Die Bäche der Swist Mehr Lebensqualität an den Bächen der Swist

Swisttal · Die EU will ländliche Regionen fördern und hat dazu einen Fördertopf namens Leader erstellt. Swisttal, Rheinbach, Meckenheim, Euskirchen und Wachtberg wollen diese Mittel und schließen sich zusammen.

 Die Bäche der Swist sind der Namensgeber für die Förderregion. Hier ist die Swistaue in der Nähe der B56 bei Miel zu sehen.

Die Bäche der Swist sind der Namensgeber für die Förderregion. Hier ist die Swistaue in der Nähe der B56 bei Miel zu sehen.

Foto: Axel Vogel

Eine mobile Fahrrad-Werkstatt, eine Sickerfläche als Naherholungsgebiet oder ein Apfelfest. Solche und ähnliche Projekte könnten ab nächstem Jahr Gestalt annehmen. Denn Swisttal, Meckenheim und Rheinbach sowie Teile von Euskirchen und Wachtberg haben sich vorgenommen, beim Leader-Förderprogramm der EU mitzumachen.

Die Abkürzung steht für „Liaison Entre Actions de Développement de l'Économie Rurale“, zu deutsch „Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Das Gesamtprojekt soll es ermöglichen, eine ganze Reihe von unterschiedlichen kleineren Projekten in ländlichen Bereichen zu fördern. Etwas über drei Millionen Euro sind zu verteilen, von denen 2,7 Millionen Euro von der EU kommen. Wenn alles nach Plan läuft, würde die Summe zwischen Januar 2023 und Ende 2027 in die Kommunen fließen.

Die Idee für Leader kommt vom Bürgerverein Odendorf

Förderberechtigt sind Regionen, die aus mehreren geografisch zusammenhängenden ländlichen Kommunen besteht. Swisttal, Meckenheim, Rheinbach sowie Teile von Euskirchen und Wachtberg bilden zusammen die Region „An den Bächen der Swist“. Das Besondere am Programm ist, dass nicht die Politik entscheidet, was gefördert wird. Das übernimmt der Vorstand einer lokalen Aktionsgruppe. Diese soll ein Verein aus Vertretern von Verwaltung, Wirtschaft und Sozialverbänden sowie Vertretern der Zivilgesellschaft sein. Ein Regionalmanagement-Büro soll dann bei der Umsetzung helfen.

Die Initiative kam vom Bürgerverein Odendorf, der sich im Zuge der Flutkatastrophe gegründet hatte. „Wir haben nach Hochwasserschutzprojekten gesucht und sind auf das Talauenprojekt im südlichen Steigerwald gestoßen“, berichtet Schriftführerin Angela Gilges. Die Gegend bei Nürnberg war selbst von einem Hochwasser betroffen und konnte sich mit Geld aus dem Leader-Programm revitalisieren. Dass man mitmachen wollte, war schnell klar. „Wir haben uns für die Region an der Swist entschieden, weil wir mit Leader den Wiederaufbau nach der Flut unterstützen wollen.“

Welche Ideen mit Leader umgesetzt werden könnten

Gefördert werden sollen insbesondere kleinere Projekte und ehrenamtliches Engagement. Diese sollen sozialen und ökologischen Belangen sowie dem dörflichen Leben dienen. „Die Kosten für ein einzelnes Leader-Projekt liegen idealerweise im fünfstelligen Bereich. Wir werden nicht anfangen, Gewerbegebiete zu erschließen“, sagt Christoph Dickmanns, dessen Planungsbüro CDI-Projekte mit der Durchführung der Bewerbung beauftragt wurde.

„An Ideen besteht kein Mangel“, sagt Angela Gilges vom Bürgerverein. Ihren Vereinskollegen schweben etwa Maßnahmen zum Hochwasserschutz wie Wasserrückhalteflächen, die als Naherholungsgebiet dienen, oder kleinere Dämme vor. Aus der Stadtverwaltung Rheinbach gab es die Idee eines „Klön-Mobils“, das als mobile Fahrradwerkstatt und Begegnungsstätte dienen soll.

Auch Ideen zum Schutz heimischer Pflanzenarten oder  für ein Apfelfest sind im Umlauf. Zudem erhofft man sich weitere Ideen von einer umfassenden Bürgerbeteiligung (siehe Kasten). Leader würde 70 Prozent der Kosten übernehmen. Der Rest würde bei Kreisen und Gemeinden hängen bleiben.

Noch bis zum 4. März läuft der Bewerbungsprozess. Ob das Projekt „Bäche der Swist“ angenommen wird, entscheidet das Umweltministerium in Düsseldorf im Mai. Ende November hatte der Bürgerverein die ersten Anfragen an die Kommunen verschickt. „Drei Monate sind für so eine komplizierte Bewerbung ein sportlicher Zeitplan“, sagt Christoph Dickmanns.

Räte sind für das Projekt, aber manche wollen nicht bezahlen

Zumindest die Kommunen scheinen von der Idee begeistert, aber haben teilweise Finanzierungsbedenken. Die Stadt Rheinbach muss das  noch durch die Ausschüsse bringen, aber Bürgermeister Ludger Banken hat bereits ein Antwortschreiben auf den Antrag verfasst.  Demnach gebe es, wie seine Gespräche mit den Fraktionen ergeben hätten, eine deutliche Ratsmehrheit für das Projekt.

Allerdings stünden wegen der Flutkatastrophe im Sommer keine finanziellen oder personellen Mittel für den Eigenanteil zur Verfügung. In Euskirchen hat sich bereits der Stadtrat einstimmig für das Projekt ausgesprochen. Das Gleiche gilt für den Hauptausschuss in Wachtberg.In Swisttal wird die Sache am 1. Februar im Hauptausschuss und tags darauf im Rat verhandelt.

Hitzige Diskussion in Meckenheim

In Meckenheim wurde das Projekt im Haupt- und Finanzausschuss etwas kontroverser diskutiert. Kritische Stimmen kamen hauptsächlich aus den Fraktionen von SPD und Grünen. „Das ist uns nicht konkret genug. Wir haben noch  Bauchschmerzen“, sagte etwa Sozialdemokrat Stefan Pohl. Tobias Pötzsch (Grüne) hatte Fragen zu den Kosten für die Geschäftsstelle des Regionalmanagements. In der Kritik standen vor allem der Mangel an konkreten Projekten und die Finanzierung des Eigenanteils.

Bürgermeister Holger Jung (CDU) war weniger skeptisch: „Ich sehe bei diesem Projekt mehr Chancen als Risiken“, sagte er während der Sitzung. Dennoch hatte er schon im Vorfeld beantragt, dass der Kreis den Eigenanteil am Förderprojekt aus der Kreisumlage finanzieren möge.

Nach einer hitzigen Diskussion und einer  Sitzungsunterbrechung, in der die Fraktionsvorsitzenden sich beraten konnten, wurde die Teilnahme für den Fall beschlossen, dass der Kreis den Eigenanteil übernimmt. Wie die Stadt mitteilt, habe man bereits eine mündliche Zusage erhalten.

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