Erinnern an die Flut Warum in Ludendorf nun zwei Gedenkbäume stehen

Swisttal · Der Wunsch, an einem besonderen Ort an die Flutkatastrophe von 2021 zu erinnern, ist groß. Die richtige Form dafür scheint aber nicht einfach. Swisttal hat nun zehn Bäume gepflanzt, die nicht immer leicht zu finden sind.

Zehn Bäume erinnern in den zehn Swisttaler Orten an die Flutkatastrophe. Bei der Pflanzung in Ludendorf legen Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und Gerd Brühl vom Rotary Club Bornheim Hand an.

Zehn Bäume erinnern in den zehn Swisttaler Orten an die Flutkatastrophe. Bei der Pflanzung in Ludendorf legen Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und Gerd Brühl vom Rotary Club Bornheim Hand an.

Foto: Juliane Hornstein

Die Gemeinde Swisttal hat in der Flut vieles verloren – nicht zuletzt vier Menschenleben. Zum Gedenken stehen nun zehn Bäume in den Ortschaften, ein zentrales Denkmal ist geplant. Auch Swisttaler Bürger engagieren sich, um Erinnerungsorte zu schaffen. Denn nicht jede Form des Gedenkens ist gut gewählt.

Zehn Bäume für zehn Orte

In Ludendorf waren Vertreter der Ratsfraktionen, Ortsvorsteher und Presse zur Baumpflanzung eingeladen. „Zehn Bäume – Zehn Orte“ heißt das Projekt, das mit Hilfe der Rotarier realisiert wurde. Jeder der Swisttaler Orte erhält einen Gedenkbaum. 4000 Euro gab es von den Rotary Clubs Bonn Süd – Bad Godesberg und Bornheim im Rahmen der Rotary Help – Hochwasserhilfe. Symbolisch begangen wurde die Pflanzung beim letzten Baum in Ludendorf. Wobei die Frage „Wo ist der Baum?“ mehrfach gestellt wurde.

Denn dessen Standort im Pfarrgarten ist nicht leicht zu finden: am Gebäude, in dem Bücherei und Gemeindearchiv untergebracht sind, vorbei, durch ein Gartentor, hinter der Ecke. Wie Ludendorfs Ortsvorsteher Josef Breuer erklärte, wird es daher im Ort auch zwei „Gedenkbäume“ geben. Den nun frisch gepflanzten Apfelbaum im Pfarrgarten und eine der Linden vor dem Dorfhaus, an der die Gedenktafel stehen wird. „Ich möchte den Baum mitten im Geschehen haben“, so Breuer. Am Dorfhaus, das für die Betroffenen eine wichtige Anlaufstelle gewesen sei, und wo auch in Zukunft gefeiert wird. Allerdings sei dort kein Platz für einen groß wachsenden Baum.

„Jeder Ort ist anders betroffen worden“, sagte Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner in Ludendorf. Aus Orten, in denen weniger Schäden entstanden, kam dafür Hilfe. Daher bekommt jeder Ort seinen eigenen Baum. Die Ortsvorsteher konnten die jeweilige Baumart aus eine Vorschlagsliste auswählen.

Angehörige fragen nach der Odendorfer Gedenktafel

In anderen Swisttaler Orten sind die Baum-Standplätze teils mit Bezug zur Flut gewählt. So bekam Heimerzheim eine Hainbuche für die Grünfläche am Zugang zur Quellenstraße, die besonders betroffenen war - und damit auch einen zweiten Gedenkbaum, wie Ortsvorsteher Hermann Menth sagte. Schon kurz nach der Flut hatte die Dorfgemeinschaft einen jungen Baum nahe des Pfarrzentrums als „Baum der Zuversicht“ auserkoren. In Odendorf erinnert im Rahmen der „zehn Bäume – zehn Orte“ eine Stieleiche an der Orbachstraße an die Flut, nur wenige Meter neben der Gedenktafel hinter der kleinen Kirche. An dieser brennt immer wieder eine Erinnerungskerze, beispielsweise im Gedächtnis an in der Flut Verstorbene. Unterdessen rufen auch Angehörige von Opfern aus der Eifel dafür eigens in Odendorf an.

Die Tafel mit dem bunten Motiv hatte das Odendorfer Team Gedenken um Klaus Jansen zum ersten Jahrestag der Flut dort aufgestellt. Er betont im Gespräch die Bedeutung von Gedenkmöglichkeiten. „Bäume per se finde ich grandios“, sagt er. Das erinnere an Friedwälder. Allerdings kommt es auf die Umsetzung an. Denn die zentrale Gedenkstelle des Landes Nordrhein-Westfalen kam bei einem Besuch des Teams im Winter gar nicht gut weg. Zu abgelegen, nicht gekennzeichnet, gerade bei schlechtem Wetter für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, kaum zu erreichen: Das alles bemängelten die Besucher an den 49 Bäumen, die nahe Blankenheimersdorf in Erinnerung an die 49 Flutopfer aus NRW gepflanzt wurden. „Die Gedenkstätte wird nicht ernst genommen“, sagt Jansen. Man hätte hier vor allem die Opferfamilien mit einbinden sollen. Die scheinen viel zu wenig im Fokus. „Wo hat die Flut stattgefunden und wie kann ich das zusammen bringen mit Erreichbarkeit und Verweilmöglichkeiten?“: Diese Fragen sollte man sich für einen Gedenkort außerdem stellen.

Swisttaler Denkmal soll noch entstehen

Im Blick hat Jansen auch das kommenden zentrale „Denkmal der Erinnerung“ der Gemeinde Swisttal, das dieses Jahr aufgestellt werden soll. Die Gemeinden hatte dazu einen zweistufigen, offenen Kunstwettbewerb ausgerufen. Entwürfe für Kunstwerke die „einen Bezug zur Flutkatastrophe herstellen sowie zum Verweilen und Nachdenken anregen“ konnten eingereicht werden. 15 Künstlerinnen und Künstler kamen dem nach. Bis Ende November 2022 konnten die Swistaler aus den Entwürfen ihren Favoriten auswählen. Nun befinde man sich in der Auswahl, so Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner bei der Baumpflanzung. Unter anderem gehe es wohl darum, wie sich Entwürfe realisieren lassen. Vorgesehen ist, das Denkmal zwischen Ludendorf und Essig aufzustellen. Dort soll später eine Generationen-Begegnungsfläche entstehen.

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