Früherer israelische Botschafter Avi Primor in Heimerzheim "Wir brauchen einen echten Dialog"

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Schon als Avraham "Avi" Primor am Mittwochabend die Festhalle der Burg Heimerzheim betrat, brandete der Applaus der etwa 200 Anwesenden für ihn auf. In einem etwa einstündigen Vortrag beschäftigte sich der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen, der CDU Rhein-Sieg und ihrer linksrheinischen Stadt- und Gemeindeverbände mit der Frage: "Der Nahost-Konflikt - ist ein dauerhafter Frieden möglich?"

 Avi Primor (4.v. l.) kam auf Einladung von Norbert Röttgen (3.v.l.) und der CDU Rhein-Sieg in die Burg Heimerzheim.

Avi Primor (4.v. l.) kam auf Einladung von Norbert Röttgen (3.v.l.) und der CDU Rhein-Sieg in die Burg Heimerzheim.

Foto: Wolfgang Henry

Primor versuchte zu skizzieren, was beim 65 Jahre langen Krieg in den Köpfen seiner Landsleute und der Palästinenser vorgegangen sei. So lange die Palästinenser davon ausgegangen seien, dass es möglich sei, Israel zu vernichten, sei ein Frieden nicht möglich gewesen, sagte er. 1977 habe der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat einen Friedensprozess eingeleitet. As-Sadat habe begriffen, dass nicht Friede, sondern Sicherheit für die Israelis von Bedeutung sei.

Eine Schlüsselrolle wies Primor den Amerikanern zu. Damit Israel das besetzte Westjordanland räumen kann, bedürfe es einer kämpferischen Truppe vor Ort, die Sicherheit garantiere. Eine amerikanische oder internationale Truppe werde auch von der Bevölkerung als Befreiungstruppe begrüßt, so die Prognose. "Ich bin überzeugt, Frieden im Nahen Osten ist möglich - doch das werden die Völker dort alleine nicht schaffen können", resümierte Primor. Die Deutschen seien leider im Umgang mit Israel immer noch befangen und zögerlich: "Wir brauchen einen echten Dialog mit Deutschland", so Primor.

Dann stellte sich der 78-Jährige auf dem roten Sofa dem Gespräch mit Christian Hacke, Politik-Professor an der Universität Bonn. CDU-Kreisvorsitzende Elisabeth Winkelmeier-Becker begrüßte den "prominenten und gewinnenden Kenner und Protagonisten der israelischen Beziehungen zu Deutschland" Primor als ersten Gast der neuen Reihe "Im Gespräch". Der Nahost-Konflikt sei ein Dauerthema der Weltsicherheitspolitik, erklärte sie und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der Wille der Menschen zum Frieden einen Lösungsweg auftun werde.

Landtagsabgeordnete und "Hausherrin" Ilka von Boeselager bekannte, dass ihre Familie das Herz immer auf der israelischen Seite gehabt habe. Die Großmutter ihres Mannes habe noch fließend Hebräisch gesprochen. "Sie waren ein unbequemer Vermittler - als solchen schätzen wir Sie", sagte Norbert Röttgen. Dass Primor auch heute noch allen ein Begriff im positiven Sinne sei, liege an seiner gewinnenden Art und das Eintreten für Versöhnung.

Avi Primor war von 1993 bis 1999 Botschafter in Deutschland. 2003 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband verliehen. Er ist Vorsitzender der Israelischen Gesellschaft für Auswärtige Politik und hat das trilaterale Zentrum für Europäische Studien gegründet, eine Zusammenarbeit mit einer palästinensischen und einer jordanischen Universität, die auch mit der Universität Düsseldorf kooperiert.

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