Unterricht für geflüchtete Kinder Ukrainische Lehrerinnen helfen bei Integration an Gesamtschule Swisttal

Swisttal-Heimerzheim · An der Gesamtschule Swisttal werden geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in Vorbereitungsklassen unterrichtet. Ukrainische Lehrerinnen und Ehrenamtliche helfen dabei. In Mathematik überraschen die Kinder die deutschen Lehrkräfte.

 Gut gelaunt zeigten sich die ukrainischen Schülerinnen und Schüler beim Besuch im Unterricht - von rechts Schulleiterin Sybille Prochnow Penedo, Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, Thomai Mavroudi (Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache), Liudmyla Duhenetz (Deutschlehrerin aus der Ukraine) und Vasylyna Hrynchuk (Englischlehrerin aus der Ukraine).

Gut gelaunt zeigten sich die ukrainischen Schülerinnen und Schüler beim Besuch im Unterricht - von rechts Schulleiterin Sybille Prochnow Penedo, Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, Thomai Mavroudi (Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache), Liudmyla Duhenetz (Deutschlehrerin aus der Ukraine) und Vasylyna Hrynchuk (Englischlehrerin aus der Ukraine).

Foto: Gerda Saxler-Schmidt

Gut gelaunt präsentierten sich die Schülerinnen und Schüler der Integrativen Klasse der Gesamtschule Swisttal, als offizieller Besuch bei ihrem Unterricht vorbeischaute. 13 der hier unterrichteten Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren sind aus der Ukraine geflüchtet, beim Unterricht helfen ebenfalls Lehrerinnen aus der Ukraine.

Schule als sicheren Ort erleben

Gerade nach der Flucht sei die Schule ein wichtiger Ankerpunkt für psychische Gesundheit von geflüchteten Kindern und Jugendlichen, erläutern Schulleiterin Sybille Prochnow Penedo und der didaktische Leiter Axel Fuhs beim Termin. Das Erleben von Schule als sicherer Ort sei von entscheidender Bedeutung. Deshalb sei es für die Gesamtschule eine Selbstverständlichkeit, die geflüchteten Kinder und Jugendliche aufzunehmen.

„Wir arbeiten mit einem integrativen Konzept aus Deutschunterricht in einer Internationalen Vorbereitungsklasse sowie der Zuordnung zu Stammklassen entsprechend dem jeweiligen Alter der Schülerinnen und Schüler“, erläutern sie. In der Internationalen Vorbereitungsklasse 1 (IVK1) erhalten die ukrainischen Jugendlichen, die überhaupt noch kein Deutsch können, jeweils drei Stunden täglich Deutschunterricht.

Den besuchen sie gemeinsam mit Kindern aus anderen Nationen, beispielsweise Syrien und Nigeria. In der IVK2 werden dann diejenigen beschult, die mindestens zwei Jahre in Deutschland sind und über entsprechende Sprachkompetenz verfügen. Darüber hinaus werden die Schülerinnen und Schüler der IVK-Klassen nach ihrem Alter Regelklassen zugeordnet für den gemeinsamen Unterricht.

Geflüchtete Lehrerinnen unterstützen die Gesamtschule

Umsetzen kann die Gesamtschule Swisttal dieses integrative Konzept aber nur durch Aufstocken der Stunden des Stammpersonals wie Thomai Mavroudi, Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache, erklärte. Und nicht zuletzt durch ehrenamtliche Unterstützung. So hat die Schule nicht nur aus dem Flüchtlingshelferkreis „gestandene Lehrerinnen und Lehrer“ gewinnen können, so Prochnow Penedo, sondern auch zwei Lehrerinnen, die selbst aus der Ukraine geflüchtet sind: Englisch-Lehrerin Vasylyna Hrynchuk (24) und Deutschlehrerin Liudmyla Duhenetz (47).

Von deutschen Freunden habe sie gehört, dass die ukrainischen Schüler in der Gesamtschule Hilfe brauchen könnten, sagte Vasylyna Hrynchuk, die mit ihrem kleinen Sohn in einem Bonner Hotel lebt. Selbst spricht sie noch kein Deutsch. „Deshalb können wir sie nur als Unterstützung einsetzen“, so Schulleiterin Prochnow Penedo. Deutschlehrerin Liudmyla Duhenetz hat über ein Internetportal zur Vermittlung von Privatwohnraum an ukrainische Geflüchtete inzwischen zwei Zimmer bei einer Familie in Morenhoven bekommen.

Das lateinische Schriftbild gegenüber dem kyrillischen, wie in der ukrainischen Sprache, sei für die Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine kein Problem, sind sich die beiden Lehrerinnen aus der Ukraine einig: „Die ukrainischen Schüler können schon sehr gut Englisch und kennen von daher das lateinische Schriftbild.“ Was Prochnow Penedo und Fuhs bemerkenswert finden: „Die ukrainischen Schüler sind in Mathe zwei Jahre weiter als die gleichaltrigen deutschen Schüler.“

Bezirksregierung sagt halbe Stelle zu

Schulleiterin und didaktischer Leiter sagen außerdem, dass es „zwar fantastisch“ sei, diese ehrenamtliche Unterstützung durch die beiden ukrainischen Lehrerinnen zu haben. „Aber es wäre schön, wenn wir sie dafür auch entlohnen könnten“, so Prochnow Penedo. Fuhs ergänzte, dass sich in der Gesamtschule Swisttal „alle immer in alle Richtungen strecken“ würden, um die neue Situation zu meistern. Die Bezirksregierung hat reagiert und der Gesamtschule eine halbe Stelle ab sofort befristet bis zum August 2023 für die Vorbereitungsklasse zugesagt.

Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner lobte das Engagement von Schule und Ehrenamtlichen als großartiges Zeichen der Solidarität. Es sei wichtige Unterstützung der ukrainischen Schülerinnen und Schüler in dieser emotional herausfordernden Situation. Zugleich will die Bürgermeisterin sich auch gegenüber Schulministerin Yvonne Gebauer für eine finanzielle Lösung einsetzen.

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