Weltfrauentag Swisttaler Unternehmerinnen teilen ihre Erfahrungen

Swisttal · Sie sind ihren eigenen Weg gegangen, haben ein Unternehmen gegründet, Familie und Beruf unter einen Hut gebracht. Am Weltfrauentag berichten sechs Unternehmerinnen über ihre Erfahrungen.

 Frauen-Netzwerk: (v.l.) Karin Staab, Gisela Hein, Claudia Bräuer, Marietta Thien, Nadine Maillefer und Angela Austermann.

Frauen-Netzwerk: (v.l.) Karin Staab, Gisela Hein, Claudia Bräuer, Marietta Thien, Nadine Maillefer und Angela Austermann.

Foto: privat

Am 8. März ist Weltfrauentag. Aus diesem Anlass haben wir Frauen aus dem Swisttaler Unternehmerinnen-Netzwerk gebeten, uns ihre Erfahrungen in der Geschäftswelt zu schildern. Trafen sie auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit auf Widerstände aus der Männerwelt? Was muss eine erfolgreiche Unternehmerin können? Gibt es heute noch Vorbehalte gegen Frauen an der Spitze eines Unternehmens?

Marietta Thien, Verlagsleiterin Velbrück Verlage in Metternich:

„Frauen geht es um den vollwertigen und gleichberechtigten Zugang zur Teilnahme am Berufsleben und bei Aufgaben in der Gesellschaft. Da gab und gibt es Widerstände oder andere Wahrnehmungswelten, die mit der Zuweisung der Rolle von Mann und Frau einhergehen. Die ist immer noch unausgewogen. Hier würde ich gleich gendern und fragen: Was müssen erfolgreiche Unternehmer:innen können?

Frauen sind in allen Branchen tätig, und jede Branche hat ihre Herausforderung, für Männer und Frauen. Ich muss nicht gegen Vorbehalte ankämpfen. Aber es gibt sie, und sie werden munter tradiert. Das Problem ist die gesellschaftliche Realität: Frauen übernehmen das Dreifache der unbezahlten Erziehungs- und Sorgearbeit. Gerade in der Coronakrise war das wieder evident. Die Infrastruktur für Frauen muss weiter verbessert werden – nicht zuletzt aus volkswirtschaftlichem Interesse.“

Angela Austermann, Hundeerziehungsberaterin und Leiterin der Dialog-Hundeschule in Swisttal und Bornheim:

„Gegen Widerstände musste ich mich nicht durchsetzen. Wie in vielen anderen Bildungsbereichen werden Frauen in meinem Berufsfeld absolut anerkannt. Eine Unternehmerin muss immer wieder die wichtige Entscheidung treffen: Wie viel Raum gebe ich meinem Berufswunsch und den damit verbundenen Zielen in meinem privaten Lebensbereich? – die Familie betreffend, aber auch die eigene freie Zeit betreffend. Sehr selten gibt´s noch das Vorurteil, ob ich „zarte Person“ einem stürmischen Hund etwas entgegenzusetzen habe. Es ist mittlerweile klar, dass alles eine Frage des Handlings, des Timings und der geballten Ladung Wissen um das Wesen Hund ist und weniger eine Frage der Kraft.“

Claudia Bräuer, Heilpraktikerin und Lifecoach aus Heimerzheim:

„Widerstände gab es nicht. Ich wurde generell viel selbstbewusster und durchsetzungskräftiger auf diesem Weg. Das sind Eigenschaften, die als Selbständige sehr wichtig sind. Ich unterstütze auch Menschen dabei, diese Eigenschaften zu entwickeln. Eine erfolgreiche Unternehmerin muss Durchhaltevermögen haben und widerstandsfähig sein bei Krisen. Was treibt Dich an, das zu tun, womit Du Dich selbständig gemacht hast und warum? Gute Kommunikation und Zuverlässigkeit sind sehr wichtig und bei mir auch insbesondere Vertrauen und Empathie. Vorbehalte gibt es gegen den Beruf des Heilpraktikers und gegen Hypnose. Ich biete keine Showhypnose an, was viele Menschen kennen. Bei mir bekommt immer jeder alles mit und behält seinen Willen und die volle Kontrolle.“

Karin Staab, Kinder- und Familientherapeutin in Rheinbach:

„Vor Jahren war mein Berufsbild eher bei den Frauen zu finden. Mittlerweile hat es sich auch erfolgreich in der Männerwelt etabliert. Um ein Unternehmen oder eine Praxis erfolgreich zu führen, bedarf es einer ständigen Akquise, Weiterbildung, Liebe zum Beruf, Engagement und vor allem Organisation. Leider erlebe ich auch heute noch, dass in der Männerwelt Vorbehalte gegenüber starken, durchsetzungsfähigen und auch erfolgreichen Frauen immer noch nicht ganz ausgeräumt sind. Viele, vor allem selbständige Unternehmerinnen leisten einen großen Spagat zwischen Beruf und Familie, da regelmäßige Arbeitszeiten nicht planbar sind. Hier gebührt gerade diesen Frauen in der jetzigen Corona-Pandemie allerhöchster Respekt, Anerkennung und Wertschätzung.“

Gisela Hein, gh-Marketing mit Verantwortung in Odendorf:

„Ich hatte immer ein klares Ziel vor Augen und bin davon nicht abgewichen. In meiner Branche muss eine Unternehmerin gut zuhören können. Weiterhin ist analytisches Denken wichtig und Empathie für Führungspersonal und Mitarbeitende gleichermaßen, um Veränderungsprozesse effektiv und effizient zu begleiten. Nur so werden gemeinsam entwickelte Lösungen akzeptiert und Konzepte verschwinden nicht in der Schublade. Vorbehalte aus der Männerwelt gibt es kaum noch. Wenn man seinen Job gut macht, wird man sowohl von Männern als auch von Frauen weiterempfohlen.“

Nadine Maillefer, utopie und praxis, Werbe- und Grafikdesign in Heimerzheim:

„Als ich 2011 mein Büro für Werbe- und Grafikdesign gegründet habe, war dies für mich ein logischer Schritt. Da Frauen (egal ob angestellt oder selbstständig) in der Kreativbranche einen hohen Anteil ausmachen, musste ich nie gegen Vorbehalte kämpfen. Den Wert der eigenen Leistung zu (er)kennen und konsequent durchzusetzen, ist der wichtigste Grundstein. Eine weitere Herausforderung, die Frauen öfter betrifft, ist der Spagat zwischen Familie und Beruf. Meine Erfahrung sagt, dass dieser nicht immer einfach ist – aber er lohnt sich. Den eigenen Wert klar und souverän zu kommunizieren und sich die passenden Kunden zu angeln, wird mit wachsender Erfahrung immer einfacher.“

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