Interview mit Bürgermeister Eckhard Maack "Transparenz beginnt in den Orten"

Heute geht eine Ära zu Ende. Nach 27 Jahren bei der Gemeinde Swisttal als Beigeordneter, Gemeindedirektor und Bürgermeister verabschiedet sich Eckhard Maack, 64, in den Ruhestand. Heute Abend leitet er als letzte Amtshandlung die Sitzung des Hauptausschusses, morgen tritt Petra Kalkbrenner ihr neues Amt als Bürgermeisterin an.

Mit Maack sprach Hans-Peter Fuß.

Mit welchen Gefühlen verlassen Sie das Rathaus?
Maack: Ich denke an viele interessante und bewegte Jahre zurück. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Ich werde mehr Zeit für Dinge haben, die bisher hintenanstehen mussten. Ich freue mich, dass die starke physische und psychische Belastung nicht mehr da ist. Man ist als Bürgermeister ja ständig im Amt, auch am Wochenende.

Wie gestalten Sie Ihren letzten Arbeitstag?
Maack: Zunächst tagt der Verwaltungsvorstand. Wir besprechen die Unterbringung von Flüchtlingen und den Doppelhaushalt 2016/17.

Wie verabschieden Sie sich von Ihrer Verwaltung?
Maack: Die Mitarbeiter haben mir bereits einen schönen Abschied bereitet. Sie hatten für mich eine Fotoshow zusammengestellt. Das war sehr ergreifend und hat mir viel Freude bereitet. Und es hat mir gezeigt, dass die Mitarbeiter mich sehr geschätzt haben.

Welche Pläne haben Sie?
Maack: Ich werde mehr Zeit für meine Freunde haben, für meine kleine Bibliothek, fürs Kino, fürs Theater, für Musik und für das Reisen. Vielleicht werde ich der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung in Rodenkirchen meine Dienste anbieten, um jungen Leuten zu helfen.

War der Schritt, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten, richtig? Sie sind ja gerade erst 64.
Maack: Es war der richtige Zeitpunkt für einen Generationswechsel. Ich bin seit 1981 im Öffentlichen Dienst. Das Amt ist sehr kraftraubend. Der jetzige Zeitpunkt entspricht meiner persönlichen Lebensplanung.

Was war die gravierendste Veränderung in 27 Jahren in Swisttal?
Maack: 1991 der Schritt vom Beigeordneten zum Gemeindedirektor war schon groß. Da hatte man plötzlich die Verantwortung für die gesamte Verwaltung. Die nächste starke Veränderung war 1999 die Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister. Da waren Wahlkämpfe zu führen, Feste und Jubiläen zu besuchen. Eine anstrengende, aber auch reizvolle Aufgabe. Vor allem kam aber die politische Komponente dazu.

Waren Sie lieber Teil der kommunalen Doppelspitze?
Maack: Sie hatte ihre Vorteile. Die Aufgaben konnten auf zwei Schultern verteilt werden. Sie war transparenter und in der Zuständigkeit klarer. Voraussetzung ist allerdings, dass sich Bürgermeister und Verwaltungschef gut verstehen, wie das bei mir und Wilfried Hein der Fall war.

Ist es heute schwieriger als vor 20 Jahren, an der Spitze der Gemeinde zu stehen?
Maack: Ja. Die Bürger denken stärker an ihre eigenen Vor- und Nachteile. Sie erwarten, dass alle Handlungsschritte der Verwaltung erklärt und sie bei der Entscheidungsfindung beteiligt werden. Wir stehen zudem vor großen Herausforderungen wie der Unterbringung von Flüchtlingen. Wir müssen dies mit wenig Geld und knappem Personal leisten

Auf welche Erfolge sind Sie stolz?
Maack: Auf die Erneuerung der Ortskerne in Buschhoven, Heimerzheim, Odendorf und Ollheim und die Gewerbegebiete in Odendorf und Heimerzheim. Dort sind seit den 90er Jahren etwa 200 Arbeitsplätze entstanden. Ein gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass Swisttal kein klassischer Gewerbestandort ist.

