Naturschutzgebiet Dünstekoven Wo die schwarzen Bullen weiden

SWISTTAL-DÜNSTEKOVEN · Hier haben zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ihr Zuhause. Alleine 160 Insekten, darunter 40 Libellenarten, leben in der Kiesgrube Dünstekoven. Doch nur beim genauen Hinsehen entdecken Besucher die Artenvielfalt.

 Ein Dexter-Bulle hat in der Kiesgrube Dünstekoven ebenso seine Heimat wie...

Ein Dexter-Bulle hat in der Kiesgrube Dünstekoven ebenso seine Heimat wie...

Foto: Roland Kohls

Etwa hundert Meter lang ist die Strecke zwischen dem Stationsgebäude und der Jugendschule in der Kiesgrube Dünstekoven. Das gesamte Naturschutzgebiet, um das sich der Naturschutzbund (Nabu) Bonn kümmert, umfasst jedoch 50 Hektar. In Anbetracht dessen spiegelt das kurze Stück zwischen den beiden Gebäuden einen wahren Mikrokosmos der in dem Gebiet lebenden Arten wider. Denn hier findet sich beinahe alles, was sich auch sonst so auf dem riesigen Gelände tummelt.

Peter Meyer, Nabu-Gebietsbetreuer und seit mehr als 30 Jahren für den Nabu tätig, muss es wissen. Er ist einer der wenigen, die regelmäßig über das öffentlich nicht zugängliche Areal wandern, und er führt genau Buch darüber, was er an Tier- und Pflanzenarten entdeckt. "Das sind schon beachtliche Zahlen", sagt der Experte. "Alleine 160 Insekten, darunter 40 Libellenarten, leben hier." Dazu kommen noch mehrere Hundert Arten von Pflanzen, Säugetieren, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Fledermäusen. Darunter einige, die unter Naturschutz stehen, wie die Kreuzkröte.

Der liebste Satz von Meyer, um das Gebiet zu beschreiben: "Sieht nach nichts aus." Dabei zeigt er auf die großzügige Fläche, die mit einigen kleinen Tümpeln versehen wurde. Nur beim genauen Hinsehen entdecken Besucher die Artenvielfalt. Etwa in den Tümpeln. "Die haben wir extra angelegt", berichtet Bernd Fuhs, Mitgliedsbeirat beim Nabu Bonn. "Extra angelegt" lässt eine größere Aktion vermuten. Dem war aber nicht so. Schließlich darf in einem Naturschutzgebiet nicht grob hantiert werden. Vielmehr fuhren Mitarbeiter mit schwerem Gerät über den Sand-Kies-Boden und sorgten so für Fahrrinnen und Mulden. Die liefen beim ersten Regen mit Wasser voll.

"Das sind nun die Kinderstuben der Kreuz- und Wechselkröte", erläutert Meyer. Pro Mini-Teich legen die Kröten dort etwa 5000 bis 6000 Eier ab. Rund ein Prozent des Laichs entwickelt sich zu Fröschen. Zwischen den Tümpeln verraten schmale Pfade, dass in der einstigen Kiesgrube auch noch andere Tiere beheimatet sind. Große Tiere. "Hier leben auch zwei Bullen mit ihrer kleinen Herde", erklärt Meyer. "Das ist die Rasse Dexter." Dazu kommen noch eine Schafherde und diverse Ziegen. Die Tiere pflegen das Gelände auf eine natürliche Weise.

So sorgen sie etwa dafür, dass sich Birken nicht übermäßig ausbreiten, und mit ihren Hufen pflegen sie den Boden. Da das Gelände öffentlich nicht zugänglich ist, müssen Wanderer schon Glück haben, um von außen die Tiere zu erspähen. "Wir hatten ganz früher auch mal daran gedacht, einen Wanderweg über das Gelände führen zu lassen", erinnert sich Fuhs. "Aber das wäre immer zu nah an den Lebensräumen der Tiere und Pflanzen gewesen. Dafür ist die Kiesgrube dann doch zu klein."

Als Kompromiss sind am Zaun entlang drei Aussichtsplattformen eingerichtet. Von dort haben Spaziergänger und Neugierige einen guten Einblick auf das Gelände - und mit ein bisschen Glück entdecken sie vielleicht sogar einen der Bullen mit der Herde.

Die Kiesgrube Dünstekoven

Bis die Rheinischen Baustoffwerke 1965 mit dem Abbau von Sand und Kies anfingen, wurde die Fläche der Kiesgrube landwirtschaftlich genutzt. Mit dem Abbau wurde im Osten begonnen, der später nach Westen ausgedehnt wurde. Zum Naturschutzgebiet "Dünstekovener Teiche" wurde der östliche 24 Hektar große Teil der Grube schon 1989 erklärt.

1995 wurde die Arbeit in der Kiesgrube auch im westlichen Abschnitt endgültig eingestellt. Mit dem Landschaftsplan Nr. 4 "Meckenheim-Rheinbach-Swisttal" aus dem Jahr 2005 wurde das schon vorhandene Naturschutzgebiet auf den gesamten Bereich der Kiesgrube ausgedehnt und umfasst nun 50 Hektar.

Der Nabu kümmert sich seit dem Sommer 1999 um die Kiesgrube. Damals beauftragte die Untere Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises den Nabu Bonn mit der Betreuung. 2001 wurde die Nabu-Naturschutzstation Am Kottenforst eingerichtet, seit Frühjahr 2010 ist die Naturschule eröffnet.

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