„Kleine Wunder überall“ von Katrin Lankers Vom Verletzen und Versöhnen

Bornheim-Hersel · Geschichte über einen Mutter-Tochter-Konflikt: Nach einem Jahr Recherche, Konzeption und Schreiben veröffentlicht die Herseler Jugendbuchautorin Katrin Lankers ihren ersten Roman für Erwachsene.

 Am Rhein bekommt Katrin Lankers den Kopf frei, wenn es beim Schreiben einmal stockt.

Am Rhein bekommt Katrin Lankers den Kopf frei, wenn es beim Schreiben einmal stockt.

Foto: Matthias Kehrein

„Es hat keinen Sinn auf ein großes Wunder zu hoffen, weil ich sonst die vielen kleinen verpasse“ lautet das Motto von Barbara, eine der Protagonistinnen im jüngst erschienenen Roman der Herseler Autorin Katrin Lankers. „Kleine Wunder überall“ heißt das 333 Seiten starke Buch mit dem Lankers nach 14 Jugendbüchern zum ersten Mal ein Werk für Erwachsene veröffentlicht hat.

Ein Jahr „harte Arbeit“ habe sie Recherche, Konzeption und Schreiben gesteckt, berichtet die 43-jährige Mutter zweier Kinder. Herausgekommen sind geschliffene Redewendungen, humorvolle Schilderungen und das trotz des komplexen und nicht gerade leichten Inhalts: ein Mutter-Tochter-Konflikt samt liebevollen Abschied im Tod. Die Lektüre ist einerseits amüsant, regt andererseits zum Nachdenken an.

Manchmal hilft nur ein Spaziergang

Das Schreiben ging Lankers nicht immer flüssig von der Hand. „Wenn die Figuren nicht so reagieren wollen, wie ich mir das vorher überlegt habe und ich beim Formulieren das Gefühl habe, dass der bisher eingeschlagene Weg nicht der Richtige ist, dann sitze ich am Laptop und komme einfach nicht weiter – wie eine Blockade“, sagt Lankers. In solchen Fälle helfe meistens nur ein „strammer Spaziergang“ am Rhein“.

In „Kleine Wunder überall“ geht es um Barbara und ihre Tochter Charlotte. Sie haben sich lange nicht gesehen und nun steht Barbara bei ihrer Tochter, die mit Mann, Kindern und Beruf einen trubeligen Alltag bewältigt, ganz plötzlich vor der Tür.

Charlotte setzt hohe Ansprüche an sich selbst und möchte ihren Alltag möglichst perfekt gestalten. Ganz anders ist Mutter Barbara, die 20 Jahre zuvor die Familie verlassen hat, um auf Lanzarote ein unbeschwertes Leben zu führen. Jetzt hat sie Krebs und bittet ihre Tochter um Hilfe – für Charlotte keine leichte Entscheidung, sind doch aus der Vergangenheit noch unverheilte psychische Verletzungen vorhanden. Im Verlauf des Buches überstürzen sich die Ereignisse. Am Ende erfahren beide Frauen, dass sie mehr verbindet, als sie dachten.

Eine ähnliche Erfahrung hat Lankers selber gemacht. Der Tod ihres Vaters, dem der Roman auch gewidmet ist, vor fünf Jahren war für sie der Ausgangspunkt für das Werk. Lankers: „Wir hatten kein leichtes Verhältnis. Dadurch, dass er aber die letzten beiden Monate seines Lebens bei uns verbracht hat, sind wir uns so nah gekommen wie nie zuvor. Das hat mir sehr geholfen, liebevoll Abschied zu nehmen“. Ihre Erkenntnis ist daher, dass man sich mitten im Leben mit dessen Endlichkeit auseinandersetzen sollte. Nur so könne man aufmerksamer das Hier und Jetzt beobachten und entsprechende Entscheidungen treffen.

Lankers, 1977 in Frankfurt geboren, wuchs in Bonn auf. Schon vor Schulbeginn hat sie sich Geschichten ausgedacht und früh mit dem Schreiben begonnen. Nach dem Abitur studierte sie Journalistik in Dortmund, arbeitete für Lokalzeitungen. Nach der Geburt ihres Sohnes 2008 sattelte sie ganz auf die Schriftstellerei um und verfasste ihr erstes Jugendbuch „Elfenblick“. Seitdem veröffentlicht sie regelmäßig zwischen einem und drei Büchern pro Jahr.

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