Via Velo in die Kirche Themen-Fahrradtour zu den Orgeln in Swisttal

Swisttal · Bei einer ungewöhnlichen Themen-Fahrradtour verbinden sich Sport und Musik. Der Organist Paolo Oreni lässt sich dabei spontan zu virtuosen Kostproben inspirieren.

 Organist Paolo Oreni spielt auf der Ludendorfer Orgel ganz spontan.

Organist Paolo Oreni spielt auf der Ludendorfer Orgel ganz spontan.

Foto: Axel Vogel

Auf ungewöhnliche Art konnten jetzt Musikfreunde und Sportler drei verschiedene Instrumente bei einer Orgel-Fahrradtour erleben. Dazu radelten sie von Ludendorf über Ollheim nach Heimerzheim, ließen sich vor Ort von Experten die Orgeln der katholischen Kirchen erklären und lauschten dann kurzen Improvisationen des italienischen Organisten Paolo Oreni.

Der 39-jährige Musiker hatte die Idee, Radfahren und Orgelmusik zu verbinden, schon bei seinem letzten Besuch in Swisttal vor rund einem Jahr. Ein ähnliches Konzept habe er in Hessen erlebt. „Die Deutschen lieben das Fahrrad“, so seine Einschätzung. Und hier sei die Landschaft wunderschön und flach.

Der Besucher aus Trevilio freute sich sichtlich auf die Tour, lachte viel und zeigte vor Beginn auch fast kindliche Vorfreude. Die Orgeln, die er an diesem Tag spielen würde, kannte er alle bis dahin nur von Bildern, aber er schien neugierig auf jede. Sein Programm gestaltete er ganz spontan nach seinen Einfällen vor Ort und Wünschen aus dem Publikum. Musik aus rund 500 Jahren erklang so auf drei Orgeln drei Jahrhunderten.

Am Anfang stand die Schulte-Orgel in Sankt Petrus und Paulus in Ludendorf. Peter Wißkirchen, selbst lange Zeit Organist in diese Kirche, stellte das Instrument vor. Eine Besonderheit: Es gibt ein drittes Manual. „Das bietet die größte Spielmöglichkeit.“ Sie wurde erst 1986 für rund 190.000 Mark von der Gemeinde in Ludendorf angeschafft und war die jüngste Orgel auf der Tour.

Die Älteste folgte direkt danach. Heiner Meurs hatten die Ehre, die König-Orgel in der Ollheimer Kirche Sankt Martinus zu präsentieren. Wie man erst vor wenigen Jahren herausfand, stammt diese Barock-Orgel von 1769 aus der Werkstatt des berühmten Orgelbauers Ludwig König. Da sie ursprünglich im Kloster Schillingskapellen stand, war ihre Herkunftsgeschichte lange Zeit unbekannt. Heute begeistert sie unter anderem mit den noch erhaltenen originalen Prospektpfeifen aus Zinn. So mancher Tourteilnehmer hatte sich eigens für dieses Instrument aufs Rad geschwungen.

Die letzte Station war die Kirche Sank Kunibert in Heimerzheim. Ansgar Pöhler, der die Tour organisiert hatte, erzählte hier ein wenig über die 1851 von den Gebrüdern Müller aus Reifferscheid erbaute Orgel.

Pöhler ist Organist in Morenhoven, hat aber bereits in allen Swisttaler Kirchen gespielt. Er weiß: „Es hat jede Orgel so ihre Eigenheiten.“ Die Barock-Orgel habe eher einen feineren Klang, das Heimerzheimer Instrument sei tatsächlich „nicht so schrill und trotzdem kräftig“.

Oreni ließ sich von den Instrumenten inspirieren. So spielte er in Ludendorf eine F-Dur-Tokkata von Johann Sebastian Bach, denn hier hat die Orgel 30 Pedale. „Die Tokkata wurde für diese Pedalart geschrieben.“ Üblicher seien zu Bachs Zeiten 27 Töne gewesen, erzählt Oreni. Ansonsten erfüllt er auch gerne Wünsche seiner Zuhörer, darunter ein Lied aus dem Gotteslob, bei dem alle mitsingen, und eine Improvisation zum Thema aus Beethovens Fünfter.

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