Statt Nutzung der Heimerzheimer Halle Swisttal bringt Geflüchtete in Euskirchen unter

Swisttal · In der kleinen Turnhalle auf dem Gelände der Gesamtschule in Heimerzheim werden vorerst doch keine Geflüchteten untergebracht. Denn die Gemeinde Swisttal erreichte ein unerwartetes Angebot. Und sie darf eine Unterkunft in Buschhoven errichten.

In der kleinen Turnhalle in Heimerzheim werden vorerst keine Geflüchteten untergebracht.

In der kleinen Turnhalle in Heimerzheim werden vorerst keine Geflüchteten untergebracht.

Foto: Hans-Peter Fuß

Der zuvor nur angedachte Notfall war eingetreten: Da die übrigen Kapazitäten erschöpft waren, wollte die Gemeinde Swisttal rund 40 Geflüchtete zum Jahresbeginn 2024 in der kleinen Turnhalle auf dem Gelände der Gesamtschule in Heimerzheim unterbringen. Doch dann meldete sich der Euskirchener Bürgermeister Sacha Reichelt vergangene Woche telefonisch bei seiner Swisttaler Amtskollegin Petra Kalkbrenner. Ergebnis dieses Gesprächs: Die Gemeinde bringt in der Halle vorerst keine Geflüchteten unter, Schulen und Vereine können sie weiter nutzen.

Angebot aus Euskirchen

Denn Reichelt bot Kalkbrenner an, dass die Gemeinde Swisttal für etwa ein Jahr eine voll ausgestattete Containerwohnanlage von der Stadt Euskirchen mieten könne. Darin könnten 40 Menschen untergebracht werden.

Durch die Anrechnung der 500 Menschen, die in der Zentralen Unterkunft des Landes NRW in der Stadt Euskirchen leben, ist die Stadt zumindest kurzfristig von weiteren Zuweisungen freigestellt. Von den insgesamt vier angeschafften Wohnmodulen wird daher eines aktuell von der Stadt Euskirchen nicht benötigt.

Kalkbrenner besprach diese Offerte umgehend mit den Fraktionsvorsitzenden der Ratsparteien und brachte das Thema am Dienstag in den Rat. Wenig überraschend beschloss der, das Angebot anzunehmen und die Container zunächst für ein halbes Jahr zu mieten. Kalkbrenner wurde beauftragt, mit der Stadt Euskirchen über die Modalitäten, darunter die finanziellen, zu verhandeln.

Der Standort der Container ist an der Straße „An der Vogelrute“ in der Nähe des Euskirchener Bahnhofs. Eine Erweiterung der Anlage auf 80 Personen ist geplant. Bedingung der Stadt Euskirchen ist, dass die Gemeinde Swisttal dort nur Familien unterbringt. Die Kinder könnten dann von Euskirchen mit der Bahn nach Odendorf zur Schule fahren. Verwaltungsmitarbeiter aus Swisttal haben sich inzwischen die Anlage angeschaut und sie „für gut befunden“, wie Kalkbrenner sagte. Die dann dort untergebrachten Menschen sollen aber in Swisttal mit Erstwohnsitz angemeldet werden, damit sie auf die Zuweisungsquote der Gemeinde angerechnet werden können.

Weiter Sport in der Halle

Die Ratsmitglieder bewerteten das Angebot aus Euskirchen durchweg positiv. „Wir sollten diese Chance ergreifen, damit die Schüler in der Halle weiter Sportunterricht haben können“, sagte Hanns Christian Wagner von der CDU. Außerdem sei die Unterbringung in Containern menschenwürdiger als in einer Halle.

Auf ewige Zeiten ausgeschlossen sei die Belegung der Halle mit Geflüchteten durch die jetzt gefundene Lösung allerdings nicht, sagte Kalkbrenner auf einer Frage von Michael Heider (FDP). Sie sei aber „zunächst“ aus der Planung.

Bau der Unterkunft bei Buschhoven möglich

Planungssicherheit dürfte die Gemeinde Swisttal aber jetzt haben, was den angedachten Bau einer Unterkunft an der B 56 bei Buschhoven angeht. Dieses Grundstück, auf dem eine Containeranlage für etwa 80 Menschen errichtet werden soll, liegt im Landschaftsschutzgebiet, in dem eigentlich nicht gebaut werden darf. Doch nun stellt das Amt für Umwelt- und Naturschutz des Rhein-Sieg-Kreis eine Befreiung von den Verboten des Landschaftsplans für die Dauer von drei Jahren in Aussicht - mit Option auf weitere drei Jahre. In einer Vorlage für den Naturschutzbeirat heißt es, man habe keine Bedenken gegen eine Befreiung, wenn die Gemeinde Swisttal nachweise, dass sie derzeit keine andere Möglichkeit habe, die Menschen unterzubringen. Die Entscheidung trifft der Beirat, der am Donnerstag, 7. Dezember, tagt.

Das Thema hatte in Buschhoven in den vergangenen Monaten für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Zunächst hatte die Gemeinden ein Grundstück am verlängerten Birkenweg ins Auge gefasst, diesen Plan aber nach heftigen Protesten aus der Anwohnerschaft nicht weiterverfolgt. In der Gemeinde Swisttal leben derzeit rund 400 Geflüchtete, weitere Zuweisungen werden angesichts der Weltlage nicht ausbleiben. Die Containeranlage auf der Buswendeschleife in Morenhoven soll im Mai 2024 bezugsfertig sein.