Zentral und ökologisch neu bauen Evangelische Kirchengemeinde Swisttal blickt in die Zukunft

Swisttal-Odendorf · In einer „Zukunftswerkstatt" überlegen Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Swisttal, wie das Gemeindeleben in den kommenden Jahren aussehen soll. Beschlossen ist bereits die Reduzierung auf eine Pfarrstelle für die gesamte Gemeinde. Nun geht es auch um den Bestand der bisher drei Gemeindezentren.

Die Maria-Magdalena-Kirche in Heimerzheim

Die Maria-Magdalena-Kirche in Heimerzheim

Foto: Axel Vogel

Gottesdienste, Gemeindearbeit, Kooperationen, Kompetenzteams: Jede Menge Ideen für die Zukunft der Evangelischen Kirchengemeinde Swisttal lieferten am Samstag 50 Gläubige in einer Zukunftswerkstatt im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Odendorf. Es muss dringend gespart werden, da der Finanzhaushalt der Kirchengemeinde nicht ausgeglichen ist. Zurückgehende Steuereinnahmen (Kirchenaustritte und demographischer Wandel) bei gleichzeitigen Mehrkosten für Personal und Gebäudeunterhalt in den drei Pfarrbezirken (Odendorf, Heimerzheim und Buschhoven) haben schon 2020 zu einem Defizit geführt, sodass bereits in der Gemeindeversammlung im Februar feststand, dass, wenn nichts passiert, die Rücklagen bis 2025 aufgebracht sind.

2021 ist die Entscheidung zur Konzentration auf eine Pfarrstelle gefallen

Um Kosten zu reduzieren, wurden bereits vor zwei Jahren die Kita-Trägerschaften an die evangelische Axenfeldgesellschaft abgegeben, im vergangenen Jahr fiel die Entscheidung zur Reduzierung auf eine Pfarrstelle. Nachgedacht wird dabei auch über andere Nutzung der Immobilien – eine Gebäudestrukturanalyse läuft aktuell – , da der Unterhalt für rein kirchliche Zwecke zu teuer ist. Die eingeläuteten Sparmaßnahmen werden auch eine Veränderung des Gemeindelebens zur Folge haben, da es sich nicht mehr nur vor Ort, sondern in ganz Swisttal abspielen wird.

Die Versöhnungskirche/Melanchtonhaus in Buschhoven

Die Versöhnungskirche/Melanchtonhaus in Buschhoven

Foto: Axel Vogel

In fünf Workshops wurden nun Themenkomplexe wie Gemeindeleben, spirituelle Angebote und die Verwendung der Gebäude diskutiert, die Vorstellungen waren vielfältig und bis zur Finanzierung gut überlegt. „Ich bin überrascht von den Ideen. Es ist eine sehr lebendige Gemeinde“, freute sich Oliver Conzelmann vom Zentrum für Gemeinde- und Kirchenentwicklung der Rheinischen Landeskirche, der gemeinsam mit Anke Kreutz, Pfarrerin im Pastoralen Dienst im Übergang, die Veranstaltung moderierte.

Klar wurde dabei, dass die Gemeinschaft durch gemeinsame Aktivitäten ausgebaut und gefestigt werden soll. Als „Zentrum des Glaubens“ sollen Gottesdienste in verschiedenen Formaten angeboten und für Jung und Alt damit gleichermaßen attraktiv werden. Kooperationen mit anderen Kirchengemeinden, Vereinen und Verbänden sollen zu Synergieeffekten führen.

 Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Odendorf.

Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Odendorf.

Foto: Axel Vogel

Franziska Kaiser wird Nachfolgerin von Pfarrerin Claudia Müller-Bück

Zur Unterstützung der Pfarrerin – die Entlastungs-Pfarrstelle für die neue Superintendentin Claudia Müller-Bück aus Heimerzheim übernimmt Franziska Kaiser (ehemals Hageloch) von der Meckenheimer Christus-Kirchengemeinde – soll ein hauptamtlicher Ehrenamtskoordinator eingestellt werden, der mit Haupt- und Ehrenamtlern Kompetenzteams für die einzelnen Arbeitsbereiche (Jugend, Kinder, Senioren, Musik) organisiert.

Für Überraschung und Staunen sorgte der Vorschlag eines zentralen Gemeinde-Neubaus, der in Gemeinschaftsarbeit entstehen könnte und „die beste Möglichkeit zum Einsparen ist. Da können wir direkt ökologisch bauen und müssen die Bestandsgebäude nicht umbauen. Die Veräußerung der ehemaligen Gebäude würde für die Finanzierung sorgen“, erklärte Prädikantin Ute Wagner.

Für Stefan Mayer eine gute Lösung, auch wenn ihnen der Abschied von ihrem Heimerzheimer Gemeindezentrum schwerfallen würde. Bei einem Neubau kann man die meisten Gemeindemitglieder emotional mitnehmen“, erklärte der 48-jährige.

Auch die Odendorferin Gisela Hein, SPD-Kommunalpolitikerin und jahrzehntelang in der Kirchengemeinde ehrenamtlich aktiv, findet die Idee gut. „Denn jede Entscheidung zur Aufgabe eines Gemeindezentrums vor Ort ist schmerzhaft. Diese Energie und Kraft kann man gemeinsam ins neue Projekt stecken. Ein neues Zentrum hätte auch den Vorteil, dass es nicht nur die Gemeinschaft fördern würde, sondern vielleicht würden sich dafür auch junge Leute begeistern. Durch die Zentralisierung bräuchten wir auch weniger Ehrenamtliche.“

Ideen für einen zentralen Neubau finden Zustimmung

Das Thema Neubau hat die Vertreter des Presbyteriums „regelrecht vom Sockel gehauen“, stellte Andrea Effelsberg fest. „In der Veränderungssituation ist uns klar geworden, dass wir etwas bewegen wollen und dass wir als Gemeinde Swisttal mobil sein müssen.“ Wie es weitergehen wird, entscheidet das Presbyterium nach Vorlage der Gebäudestrukturanalyse im August. Dann werden auch die Ideen der Gemeindemitglieder diskutiert.

Ob dann eine weitere Gemeindeversammlung oder eine zweite Zukunftswerkstatt durchgeführt wird, werde man dann sehen, so Kreutz. Sie könnte sich aber die Einstellung eines hauptamtlichen Ehrenamtskoordinators durchaus vorstellen, da „durch die Einsparung der Pfarrstelle das Defizit der beiden vergangenen Jahre ausgeglichen worden sein müsste und wir eventuell einen Überschuss erwirtschaftet haben“, fügte sie hinzu.

Auch eine Entscheidung über die weitere Verwendung der Gebäude muss nicht schnell getroffen werden. „Der finanzielle Druck ist nicht mehr so groß. Die Entscheidung muss nicht im nächsten Jahr fallen“, sagte Müller-Bück.

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