Nach der Flutkatastrophe Traditionshaus Café von Sturm in Odendorf hat wieder geöffnet

Swisttal-Odendorf · Kein Cafébetrieb in Coronazeiten, dann das Wasser der Flutnacht im Keller: Auf die beliebten Backwaren des Café von Sturm mussten Odendorfer und Auswärtige lange verzichten. Und dann hätte sich die Wiedereröffnung beinahe erneut verzögert.

 Jörg und Astrid Feyer führen das Traditionscafé von Sturm in Odendorf. Nach Corona und Hochwasser verkaufen sie nun wieder Torten und Gebäck.

Jörg und Astrid Feyer führen das Traditionscafé von Sturm in Odendorf. Nach Corona und Hochwasser verkaufen sie nun wieder Torten und Gebäck.

Foto: Gerda Saxler-Schmidt

Endlich kommen die Kunden aus der gesamten Region wieder in den Genuss von Punschtorten, wie Zarentorte oder Beethoventorte nach einem Familienrezept aus den 1980er Jahren. Denn seit dem 7. Oktober haben Astrid und Jörg Freyer ihre Traditionskonditorei Café von Sturm in Odendorf wieder geöffnet – wenn auch vorerst eingeschränkt im Thekenbereich ohne das Sitzcafé. Aber es sei wieder ein Anfang, freut sich das Ehepaar.

Die Auslagen sind schon reichlich gefüllt mit allem, was Lust auf süße Leckereien macht: Lebkuchen, Baumkuchen, Pralinen, Mandelchips und Zimtsterne. Torten kommen zeitversetzt hinzu zum Wochenende.

Und dann geht es auch schon in die Produktion der beliebten Weihnachtsstollen, natürlich auch nach dem überlieferten Familienrezept. „Die Früchte liegen erst noch eine Woche in Rum und Weißwein, das bringt das besondere Aroma“, verrät Konditormeister Freyer. Dazu trage auch die eigene Mischung von acht verschiedenen Gewürzen bei. Und schließlich müssen die Stollen nach dem Backen noch eine Woche ruhen, damit der Geschmack „eine runde Sache“ wird.

Beinahe hätte es eine dritte Katastrophe gegeben

Die Wiedereröffnung am Donnerstag wäre beinahe noch gescheitert. Denn in der Nacht zuvor brannte zwischen Mitternacht und 1 Uhr nachts ein Container in der überbauten Einfahrt gleich neben der Konditorei.

„Wir hätten das gar nicht gemerkt, wenn unser Sohn nicht zum Feuerwehreinsatz raus gemusst hätte“, erzählt das Ehepaar. Als ihr Sohn die Haustür öffnete, stand er gleich vor dem brennenden Container. „Der Schaden ist zum Glück nicht allzu groß. Es hätte aber schlimmer enden können, wenn nicht aufmerksame Menschen die Feuerwehr gerufen hätten“, ist das Ehepaar Freyer überzeugt.

Das wäre dann die dritte Katastrophe in Folge gewesen. Denn schon die Einschränkungen der Corona-Pandemie hatten das Traditionscafé massiv getroffen.

Durch Corona mussten Sitzplätze und Personal reduziert werden

„Vor Corona hatten wir neun Angestellte. Wir mussten dann runter auf zwei, die nur in der Backstube arbeiten“, erzählen Astrid und Jörg Freyer. Das Ladengeschäft führt Astrid Freyer jetzt allein. Im Café musste die Zahl der Sitzplätze von 110 auf 50 reduziert werden, aber wenigstens war nach der erzwungenen kompletten Schließung wieder offen.

Dann kam die Flutkatastrophe am 14. Juli. „Ich war die ganze Nacht im Einsatz für das DRK“, erzählt Jörg Freyer. Der Konditormeister arbeitet vormittags in der Backstube und nachmittags nach einer Ausbildung als Rettungssanitäter im mobilen Blutspendedienst der Hilfsorganisation. „Das hat uns tatsächlich durch die Corona-Zeit gerettet“, sagt er.

In der Nacht der Flut hatte er aufgrund des Totalausfalls von Kommunikationsmitteln keinerlei Verbindung zu seiner Familie in Odendorf. Erst als er morgens um 7.30 Uhr zu Hause eintraf, sah er, wie stark auch die Konditorei und das Wohnhaus von den Fluten betroffen waren.

Die zahlreichen Helfer und Helferinnen machen den Eheleuten Freyer Mut

Das  Haus in Essig, in dem drei Familiengenerationen unter einem Dach in getrennten Wohnungen lebten, ist völlig zerstört und unterdessen auf den Rohbau zurückgebaut. Die Familienmitglieder wohnen jetzt in Ferienwohnungen über der Konditorei. Während die Backstube nicht betroffen war, war im Keller der Konditorei alles zerstört, von der Kühlung bis zu den Sanitäranlagen. „Da standen wir erst einmal und haben gesagt: Wie sollen wir das jemals schaffen“, erinnert sich das Ehepaar.

„Aber dann waren auf einmal 20 Helferinnen und Helfer da. Die haben nicht nur die Schaufeln in die Hand genommen. Die Helfertrupps haben auch moralisch so viel Arbeit geleistet, was ihnen gar nicht so bewusst gewesen ist.“ Sie sind dankbar und immer noch überwältigt von der enormen, bis heute ungebrochenen Hilfsbereitschaft der Menschen, die von überall herkommen.

Eine Perspektive für die Wiedereröffnung des Sitzcafés hat das Ehepaar Freyer leider trotzdem noch nicht. Erst müssen die Sanitäranlagen wieder im Keller wiederhergestellt werden, und dort laufen noch immer die Trockner. Aber zumindest daheim können die Kunden die begehrten Stücke Konditorkunst wieder genießen.

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