Schloss Miel Wasser prägt auch heute noch das Bild

SWISTTAL · Wer sich in Miel aufhält, hat einen ständigen Begleiter: das Rauschen der Autobahn 61. "Der Lärmschutzwall ist ein Sichtschutzwall", meint Rolf Esch (62), Ortsvorsteher von Miel. Auf einem Rundgang mit dem GA durch den Swisttaler Ortsteil nimmt Esch den Weg über einen Fußweg, der parallel zur Autobahn verläuft.

 Imposant: Schloss Miel wurde im 18. Jahrhundert anstelle eines älteren Wasserschlosses erbaut.

Imposant: Schloss Miel wurde im 18. Jahrhundert anstelle eines älteren Wasserschlosses erbaut.

Foto: Thränhardt

Das Bild ist idyllisch: grüne Wiesen mit Pusteblumen, buntes Laub an Büschen und Bäumen, der traditionsreiche Hof Kreuder aus Fachwerk, davor Schafe. Wenn nur der Lärm nicht wäre.

"Bei Nordwind könnten wir uns hier gar nicht unterhalten", sagt Esch. Denn wo die Lärmschutzmauer endet, sind Bäume und Büsche der einzige Wall gegen den Lärm. Fangen die Blätter an zu fallen, wird es in dem 1000-Einwohner-Ort noch lauter.

Weiter geht es durch den Park des Örtchens, der an einem kleinen Bach angelegt ist. Am späten Nachmittag werfen die Bäume hier lange Schatten auf die grünen Wiesen. Ein kleiner Spielplatz komplettiert das Bild. "Der Park ist grüne Lunge und Hundeallee", bringt es Rolf Esch auf den Punkt. Durch einen Zaun abgetrennt: eine alte Mühle, der Lochhof, der unter Denkmalschutz steht. Miel ist bis heute für seinen Wasserreichtum bekannt. Die Mühle und das umliegende Gelände werden heute privat genutzt.

Ganz am Ende des Parks liegt das Dorfhaus. Es ist eine Erfolgsgeschichte für Bürgerengagement. 2002 gründete sich der Verein "Dorfhaus Miel", der das Gebäude mit großer Eigenleistung erbaute. 2006 stand das etwa 680 Quadratmeter große Haus, das für Feierlichkeiten vermietet wird.

"Das Haus ist rappelvoll. Für dieses und nächstes Jahr sind wir schon ausgebucht", so Esch, der dem Verein vorsteht. Alle laufenden Kosten wie Versicherungen und Unterhalt könnten durch diese Einnahmen gedeckt werden, sagt er. Vor dem Dorfhaus verläuft die Bundesstraße 56, die hier Bonner Straße heißt.

Sie teilt den Ort in zwei Hälften. Bereits in römischer Zeit führte hier eine Straße von Billig nach Buschhoven. Wahrscheinlich stand an der Stelle der Kirche Sankt Georg ein Meilenstein, der dem Ort seinen Namen gab. "Decem milia castro bonnense", sprich: zehn römische Meilen (17 Kilometer) vom Kastell in Bonn entfernt. Heute ist die Straße auch Ausweichstrecke. "Wenn sich der Verkehr auf der A 61 staut, fährt alles durch Miel", erzählt Rolf Esch.

Routiniert passt er eine Lücke im Verkehr ab und überquert die Straße. Auch an einem ganz normalen Spätnachmittag wie diesem ist die B 56 durch den Berufsverkehr stark befahren. Seit 1955 ist eine Umgehungsstraße im Gespräch. Vor Kurzem nun hat das Land NRW das Projekt beim Bund für den Bundesverkehrswegeplan als "vordringlich" angemeldet. Die endgültige Realisierung hängt jedoch von den Finanzen ab.

Ein Blick noch auf die Pferde, die gegenüber vom Dorfhaus auf einer Weide grasen und ein Bild dörflicher Idylle abgeben. Die Bonner und die Rheinbacher Straße führen in den Ortskern. Beim nächsten Abzweig kämen Monopoly-Liebhaber voll auf ihre Kosten: Hier liegt die Schlossallee.

Es eröffnet sich der Blick auf ein barockes Landschloss, wie es im Buche steht. Schloss Miel wurde im 18. Jahrhundert anstelle eines älteren Wasserschlosses erbaut. Wasser prägt auch heute noch das Bild. Wassergräben führen um das Schloss herum und durch den angrenzenden Park. Heute ist hier ein Golfplatz angesiedelt. Früher landwirtschaftlich genutzte Flächen wurden zugekauft, um einen 18-Loch-Platz aufzubauen.

Das Gelände erstreckt sich über 73 Hektar und wirkt wie eine grüne Oase. Bäume säumen die Wege um den Platz, ein Eichhörnchen huscht über eine Wiese. Im Wasser Spiegelbilder der Gebäude und Bäume. Am Rand der Anlage wurde alter Baumbestand integriert. Auf dem Parkplatz: große Autos mit verschiedenen Kennzeichen. Die Golfer kommen aus der Region, aus Köln, aus Bonn oder Euskirchen. Die Nachbarschaft zu größeren Städten macht sich hier bezahlt. Esch beschreibt die geografische Lage so: "Miel ist ein Dorf im Dreiländereck von Rheinbach, Bonn und Euskirchen."

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