Container für Geschäftsleute Dem Leben in Heimerzheim wieder ein Stück näher
Swisttal-Heimerzheim · Heimerzheimer Geschäftsleute sind wieder für ihre Kunden da: In Verkaufscontainern machen sie nach der Flut vorübergehend weiter und bieten dort ihre Sortimente an.
Der Stemmhammer ist nicht zu überhören. Auch nicht das Geräusch, als ein Mitarbeiter ausgestemmten Schutt in einen Container entleert. Die Aufräum- und Sanierungsarbeiten nach der Hochwasserflut sind auch am Heimerzheimer Fronhof noch im Gange. Allerdings gibt es seit dem Wochenende auch wieder „normales“ Leben an diesem zentralen Platz im Heimerzheimer Ortskern: Rund um den Fronhof gruppieren sich insgesamt zwölf Verkaufscontainer, in denen die örtlichen Geschäftsleute und Gewerbetreibenden ihre Sortimente anbieten und endlich wieder für die Kunden da sind.
Gemeinde hat die zwölf Container für 30.000 Euro angemietet
Die Initiative dazu sei aus dem Kreis der Gewerbetreibenden selbst gekommen, so deren Vertreter, Fahrschulinhaber Wilfried Rang. „Wir haben dann eine Umfrage gestartet, wer Interesse hat“, ergänzt er. Die Gemeinde habe die zwölf Container für 30.000 Euro zunächst für sechs Monate angemietet und stelle sie den Geschäftsleuten kostenlos zur Verfügung, erklärt Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner. „Es ist uns wichtig, die Gewerbetreibenden zu unterstützen. Denn was nutzt es, wenn alles wieder aufgebaut ist, und es gibt hier kein Leben mehr, weil die Kunden sich inzwischen anders orientiert haben?“
Mit 5000 Euro unterstützt das Unternehmernetzwerk Rhein-Voreifel das Verkaufscontainer-Projekt. „Wir wollen etwas tun – von Unternehmer zu Unternehmer“, sagt der Netzwerkvorsitzende Norbert Nettekoven. „Die Containeridee finden wir toll. Deshalb geben wir das Geld als kleine Hilfe und Anschub, dass alle wieder auf die Füße kommen und dass die Versorgung vor Ort gesichert wird.“ Verbunden ist dies mit dem Appell an die Heimerzheimer und Swisttaler Bürger, die Angebote in Heimerzheim zu nutzen.
Eine Perspektive für ihre weitere Tätigkeit
Großes Lob zollt Rang insbesondere Swisttals Wirtschaftsförderer Martin Koenen, der sich auch „nach Feierabend „immer gekümmert“ und den „ganzen bürokratischen Aufwand“ abgewickelt habe. Die Verkaufscontainer ermöglichen vielen betroffenen örtlichen Betrieben gemeinsam eine Perspektive für ihre weitere Tätigkeit, hebt Koenen hervor.
Stärkerer Zusammenhalt in Heimerzheim nach der Flut
Wenn die Flut etwas Positives gebracht habe, dann den Zusammenhalt untereinander. „Das war vorher nicht so gut wie jetzt. Es findet ein reger Austausch statt und viel Unterstützung untereinander. Viele haben sich neu kennengelernt, daraus wird etwas Neues entstehen“, stimmt der Wirtschaftsförderer mit Andreas und Thomas Reichel vom Gasthaus „Zur Linde“ und Tim Schellenberger von Medientechnik Keuk überein.
In einem schön gestalteten Container am Fronhof bieten Elisabeth und Konstantin Wegener, deren beliebtes Café Amorini am Kreisel Kölner Straße/Euskirchener Straße zerstört wurde jetzt frische Waffeln, Torten, Kuchen, Kaffee, Tee, einige Kaltgetränke oder Aperitifs an, die die Kunden gleich in einem kleinen Sitzbereich vor Ort genießen können. Gegenüber hat die Floristin Roswitha Bell den Bereich vor ihrem Container mit herbstlichen Pflanzen und Blumen einladend gestaltet. Blickfang ist eine Traube von Luftballons, die auf ihr zehnjähriges Geschäftsjubiläum aufmerksam macht. Denn fast auf den Tag genau seit zehn Jahren betreibt sie ihre „Floristik am Fronhof“. „Das ist jetzt hier mein Laden“, freut sie sich. Auf 18 Quadratmetern kann sie nun wieder Oberbekleidung, Dekorationen, Blumen und Pflanzen verkaufen. Wie es um die Sanierung ihrer angemieteten festen Geschäftsräume steht, weiß sie nicht, weil das Vermietersache sei.
Die Ballons hat Floristin Bell von Melanie Breuer bekommen, die mit „Mellis Ballonidee“ ihr Geschäft direkt im Nachbarcontainer hat. Am Fronhof vertreten sind auch die Buchhandlung „Book Company“, die Frohnhof-Apotheke, Optik + Akustik Herrmann, „Feine Stiche“ – Änderungsschneiderei und Reinigung, Uhren Weber, Hörakustik Schmitz, Kanzlei Kröger, das Bestattungshaus Trauer ist Liebe, die Bäckerei Voigt und der Grillimbiss Athen. In einem Container von Faßbender Tenten steht als Berater für Sanierungen der Ur-Heimerzheimer Dirk Kowalke bereit. KeukNow will vor Ort auch noch eine Corona-Schnellteststelle einrichten, wie Tim Schellenberger ankündigte. Und nicht zuletzt erwartet wenige Schritte „um die Ecke“ der Container des Gasthauses „Zur Linde“ von Andreas und Thomas Reichel die Gäste.