Adventszeit in Swisttal "Vor Nikolaus hinter Sofa versteckt"

Gespräch am Wochenende: Dirk Lüssem über seine Erfahrungen als heiliger Mann.

 Dirk Lüssem aus Ludendorf ist heute als Nikolaus unterwegs. Über ein Gedicht oder ein Lied freut er sich.

Dirk Lüssem aus Ludendorf ist heute als Nikolaus unterwegs. Über ein Gedicht oder ein Lied freut er sich.

Foto: WOLFGANG HENRY

Ein Karnevalsjeck verkleidet sich gerne. Dirk Lüssem ist ein Jeck, Präsident der KG Ludendorfer Jonge und Literat des Kölner Traditionskorps "Treuer Husar". Und er verkleidet sich gerne. Als Sankt Martin und heute als Nikolaus. Mit dem 43-jährigen Kraftfahrer, den Freunde nur "Lü" nennen, sprach Mario Quadt.

Bei wem leuchten eigentlich die Augen mehr, wenn Sie ins Nikolausgewand schlüpfen: bei den Kindern oder bei Ihnen selbst?

Dirk Lüssem: Eigentlich bei Dreien sogar: Bei den Kindern definitiv, die sind mit einer enormen Ehrfurcht dabei, wenn der Nikolaus kommt. Bei den Eltern leuchten die Augen ebenso und ganz besonders bei den Großeltern. Ich merke, die fühlen sich zurückversetzt in ihre eigene Kindheit, wenn sie den Nikolaus erblicken.

Was sagen die Kinder, wenn Sie sie erblicken?

Lüssem: Das ist ganz unterschiedlich. Es kommt darauf an, wie viel Respekt sie vor dem heiligen Mann haben. Dass sie direkt dem Nikolaus ein Lied singen oder ein Gedicht erzählen - das machen leider die wenigsten. Doch wenn ich, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase für uns beide, ein Lied oder ein Gedicht einfordere, bekomme ich auch eins dargeboten.

Ist der Nikolaus schon mal als Dirk Lüssem erkannt worden?

Lüssem: Nein. Moment... Doch, einmal. Der acht Jahre alte Sohn eines Vereinsmitglieds der Ludendorfer Jonge sagte, allerdings erst nachdem ich aufgetreten bin: Das war doch der 'Lü'. Danach ist das allerdings nie wieder passiert.

Haben Sie einen furchteinflößenden Hans Muff bei sich, wenn Sie in den Wohnstuben zu Gast sind?

Lüssem: Ja, aber nur, wenn es von den Eltern gewünscht ist. Der Wunsch nach Hans Muff ist weniger geworden. Ich habe ein paar in petto, die Spaß daran haben, den Furchteinflößenden zu machen.

Wie sind Sie als Kind dem heiligen Mann entgegengetreten? Mit Ehrfurcht, wie Sie es gerade beschrieben haben, oder etwa anders?

Lüssem: Das ist gemein. Als ich das erste Mal den Nikolaus gesehen habe, habe ich mich hinter dem Sofa versteckt, obwohl es an der Wand stand. Da war ich fünf Jahre alt. Danach habe ich ihn, wenn ich mich recht entsinne, nur auf dem Schoß der Eltern verfolgt.

Sie sind ja nicht nur als Nikolaus im Einsatz, sondern verkörpern noch einen anderen berühmten Heiligen: den Sankt Martin. Welche der beiden "Rollen" bringt Ihr Herz mehr zum Schwingen?

Lüssem: Es ist eher der Nikolaus. da habe ich mehr "Einfluss". Als Sankt Martin sitze ich auf einem Pferd und verteile die Wecken. Mehr ans Herz geht mir der Nikolaus - wegen des direkten Kontakts. Es ist immer eine Art Spiel , das Vertrauen der Kinder zu bekommen. Wenn ich es habe, dann ist das für den Nikolaus das schönste Geschenk.

Hat schon mal ein Kind für Sie überraschend reagiert, als Sie als Nikolaus auftauchten?

Lüssem: Ja. Es gab mal einen kleinen jungen Mann, der sich mir gegenüber recht aufmüpfig anstellte. Der hat mit meinem Bischofsstab so lange Stabhochsprung im Wohnzimmer geübt, bis dieser zerbrochen ist. Tja, dann stehst du da. Dann habe ich den eher bösen Nikolaus herausgelassen und das Geschenk wieder mitgenommen - es dann aber anschließend vor die Haustür gelegt. So mache ich das immer, wenn jemand mit mir den Molli macht.

Rot und Weiß sind ja die Farben, in denen der Nikolaus landauf und landab auftritt. Für Sie als Anhänger des 1. FC Köln ist dies sicherlich eine annehmbare Farbgestaltung. Würden Sie auch den weißen Bart anlegen, wenn die Kluft des heiligen Mannes etwa in Schwarz, Grün und Weiß gehalten wäre - wie die Trikots von Borussia Mönchengladbach?

Lüssem: Mit dem Gedanken bin ich zum Glück noch nie konfrontiert worden. Der Nikolaus muss Rot und Weiß sein. Es gibt einfach keine andere Farbe.

Zur Person

Ein Tausendsassa ist Dirk Lüssem aus Swisttal-Ludendorf in vielerlei Hinsicht. Der 43-Jährige ist Kraftfahrer von Beruf, Mitbetreiber der Karnevalsagentur Swist Event, Präsident des Karnevalsvereins Ludendorfer Jonge und Literat des Kölner Korps "Treuer Husar". An diesem Wochenende absolviert er fünf bis sechs Auftritte als Nikolaus - früher seien es bis zu 18 gewesen.

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