polizei hatte am Abend ein Großaufgebot vor dem Ludendorfer Rathaus zusammengezogen. Nachdem bekannt geworden war, dass eine Person vom Tatort geflüchtet sein könnte, hatte sie umgehend eine Fahndung auch mit einem Hubschrauber zur Unterstützung eingeleitet. Unterstützt wurden die Beamten von der Feuerwehr Swisttal, die unter anderem den Tatort ausleuchtete und die Arbeiten mit einer Drohne begleitete. Da es nach ersten Ermittlungen keinen Hinweis auf eine größere Bedrohungslage gegeben habe, war nicht der gesamte Ort informiert worden, teilte die Polizei am Dienstag auf Nachfrage mit.

Anwohner wünschten sich offizielle Warnung

Mitbekommen haben die Anwohner in dem kleinen Dorf den Einsatz allerdings schon. So wie Marion Peters, die am Essinghof wohnt. Kurz vor 20 Uhr sei sie noch mit den Hunden unterwegs gewesen. Ihre übliche Gassi-Runde führt auch über den Feldweg, der nun Tatort ist. Einen oder gar mehrere Schüsse hörte sie nicht. Auch Sorgen machten sie und ihr Mann sich zuerst keine, dachten sie doch an eine Einsatzübung. Doch dann die Warnung: „Wir sollten in die Häuser und alles zu machen.“ Eine Information, die über Nachbarn und eine örtliche WhatsApp-Gruppe kommt. Eine offizielle Warnung sei nicht ergangen. „Wie schon bei der Flut“, erinnerte sich die Essigerin an das Vorjahr, als im Ort fast alle Häuser im Wasser standen. Die Situation jetzt habe auch ihren Mann beängstigt. Als der Bäcker am Morgen zur Arbeit fuhr, schloss er erst einmal alle Türen und Fenster sicher ab.

Unruhige Nächte hinter verschlossenen Türen

Eine unruhige Nacht verbrachte auch Nadine Manns. Von ihrem Fenster aus kann sie in Richtung des Feldweges schauen, in der Nacht beobachtete sie die Taschenlampenscheine der dort suchenden Polizisten. „Da habe ich schon ein bisschen Angst gehabt“, sagte sie am Tag danach. Denn: „Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten soll.“ Eine Information von offizieller Seite mit einer Handlungsanweisung hätte sie sich gewünscht. Außerdem brachten die Blaulichter Bilder aus der Flutkatastrophe zurück. „Die Panik vom letzten Jahr setzte wieder ein“, erzählte sie.

„Lasst keinen rein und macht die Tür zu“ bekam Trudi Weilandt immerhin als Warnung – von Nachbarn. Sie wohnt am Ortsausgang, nahe zur Bundesstraße und gegenüber dem Feldweg. Blaulicht und Martinshörner entgingen ihr natürlich nicht. Was genau los war, darüber verfolgte sie eine Diskussion in einer WhatsApp-Gruppe, die nach dem Hochwasser für Odendorfer und Anwohner gegründet worden war. Als Weilandt den ersten Bericht beim General-Anzeiger las, teilte sie den Link dort. Was sie besonders beunruhigte: dass der Täter flüchtig ist. „Es geht einem schon durch den Kopf: Sitzt der jetzt vielleicht bei uns um Garten?“

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