Wirtschaft in Swisttal Grünes Licht für die Grüne Mine bei Swittal-Ollheim

Swisttal-Ollheim · Die Grüne Mine soll ein innovatives Gewerbegebiet in Swisttal werden. Die Politik steht mehrheitlich hinter der Idee, allerdings gibt es auch Kritik

Auf der Fläche neben ihrem Betriebsgelände bei Swisttal-Ollheim will die Firma Hündgen mit Partnern einen Gewerbepark mit nachhaltig arbeitenden Unternehmen entwickeln.

Auf der Fläche neben ihrem Betriebsgelände bei Swisttal-Ollheim will die Firma Hündgen mit Partnern einen Gewerbepark mit nachhaltig arbeitenden Unternehmen entwickeln.

Foto: Hans-Peter Fuss

Die Diskussion im Swisttaler Planungsausschuss war lang, aber zu keinem Zeitpunkt langweilig. Am Ende, nach gut eineinhalb Stunden, brachten die Politiker einstimmig ein Vorhaben auf den Weg, das als „Leuchtturm-Projekt“, „Vision“ und als „regional bedeutsam“ bewertet wurde.

Es ging um den geplanten Gewerbepark Grüne Mine, den die Entsorgungsfirma Hündgen neben ihrem bestehenden Betriebsgelände bei Ollheim mit Partnern auf rund 50 Hektar in den nächsten etwa 20 Jahren nach und nach entwickeln will. 16 Ausschussmitglieder votierten dafür, bei drei Enthaltungen der Grünen.

Was wurde beschlossen? Letztendlich geht es darum, dass das Vorhaben der Firma Hündgen in den Regionalplan aufgenommen wird. Dieser Plan definiert im Regierungsbezirk Köln, welche Flächen wofür genutzt werden dürfen. Noch ist das in Rede stehende Areal als landwirtschaftliche Nutzfläche deklariert. Der Swisttaler Gemeinderat müsste die Aufnahme des Vorhabens in den Regionalplan bei der Bezirksregierung Köln beantragen. Eine solche Empfehlung an den Rat hat der Planungsausschuss jetzt beschlossen. Und er hat die Überlegungen und Vorplanungen der Firma Hündgen „wohlwollend zur Kenntnis genommen“, wie es hieß.

Welche Überlegung steckt hinter dem Projekt? Die Ressourcen der Erde sind endlich, deshalb muss die Recyclingwirtschaft optimiert werden. Was liegt da näher, als aus dem Müll gewonnene Grundstoffe an Ort und Stelle zu neuen Produkten zu verarbeiten. So entfallen lange Transportwege. Laut Juniorchef Christian Hündgen entstehen klimaneutrale, grüne Produkte.

Was ist geplant? Auf einer Fläche von etwa 50 Hektar sollen sich Betriebe ansiedeln, die das Rohmaterial, das die Firma Hündgen aus dem gesammelten Müll gewinnt, zu neuen Produkten verarbeitet. Dies können Produkte aus Kunststoff, Holz oder Metall sein. Außerdem sollen sich in Zusammenarbeit mit Hochschulen auf dem Gelände Forschungseinrichtungen etablieren, die beispielsweise an der Optimierung von Mülltrennungsprozessen arbeiten. Weiter ist eine Fläche für sogenannte Agri-PV vorgesehen: Unter einem fünf Meter hohen Dach aus Solaranlagen kann weiter Landwirtschaft betrieben werden. Der vierte Sektor ist dem Gemeinnutzen vorbehalten: Dort könnten ein Kindergarten und eine Kantine entstehen sowie Platz für Carsharing. Denkbar ist ebenso die Einrichtung einer Notfallsammelstelle für die Bürger im Katastrophenfall.

Wie bewertet der Verein Region Köln/Bonn das Vorhaben? Für Geschäftsführer Reimar Molitor ist die Grüne Mine ein „für das Land NRW bedeutsames Zukunftsprojekt“. Vor allem die Kooperation mit den Hochschulen sei wichtig, um Quantität und Qualität der zu verarbeitenden Stoffe zu analysieren. Molitor begleitet das Projekt und rät dazu, es möglichst bald auf den Weg, also in den Regionalplan, zu bringen. Ein vom Rat gefasster positiver Grundsatzbeschluss schließe ja spätere Eingriffe in die Planungen nicht aus.

Was sagt die Swisttaler Bürgermeisterin? Für Petra Kalkbrenner ist die Grüne Mine eine „Riesen-Chance für Swisttal“, bezogen auf die nächsten Generationen, und eine gute Ergänzung zum Bio Innovation Park in Meckenheim. Sie sieht gute Chancen für die Aufnahme des Projekts in den Regionalplan, obwohl die Antragsfrist abgelaufen sei. Denn der Antrag der Firma Hündgen liege bei der Bezirksregierung ja schon länger vor. Ein Beschluss des Gemeinderats habe die Qualität einer Stellungnahme und unterstütze die Hündgen-Pläne. Kalkbrenner sprach sich für einen positiven Grundsatzbeschluss aus, sonst würde zu viel Zeit verloren. Über Details könne man im Lauf des Verfahrens immer noch sprechen.

Swisttal-Ollheim: Grünes Licht für das Gewerbegebiet "Grüne Mine"
Foto: Grafik

Warum enthalten sich die Grünen bei einem „grünen“ Projekt? Für Monika Goldammer ist die Grüne Mine „das richtige Projekt am falschen Ort“. 50 Hektar beste Böden würden versiegelt, gingen der Landwirtschaft verloren. Außerdem überlappe sich das Plangebiet mit einer der Zonen für Windräder. Weil man erst am 21. April von den Plänen erfahren habe, brauche man mehr Zeit, um das Projekt zu beraten. Sie plädierte für eine Vertagung des Themas, fand aber keine Mehrheit.

Was kritisiert die SPD? Tobias Leuning bewertete die Grüne Mine als „gutes Projekt“, wollte sich aber nicht unter Zeitdruck setzen lassen. Auch sein Kollege Joachim Euler sah die Pläne „grundsätzlich positiv“, kritisierte aber das Timing: „Wir kriegen die Vorlage kurzfristig vor die Füße geschmissen. Das kommt doch zu spät, die Offenlage des Regionalsplans ist abgeschlossen.“ Er vermisste in den Plänen Hündgens Aussagen zu den Auswirkungen für den Ort Ollheim und die Landwirtschaft.

Welche Position nimmt die CDU ein? „Eine einmalige Chance, das Gewerbe in der Gemeinde weiterzuentwickeln“, sagte Jürgen Pump. Allerdings müsse sichergestellt werden, dass Ollheim vor zusätzlichem Verkehr geschützt werde. Ollheim sei von den Lkw-Fahrten nicht tangiert, ergänzte Hanns Christian Wagner, der Ziel- und Quellverkehr laufe in Richtung Straßfeld auf die Landesstraße 182 und dann auf die A 61. Wagner sagte weiter: „Der Ausschuss legt heute nichts fest, sondern bringt nur ein tolles Projekt auf den Weg. Man sollte das nicht zerreden.“

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