Gutachten zur Gewerbepolitik Swisttal soll mit der Stadt Bonn kooperieren

SWISTTAL · Die Gemeinde Swisttal hat Gewerbeflächen, aber keine Nachfrage. Bonn hat keine Flächen, aber Nachfrage nach Gewerbeflächen. Ein Gutachter empfiehlt, dass die linksrheinischen Kommunen mit der Bundesstadt zusammenarbeiten sollen.

Das Luftbild zeigt, dass es im Gewerbegebiet in Odendorf noch genügend freie Flächen gibt.

Das Luftbild zeigt, dass es im Gewerbegebiet in Odendorf noch genügend freie Flächen gibt.

Foto: Axel Vogel

In Sachen Gewerbe- und Industrieflächen sollte die Gemeinde Swisttal eine engere Kooperation mit der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis eingehen. Das ist die Empfehlung, die der Stadtplaner Dominik Geyer, geschäftsführender Gesellschafter der Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH aus Köln, in der jüngsten gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Umweltschutz, Wirtschaftsförderung und Energie sowie Planung und Verkehr gegeben hat. In der Sitzung hatte er sein „Gemeinsames Fachgutachten Gewerbe- und Industrieflächen (Stadt Bonn und Rhein-Sieg-Kreis)“ vorgestellt.

Im Linksrheinischen sei man durchaus in der Lage, noch Flächen zu identifizieren, die über den jeweiligen Bedarf hinausgehen, so Geyer. In Bonn und dem rechtsrheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises hingegen nicht mehr. „Die Stadt Bonn und die Region sind aber dringend auf industrielle Flächen angewiesen“, sagte der Gutachter. Insofern müsse Bonn Kooperationen mit Kommunen im Umland suchen. „Wenn so etwas realisiert wird, dann sitzt die Stadt Bonn nur auf dem Beifahrersitz, die Planungshoheit liegt bei der jeweiligen Kommune“, erläuterte er.

Nachdem es erste Ansätze einer solchen Kooperation bereits zwischen der Stadt Bonn und der Gemeinde Alfter gebe, empfehle er dies auch der Gemeinde Swisttal. Denn jetzt gelte es, den Nutzen aus der prosperierenden Wirtschaftsregion zu ziehen. Dabei sollten auch industrielle Nutzungen im Blick behalten werden, wobei darunter nicht Schwerindustrie zu verstehen sei, sondern etwa metallverarbeitende Betriebe.

Zumal „jenseits der Landesgrenze die Raubritter sitzen mit sehr geringen Grundstückspreisen, die eigentlich die Erschließungskosten kaum widerspiegeln“ könnten. „Wir müssen unbedingt Kooperationen nach vorne bringen, weil der sogenannte endogene Bedarf für neue Gewerbeflächen in Swisttal nicht so hoch ist“, sagte Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner. Genau aus diesem Grund hatte die Bezirksregierung Köln bislang die Ausweisung von neuen Gewerbeflächen verweigert. „Können wir uns mit einer Kooperation eine Genehmigung der Bezirksregierung erkaufen?“, wollte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hanns Christian Wagner wissen. Was Geyer faktisch bestätigte, allerdings von der Formulierung „erkaufen“ abriet.

Geringer Bedarf in Swisttal, aber Flächen vorhanden

Natürlich wolle Swisttal am Prozess partizipieren, so Wagner. Aber verwunderlich sei doch, dass die Bezirksregierung die Ausweisung von Gewerbeflächen in Heimerzheim ablehne, wenn Swisttal diese allein beantrage, wohingegen „es dann gut ist, wenn Bonn mit im Boot ist. Mir erschließt sich nicht, wie die Nachfrage nach Gewerbegebieten größer sein sollte, nur wenn Bonn Partner ist.“

Letztlich, so Fachplaner Geyer, gewinne man den „Vorteil des Labels Bonn“. Fakt sei: geringer Bedarf in Swisttal, aber Flächen vorhanden, umgekehrt hoher Bedarf in Bonn, aber keine Flächen vorhanden. „Gefühlsmäßig würde ich dennoch lieber Herr im eigenen Haus bleiben. Dass wir weiter für ein Gewerbegebiet in Heimerzheim kämpfen, ist keine Frage. Aber ob wir uns das so erkaufen sollten, darüber möchte ich lieber noch mal schlafen“, sagte der CDU-Fraktionschef.

Für Monika Goldammer (FDP) stand fest, dass sich die Gemeinde Swisttal einer Kooperation nicht werde entziehen können. Für die Ausgestaltung gebe es verschiedene Modelle, so Bürgermeisterin Kalkbrenner, über die in den Ausschüssen künftig zu beraten sein werde. Sven Kraatz (Grüne) fürchtete, dass beispielsweise bei Schließung von Fabriken nach einigen Jahren Flächen brachliegen könnten. Die Erfahrung zeige allerdings, so Geyer, dass etwa ein Viertel von brach fallenden Flächen wiederbelebt werden könnten. Dass das industrielle Element Flächen koste, sei bitter. Dennoch sollte dieses Element beibehalten werden, „aber nur für ausgewählte industrielle Unternehmen“.

Der Gewerbevereinsvorsitzende Stefan Lütke wies auf die Lage von Swisttal an der Grenze zum Kreis Euskirchen hin. „Für uns spielt Euskirchen eine größere Rolle als Bonn, sonst werden wir unserem Standort nicht gerecht“, so Lütke. Die Fraktionen waren sich einig, im Fachgutachten nicht schon konkrete Partner für Kooperationen zu nennen, um diese Optionen für die Zukunft offenzuhalten.

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