Gesprächskreis in Wachtberg Trost spenden funktioniert digital nur leidlich

Wachtberg · Wachtberger Gesprächskreis hofft auf baldige Zusammentreffen in größerer Runde. Die Teilnehmer vermissen den persönlichen Austausch, weil die soziale Medien das Miteinander nicht ersetzen können.

 Zurzeit kann Ingrid Meier (links) nur im Zwiegespräch bei der Trauerverarbeitung helfen.

Zurzeit kann Ingrid Meier (links) nur im Zwiegespräch bei der Trauerverarbeitung helfen.

Foto: Petra Reuter

Seit fünf Jahren leitet Ingrid Meier nun den Gesprächskreis Trauertee in Berkum. Im letzten Jahr fanden die Treffen einige Zeit gar nicht statt, später waren sie nur im Freien und unter Auflagen möglich. Seit die Infektionszahlen zum Jahresende wieder hochschnellten, kann sich die 77-Jährige nur in Einzelfällen zu zweit treffen, um Trost zu spenden. Sie würde sich wünschen, dass die Kirche Treffen für die Trauernden in ausreichend großen Räumen wieder ermöglicht. Zugleich unterstreicht sie die ökumenische Basis des Gesprächskreises.

„Der Tod ist ein Teil des Lebens, unausweichlich und so normal wie die Geburt“, erklärt Ingrid Meier ihren Umgang mit dem von vielen Menschen tabuisierten Thema. Eben jenes Tabu und die Angst vor dem Lebensende seien ein Ergebnis der Erziehung innerhalb unserer Kultur, findet Meier. „Die Religionen lehren eine Vorstellung von dem weiterführenden Leben nach dem Tod. Warum also muss man vor dem Tod Angst haben?“, fragt sie offen.

Kirche könnte Wertegerüst verschieben

Die Kirche habe genau jetzt die Möglichkeit, die kulturellen Schwerpunkte auf der Anhäufung von Geld und Statussymbolen zugunsten höherer Werte zu verschieben, sagt die Leiterin des Gesprächskreises Trauertee. Angesprochen seien dabei nicht nur evangelische Gläubige, sondern Angehörige aller Religionen. „Die Menschen haben viele Sorgen und Ängste, gerade in dieser Zeit“, so Meier.

Die in der Gemeinschaft erlebte Spiritualität von Trost spendenden Texten und Gesprächen lasse sich nicht durch virtuelle Angebote ersetzen, findet die Witwe. Auch für einen Gottesdienst in einer Kirche könne ein gestreamter Gottesdienst kein vollwertiger Ersatz sein. Zudem seien viele, besonders ältere Gläubige nicht so technikaffin, dass sie diese Angebote wahrnehmen könnten.

Deshalb würde sie sich für ihre und andere kleine kirchliche Kreise wünschen, dass die Organisatoren wieder die Möglichkeit von persönlichen Treffen in Betracht ziehen. „Wir sind meist sieben oder acht Personen. Für unseren Trauertee ist der Raum groß genug, wir können Abstand halten“, sagt Meier. Trotz des ungewohnten körperlichen Abstands sei der persönliche Kontakt gerade für jene Menschen wichtig, die einen geliebten Angehörigen verloren haben.

„Es ist einfach etwas anderes“

„Ich schätze diesen Kreis sehr“, sagt Hildegard Auen-Kühlwetter. Sie ist seit vier Jahren Teil des Gesprächskreises. Hier könne sie mit anderen Trauernden auch sehr persönliche Themen besprechen, die sie beschäftigen, sagt die Seniorin. Auch sie würde sich gerne wieder im Kreis treffen und achtet schon von sich aus auf den richtigen Abstand und die Maske. „Es ist einfach etwas anderes, persönlicher“, beschreibt sie.

Natürlich nutze die Gruppe auch die Möglichkeiten der neuen Medien, sagte Meier. Schon lange ist der Gesprächskreis in einer WhatsApp-Gruppe organisiert. „Aber auch da können nur rund zwei Drittel der betroffenen Menschen teilnehmen“, so Meier. Texte und Bilder könne man hier zwar austauschen, das Empfinden von Miteinander aber fehle. Sie wünsche sich, dass die monatlichen Treffen jeweils am dritten Dienstag im Monat um 15 Uhr im Gemeindehaus Helvetia in der Schulstraße 2 in Berkum wieder stattfinden können. Informationen erhalten Interessierte bei Ingrid Meier unter ☎ 02 28/9 34 35 26.

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