Oldtimertreffen in Odendorf Trecker mit Vergangenheit

Swisttal-Odendorf · Wenn Oliver Dahm seinen Lanz Bulldog anlässt, ist das eine äußerst komplizierte Sache. Denn der Traktor, Baujahr 1939, hat einen Glühkopf, der mit einer Lötlampe erst einmal „vorgeglüht“ wird, bevor der Motor mit einem lauten Zischen anspringt.

 Schmuckstück aus vergangenen Zeiten: Der alte Güldner-Traktor entzückt die Oldtimerfans.

Schmuckstück aus vergangenen Zeiten: Der alte Güldner-Traktor entzückt die Oldtimerfans.

Foto: Roland Kohls

Das „Schätzchen“ des 26-Jährigen aus Oberzissen ist eines von 140 alten motorisierten „Kleinodien“, die beim dreitägigen Treffen der Oldtimer-Freunde Swisttal-Odendorf im örtlichen Gewerbepark zu bewundern waren – zum mittlerweile insgesamt achten Mal.

Der Lanz Bulldog, ältestes Fahrzeug der Schau, ist eine Rarität. Monatelang hat sein stolzer Besitzer die Technik auf Vordermann gebracht, das Getriebe mit einer schnelleren Übersetzung versehen, so dass das Fahrzeug nun nicht mehr mit seinen ursprünglichen 19, sondern mit 35 Stundenkilometer über die Landstraßen tuckert.

Dahm ist leidenschaftlicher Trekkerfahrer und Bastler, zu Hause hat er noch einen Fahr (1958), den „noch mein Opa bis zuletzt in der Landwirtschaft benutzt hat“, und einen Ursus, die polnische Nachbildung seines Lanz (1951) stehen. „Ich habe Spaß am Schrauben. Durch mein Hobby bin ich sogar zu meinen Beruf als Kfz-Meister gekommen“, erzählte der Oldtimerfan.

Die "Kutschkugel" lockte die Besucher

Auch ein original John Deere (1949) in den grüngelben Farben des Herstellers gestrichen mit einem in denselben Farben gehaltenen Wohnwagen, der sogenannten „Knutschkugel“, lockten die Bewunderer an.

Zu bewundern gab es aber auch eine alte „Ente“ (CV2), eine Giulietta (Alfa Romeo), US-amerikanische Militärfahrzeuge und Mopeds aus dem DDR-Simson Werk Suhl. Mit 60 Stundenkilometern sind die Mitglieder des Bonner Simson-Vereins nach Swisttal getuckert, um „Habicht“, „schwarze Schwalbe“, „Sperber“ und „Star“ vorzustellen (alle aus den 60er und 70er Jahren). „Es ist ein gemütliches Fahren. Das Moped ist schneller als das Fahrrad, aber langsamer als ein Auto. Man bekommt mehr von der Landschaft mit. Das Fahren ist das Ziel, nicht der Weg“, erklärte Astrid Leder-Pettirsch (50).

Mit großen Augen bestaunte auch Mohammed Alsaia die unterschiedlichen Fahrzeuge. Der Syrer, der seit einem halben Jahr als Asylbewerber mit seiner Familie in Heimerzheim lebt, war auf Einladung seines Paten Manfred Huth, der den Neubürgern ein wenig die deutsche Lebensart näherbringen wollte, nach Odendorf gekommen.

Rund 1750 Besucher bewunderten die Oldtimer

Begeistert von den einzelnen Geschichten der Fahrzeuge war auch Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkerbrenner. Rund 1750 große und kleine Besucher ließen sich die Technik vorführen und durften mal hinters Lenkrad klettern.

Mit dem runden Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden zeigten sich denn auch der Odendorfer Vereinsvorsitzende Hans-Günter Cramer (67), sein Vize und Schwiegersohn Sascha Macherey sowie der technische Berater des Vereins und ebenfalls Schwiegersohn des Vorsitzenden, Ludwig Profittlich-Cramer. Mit liebevollem Blick schaute Macherey auf seinen Ackertraktor, die Eichler Tiger 2 (EM 2355). Der blaue Anstrich weist Rostflecken auf, die Schutzdecke vor dem Sitz hat Risse.

Noch vor sieben Jahren war das Gefährt von 1968 in Bitburg im Einsatz. „Ich finde es so einfach schöner. Ich werde nur restaurieren, wenn es technisch unbedingt nötig ist“, so Macherey, dessen Tochter Lilli mit eineinhalb Jahren jüngstes Vereinsmitglied ist.

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