"Schlachtplatte" im Morenhovener Kreaforum Trump, Castro und Merkels Knopfjacke

Swisttal-Morenhoven · Traditioneller Schlusspunkt der Morenhovener Kabarett-Tage: Bei der „Schlachtplatte“ im ausverkauften Kreaforum lassen fünf Kabarettisten das politische Jahr 2016 Revue passieren.

 Im Morenhovener Kreaforum servieren Fatih Çevikkollu (von links) , Robert Griess und Lioba Albus die „Schlachtplatte 2016“.

Im Morenhovener Kreaforum servieren Fatih Çevikkollu (von links) , Robert Griess und Lioba Albus die „Schlachtplatte 2016“.

Foto: Axel Vogel

Der Einzug hätte dem designierten US-Präsidenten gefallen können: Zu Rammsteins „Amerika“ und mit Trump-Pappmaske auf dem Gesicht marschieren die Delegierten – Pardon die Herren Robert Griess, Fatih Çevikkollu, Ape & Feuerstein sowie Kabarettkollegin Lioba Albus in den Saal, auf die Bühne und mitten ins Geschehen. Werden sie ihre „Jahresendabrechnung“ 2016 dem Publikum im ausverkauften Morenhovener Kreaforum inkognito servieren?

Mitnichten: Als die Masken fallen, können versierte Zuschauer des Kultformats, das seit 2010 traditionell die Morenhovener Kabarett-Tage beschließt, erkennen, dass Griess um sich herum eine neue Mannschaft formiert hat. Und was für eine. Also wird erst einmal ein Selfie mit Publikum gemacht. Hier stand wohl Ellen DeGeneres Pate, die 2014 alle Oscarpreisträger um sich versammelte und in die Kamera strahlen ließ. Oder? Auch wieder falsch: Albus und Çevikkollu, Ape und Feuerstein haben kurzerhand die Rechte des Abends an ein dubioses Unternehmen verschachert, das auf die Daten der Kabarettfreunde im Saal spitz ist.

Und Griess kann es nicht fassen: Er, der hier zum Gedenken an den Tod Fidel Castros mit der grünen Schiebermütze aufgelaufen ist – die Faust voll Überzeugung an die Brust gedrückt – , muss sich mit solch gekauftem Personal herumschlagen? Ernsthafte Sorgen braucht er sich aber nicht zu machen, denn was die Herrschaften an genüsslich-boshafter Satire abliefern, dürfte den Bossen kaum gefallen.

Nun könnte man sagen, das Jahr 2016 hatte auch einiges an Vorlagen zu bieten. Gesetzt den Fall, dass man etwas daraus zu machen weiß: Zum Beispiel Großbritannien als 51. US-Bundesstaat empfehlen? Oder das Bundescamp gründen: „Ich bin ein Politstar – holt mich hier raus“. Oder erklären, warum das mit Hillary Clinton und der Präsidentschaft nichts geworden ist: „Sie hat den Fehler gemacht, sich das Frausein zu sehr anmerken zu lassen. Das würde Angela Merkel natürlich nicht passieren.“ Sagt Fatih Çevikkollu, den die obligatorische Knopfjacke der Kanzlerin irgendwie immer an ein Radio erinnert: Einschalten, Lauter drehen, Ausschalten.“ Aber immer noch besser als wie Horst Seehofer mit einer Fruchtfliege verglichen zu werden, „die sich auf alles setzt, was braun wird“.

Überhaupt gehören die schwarzgalligen Passagen – wie die Pläne für einen lukrativen Schlauchbootverleih an der nordafrikanischen Küste zur Aufbesserung der kargen Altersversorgung – zu den bestens gewürzten Passagen dieser Schlachtplatte. Bereichert um ein paar schalkhafte Verse mit dem anarchischem Charme der Barden Ape & Feuerstein und das Gegenwartsdrama des Jahres. Aber sind wir nicht schon wieder mitten drin? Mehr dazu bei der Schlachtplatte 2017.

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