Nach der Flut Swisttaler Sportvereine bangen um ihre Zukunft

Swisttal · Zerstörte Plätze und Hallen: Swisttaler Vereine bangen nach der Hochwasserkatastrophe um ihre Zukunft und ärgern sich über Vereine aus Nachbargemeinden.

 Zerstörte Sportstätten in den Orbachauen: Im Vordergrund befindet sich der Sportplatz, dahinter das Schützenhaus und der Tennisclub.

Zerstörte Sportstätten in den Orbachauen: Im Vordergrund befindet sich der Sportplatz, dahinter das Schützenhaus und der Tennisclub.

Foto: Axel Vogel

Vor einem Desaster stehen die Swisttaler Sportvereine nach der Flutkatastrophe: Viele Sportstätten sind zerstört und auf Jahre nicht mehr nutzbar. Hatten die Vereine ihre Aktivitäten infolge lockerer Corona-Regeln gerade erst wieder hochgefahren, hat die Flut diese Anfänge zunichtegemacht – und wieder wandern Mitglieder ab.

Dazu kommt „Leichenfledderei“, wie es der Vorsitzende des Gemeindesportverbandes (GSV), Klaus Jansen, drastisch in der Sitzung des Swisttaler Ausschusses für Generationen, Soziales, Kultur und Sport am Beispiel des Tennissports beschrieben hat: „Tennisvereine aus Nachbargemeinden werben massiv Spieler ab. Das ist unverschämt. Mannschaften werden zerfleddert“, so Jansen. Dadurch werde die Aufbauarbeit von Jahren zerstört, die Vereine stünden mit dem Rücken zur Wand.

Teile des Kunstrasens wurden weggespült

Insbesondere in Odendorf gibt es keine funktionsfähigen Sportstätten mehr: Der Sportplatz des TuS Odendorf sowie das Vereinsheim sind von der Flut komplett zerstört worden. Der nahe am Orbach gelegene Platz war nach der Flut mit einer Lehmschicht bedeckt, Teile des Kunstrasens wurden weggespült. Der Orbach hatte sich einen Weg durch einen Teil des Sportplatzes gesucht.

Die ebenfalls nahe am Bach gelegene Anlage der Sportschützen ist ebenso zerstört wie die des Tennisclubs. Turnhalle und Gymnastikhalle standen laut Gemeindeverwaltung unter Wasser und müssen abgerissen werden. Geld für den Wiederaufbau sei nicht das Pro­blem, betonte Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner. Denn Sportstätten würden zu hundert Prozent aus der Wiederaufbauhilfe gefördert, nicht nur zu 80 Prozent.

Die Sportschützen und der TuS hätten schon signalisiert, dass sie gerne bleiben würden. Aber die entscheidende Frage sei, so Gertrud Klein (CDU), ob der Orbach dort so gestaltet werden könnte, um den Sportvereinen eine Existenz dort zu sichern. Dazu sei ein Konzept des Erftverbandes notwendig.

„Einen Wiederaufbau wie es war, halte ich für falsch, es muss besser werden“, meinte die Ausschussvorsitzende Susanne Sicher (SPD). Sven Kraatz forderte für die Grünen ein Hochwasserschutzkonzept. Der Erftverband habe selbst erklärt, dass dies nicht seine Kernkompetenz sei.

Fläche für einen Bolzplatz

Da gelte es jedoch zu differenzieren, warf Kalkbrenner ein. Wenn es um die Frage gehe, ob die Bachkante an der betreffenden Stelle wiederhergestellt werden könne, sei dies sehr wohl Sache des Erftverbandes. Ein ganz anderes Thema sei der Hochwasserschutz, mit dem man sich überregional beschäftigen müsse und nicht begrenzt auf das Gebiet der Gemeinde Swisttal.

Alternative Grundstücke für das Sportgelände sind laut Bürgermeisterin in Odendorf derzeit nicht verfügbar. Planerisch würden sich aber Flächen in der Nachbarschaft des Gewerbegebietes anbieten, für die es aber noch keinen Flächennutzungsplan gebe, so Kalkbrenner. Die Gemeinde habe aber eine Fläche für einen Bolzplatz gekauft, der in wenigen Wochen nutzbar sein werde.

Für einige Hallensportarten wie Aikibudo oder Gymnastik wird überlegt, den alten Dorfsaal am Bendenweg umzurüsten. Nach Jansens Recherchen würden rund 500 Quadratmeter gebrauchter Hallenboden etwa 20 000 Euro bis 25 000 Euro kosten. Dazu kämen noch Kosten für Sicherungsmaßnahmen etwa der Lampen. Jansen führt Gespräche mit dem Landessportbund über Finanzierungsmöglichkeiten.

Auch die Gemeinschaftssportanlage Buschhoven/Morenhoven wurde von den Wassermassen überspült und mit braunem Schlamm bedeckt. Für die Planung der Asbestsanierung der Schwimmhalle in Heimerzheim hat laut Kalkbrenner die Gemeinde auf die europaweite Ausschreibung kein einziges Angebot erhalten. Das Verfahren muss also wiederholt werden.

Schützen und Hundefreunde betroffen

Eine Abfrage der Verwaltung bei den Sportvereinen hat unter anderem ergeben, dass die Anlage des Golfclubs Schloss Miel erheblich betroffen ist. Im Gebäude der Heimerzheimer Schützen gibt es insbesondere Schäden in der Luftgewehrhalle, im Vereinsheim des Hundesportvereins in Heimerzheim ist Wasser durch das Dach eingedrungen und der Holzfußboden ist hochgekommen.

Schäden durch den Wassereinbruch in die Halle des Taekwondo-Vereins in Buschhoven konnten bereits behoben werden. Aufgrund der Schäden bis auf Weiteres nicht genutzt werden kann das Sportgelände des Angelvereins in Heimerzheim.

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