Dokumentation der Flut Überflutungskarte zeigt, wo in Swisttal das Wasser stand

Swisttal · Die Gemeinde Swisttal hat eine vorläufige Überflutungskarte erstellen lassen. Betroffen war demnach bei der Flut im vergangenen Juli fast das gesamte Gemeindegebiet.

 Jörg Timmermann (links) zeigt Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner die vorläufige Überflutungskarte.

Jörg Timmermann (links) zeigt Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner die vorläufige Überflutungskarte.

Foto: Matthias Kehrein

Dass in der Flut vom 14. und 15. Juli vergangenen Jahres große Teile von Swisttal betroffen waren, ist längst bekannt. Aber in blauen Flächen auf einer Karte zu sehen, wo genau in diesen Stunden irgendwann das Wasser stand, gibt der Katastrophe noch einmal eine andere Dimension. Eine solche vorläufige Überflutungskarte hat die Gemeinde nun erstellen lassen und präsentiert. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner fasst die Ergebnisse so zusammen: „Swisttal war ein Meer.“

Die als überflutet markierten Flächen ziehen sich von Odendorf im Süden in einem breiten Band über Ludendorf, Essig und Miel Richtung Heimerzheim. Das gesamte innere Gebiet der Gemeinde war demnach unter Wasser, ebenso große Areale entlang der Bäche. „Es war genauso schlimm, wie man es in der Nacht wahrgenommen hat“, sagt Kalkbrenner bei der Vorstellung der Karte.

Unterschiedliche Quellen trugen zur Karte bei

Wobei diese keine bestimmte Momentaufnahme zeige und auch nicht wiedergebe, wie hoch das Wasser an den einzelnen Stellen stand, erklärt Jörg Timmermann. Er ist Geschäftsführer des Planungsbüros Schumacher, das im Auftrag der Gemeinde die Karte erarbeitete. Dazu wurden unterschiedliche Quellen genutzt. Ein wichtiger Baustein war das Lagebild der Feuerwehr für diese Tage. Außerdem flossen etliche Videos und Fotos von Privatleuten ein, ergänzt durch Augenzeugenberichte.

Timmermann erzählt von einigen Gesprächen. So habe ihm ein Betroffener sehr detailliert die Lage entlang des Odendorfer Bahndamms geschildert. Andere waren in den Flutstunden mit dem Auto unterwegs und konnten von unterschiedlichen Stellen berichten, an denen Wasser gestanden habe.  Sogar Facebook habe man „angezapft“. „Schwarmwissen“ nennt Timmermann das. Denn: „Niemand war zum Scheitelpunkt der Welle an allen Stellen.“

 Für die vorläufige Überflutungskarte hat die Gemeinde Swisttal zahlreiche Daten zusammentragen lassen. Sie zeigt, wie groß die beim Hochwasser im Juli betroffene Fläche ist.

Für die vorläufige Überflutungskarte hat die Gemeinde Swisttal zahlreiche Daten zusammentragen lassen. Sie zeigt, wie groß die beim Hochwasser im Juli betroffene Fläche ist.

Foto: Grafik GA

Aber aus den vielen kleinen Punkten wurde ein Bild. In der der Gemeinde übergebenen Originalkarte sind die Flutflächen allerdings nur blau schraffiert. Eine ganz blaue Einfärbung auf dem Plan habe es anfangs gegeben, so Timmermanns. Allerdings seien die zu färbenden Bereiche so groß gewesen, dass sich sonst nichts mehr auf der Karte erkennen ließ.

Weder Hochwasserrisiko- noch Starkregenkarte

Dabei sei selbst diese Karte erst einmal vorläufig. Weitere Meldungen können sie noch ergänzen. Was der Bürgermeisterin und Swisttals Pressesprecher Bernd Kreuer auch wichtig ist: Die Überflutungskarte ist keine Hochwasserrisiko- oder Starkregenkarte. Diese Karten entstehen aus Berechnungen möglicher Regen- oder Hochwasserereignisse.

Die Überflutungskarte dokumentiert nur ein bestimmtes eingetretenes Ereignis. Sie bietet einen Überblick. Nichtsdestotrotz kann aus dem Vergleich dieser Karte mit Hochwasserrisiko- oder Starkregenkarten neues Wissen gewonnen werden. So zeigten sich viele Übereinstimmungen, wenn man sie übereinanderlege, erläuterten die Gemeindevertreter. Auffällig seien aber auch Abweichungen. So seien Teile von Morenhoven und Buschhoven vergleichsweise geringer betroffen als erwartet.

Wo genau Hochwasserrisikogebiete in Swisttal sind, soll demnächst neu bewertet werden. Kalkbrenner weist aber deutlich von sich, dass am Ende alle in der Überflutungskarte markierten Bereiche dazugehören könnten.  

Eine Dokumentation für die Zukunft

Generell ist die Karte eher als Dokumentation gedacht. Es habe nicht einmal eine Verpflichtung gegeben, sie zu erstellen, so die Bürgermeisterin. Aber sie bietet einen wichtigen Überblick und kann im Gedächtnis der Gemeinde erhalten bleiben. Timmermann weiß aus der Arbeit zu anderen Hochwassern: „Der Mensch vergisst sehr schnell.“ Daher seien die Informationen für diese Karte auch jetzt schon zusammengetragen worden. „Wenn man die jetzt nicht sammelt, bekommt man sie nie zusammen“, meint Kalkbrenner. „Alles Wissen, dass wir heute zusammentragen können, hilft uns für die Zukunft.“

Für Swisttaler könnte die Karte zudem hilfreich sein, wenn sie nachweisen müssen, wirklich zu den Flutbetroffenen zu gehören. Denkbar wäre das bei Versicherungen. Bei der Bezirksregierung konnte die Gemeinde in diesem Zusammenhand aber schon mehr erreichen. Dort gilt grundsätzlich ganz Swisttal als flutbetroffen.

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