Insassen der Justizvollzugsanstalt Rheinbach Weihnachten hinter Gittern ist besonders schwer

RHEINBACH · Insassen der Justizvollzugsanstalt Rheinbach treffen sich mit Betreuern und Ehrenamtlichen

Insassen der Justizvollzugsanstalt Rheinbach tauschen sich in der Vorweihnachtszeit traditionell mit Betreuern, Ehrenamtlichen und Gästen in der Kapelle des Gefängnisses aus.

Insassen der Justizvollzugsanstalt Rheinbach tauschen sich in der Vorweihnachtszeit traditionell mit Betreuern, Ehrenamtlichen und Gästen in der Kapelle des Gefängnisses aus.

Foto: Axel Vogel

Thomas sitzt seit 17 Monaten in der JVA Rheinbach ein. Im März werde er entlassen, ist der 26-Jährige zuversichtlich. Und dann will er bestimmt nicht noch einmal "solche Dummheiten" machen, die ihn hinter Gitter gebracht haben. "Ich wollte einfach cool sein und ein bisschen angeben", blickt er auf sein mehrmaliges Fahren ohne Führerschein zurück, bei dem er auch einen Unfall "gebaut" und Fahrerflucht begangen hat.

"Das war keine einfache Sache, sonst säße ich nicht hier drin", bleibt er vage. Aber gut gehe es ihm, auch mit Blick auf die bevorstehenden Weihnachtstage. Denn die erlebe er zum zweiten Mal in der JVA und da sei es nicht mehr so schwer wie beim ersten Mal.

"Ich trinke auch keinen Alkohol und nehme keine Drogen. Und ich habe viele, die hinter mir stehen, meine ganze Familie, das haben viele andere nicht", erzählt der Vater einer kleinen Tochter. Die Verurteilung sei "ein großer Schock" gewesen, für ihn selbst und für seine Familie.

"Die wussten nämlich nichts, erst als ich reingegangen bin ins Gefängnis", sagt er. In der JVA Rheinbach hat er Arbeit als so genannter Hausarbeiter, teilt das Essen für die Mithäftlinge aus, kümmert sich um den Wäschetausch und macht sauber.

"Stolz machen und nicht enttäuschen" will er seine Familie. Der erste Schritt sei, dass er nach seiner Entlassung bereits eine Arbeitsstelle habe. Bis dahin besucht Thomas in seiner Freizeit in der JVA weiter zwei Gesprächsgruppen, die Ehrenamtliche "von draußen" leiten, "Lichtblicke" und "Wir über uns".

Fünf Gruppen bieten Ehrenamtliche derzeit unter dem Dach der "Gesellschaft für soziale Eingliederung" an, so deren Vorsitzender Wilfried Rosenberg. Beim so genannten Weihnachtsmeeting, das aus den Suchtgruppen hervorgegangen ist, kommen in diesem Jahr wieder Betreuer und offizielle Gäste in der Anstaltskirche zusammen. Auf die so genannte Befindlichkeitsrunde und die "zwölf Schritte" der "Narcotics Anonymous" (NA) oder der "Anonymen Alkoholiker" (AA) wird verzichtet.

Wichtiger sind persönliche Gespräche zwischen Gefangenen, Ehrenamtlichen und offiziellen Gästen "von draußen" beim reichhaltigen Büfett, das die Besucher mitgebracht haben. Gekommen sind unter anderem Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz, Superintendent Mathias Mölleken, die Pfarrer der drei christlichen Kirchengemeinden Rheinbachs, die Vorsitzende des Anstaltsbeirates, Roswitha Tondorf, und als "dienstälteste Ehrenamtliche" Ingeborg von Westerman, die seit 1974 "freiwillig in den Knast" geht.

Die Verse der "Weihnachtsbotschaft" von Monika Wätzold, die Wilfried Rosenberg vorlas, sind auch Teil der Prinzipien der ehrenamtlichen Betreuer in der JVA Rheinbach: "Wenn wir mit Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Dankbarkeit bei uns sind und voller Vertrauen uns und andere so annehmen, wie wir sind, helfen wir mit, eine Zukunft zu bauen, in der jeder einzelne als Teil des Ganzen wirkt und dazugehört."

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