Welche Projekte hätten Sie noch gerne verwirklicht?
Maack: Die Fertigstellung des Odendorfer Bahnhofsumfeldes, die Umgestaltung der Orbachaue in Odendorf und den Bau des Seniorenheims in Buschhoven.

Was hat Sie geärgert?
Maack:
Ich hätte mir gewünscht, dass wir Mehrheiten gefunden hätten bei der einen oder anderen Gewerbeansiedlung wie dem beabsichtigten Krematorium in Odendorf oder dem geplanten Autohof in Heimerzheim mit zusätzlichen Gewerbeflächen.

Welche Fehler haben Sie gemacht?
Maack: Ich habe zu spät erkannt, dass ich manche Hintergründe nicht genug erklärt habe. Vielleicht hätte ich einige Entscheidung erreichen können.

Die Verluste der CDU bei der Kommunalwahl 2014 wurden auch an Ihrer Amtsführung festgemacht...
Maack: Da wird an einer Legende gestrickt. Und zwar von denen, die sich nicht eingestehen wollen, dass sie in den Orten nicht stärker verwurzelt waren und nicht die richtigen Antworten auf wichtige Fragen gefunden haben. Transparenz beginnt in den Orten. Dort müssen von den politisch Verantwortlichen die Diskussionen geführt werden.

Ist dies auch ein Grund für die Bildung der Bürgerinitiativen in Miel, Dünstekoven und Ollheim?
Maack: Für den Lärmschutz in Miel und die geplante Ortsumgehung ist der Landesbetrieb Straßen zuständig. Da besteht keine Einflussmöglichkeit. Und in Sachen Windkraft haben wir größtmögliche Transparenz hergestellt. Wir haben die Bürger in mehreren Foren beteiligt, da war nichts vorher festgezurrt. Dies habe ich selber im Forum in Ollheim den Bürgern versichert.

Welche Weggefährten bleiben Ihnen im Gedächtnis?
Maack: Die Ortsvorsteher. Mit ihnen habe ich mich gerne ausgetauscht. Spontan fallen mir insbesondere die Urgesteine Heinrich Vornhagen, Fritz Rosenbaum, der gerade verstorbene Hans Jonas, Josef Hartmann, Jakob Zimmer und Willi Kümpel ein. Aus dem Rat Benno Willers und Wilfried Hein. Und natürlich Dieter Lütjohann, zu dem ich ein enges Vertrauensverhältnis hatte. Er war als Mann der ersten Stunde ein absoluter Verwaltungspraktiker.

Was hat Sie emotional am meisten bewegt?
Maack: Die Abschiede von Franz-Josef Hambach, Willi Kümpel und der tragische Tod von Josef Hartmann.

Wie kann die Gemeinde den Zuzug von immer mehr Flüchtlingen bewältigen?
Maack: Wir haben drei feste Häuser, hinzu kommen sollen die Kölner Straße 105 sowie vorübergehend das Sportlerheim in Buschhoven. Für Buschhoven suchen wir noch ein Grundstück, auf dem ein Heim gebaut werden kann. Die Mittel sind im Haushaltsentwurf 2016/2017 enthalten. Das Dorfhaus in Morenhoven steht lediglich übergangsweise als Erstaufnahmeeinrichtung zur Verfügung.

Zur Person

Eckhard Maack, 64, stammt aus aus Ulenburg bei Löhne in Westfalen. Dort machte er 1973 sein Abitur. Nach dem Jurastudium an der Uni Bielefeld war er von 1981 bis 1988 Rechtsrat und Oberrechtsrat in Bergisch Gladbach. 1988 kam er als Beigeordneter zur Gemeinde Swisttal, von 1991 bis 1999 war er Gemeindedirektor.

1999 wurde er erstmals zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. 2004 und 2009 wählten die Bürger ihn erneut direkt ins Amt. Er kann sich nun vorstellen, seine Erfahrung an Jüngere weiterzugeben, etwa als Dozent an der Fachhochschule des Bundes für Verwaltung in Rodenkirchen. Eckhard Maack lebt in Buschhoven.

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