Aufforstung nach Borkenkäfer-Plage 46.730 neue Bäume für den Wachtberger Wald

Wachtberg · Willi-Josef Wild kümmert sich als Revierleiter um den Wachtberger Wald. Das Ländchen ist ihm zufolge eine der ersten Gemeinden in NRW, die die Schäden durch den Borkenkäfer durch Aufforstung komplett ersetzt hat. Jetzt sorgt er sich um Buche & Co.

 Revierleiter Willi-Josef Wild schaut sich die Aufforstung hinter dem Golfplatz in Niederbachem an. 

Revierleiter Willi-Josef Wild schaut sich die Aufforstung hinter dem Golfplatz in Niederbachem an. 

Foto: Axel Vogel

Willi-Josef Wild kennt sie alle aus der Familie der Scolytinae, egal, ob es sich um Ips typographus oder Pityogenes chalcographus handelt. Hinter den schönen lateinischen Namen verbergen sich die Borkenkäfer-Arten Buchdrucker und Kupferstecher. Und die bereiten Wild, der Revierleiter beim Landesbetrieb Wald und Holz ist, seit geraumer Zeit Probleme. Wobei man nach seinem Vortrag im Wachtberger Umweltausschuss fast geneigt ist, zu schreiben „bereiteten“. Denn Wild führte aus, dass der Wachtberger Wald in Sachen Schädling auf einem sehr guten Weg ist. „Die Fichte ist in der Gemeinde so gut wie weg“, meinte der Förster. Damit fehlt dem Borkenkäfer eine wichtige Nahrungsgrundlage.

Die Fraktion Unser Wachtberg hatte die Verwaltung gebeten, doch einmal über die Wälder im Gemeindegebiet zu berichten. So schaute als Fachmann und zuständiger Revierleiter am Dienstagabend Wild in der Aula des Schulzentrums vorbei. Mit eindrücklichen Zahlen im Gepäck. Von 5000 Hektar Gemeindefläche sind circa 810 Hektar Wald. 191 der etwa 600 Waldbesitzer sind mit knapp 480 Hektar in der Forstbetriebsgemeinschaft Drachenfelser Ländchen organisiert, auch die Gemeinde mit ihren 82 Hektar. Etwa 330 Hektar verwalten vor allem zwei größere Betriebe.

Im Gemeindewald liegt der Laubholzanteil bei 85,2 Prozent

„Im Gemeindewald liegt der Laubholzanteil bei 85,2 Prozent, der von Nadelholz bei 14,8, in der Forstbetriebsgemeinschaft sieht das ähnlich aus“, führte Wild aus. Bei der jährlichen Nutzung der Festmeter habe er es stets vermieden, „den Vorrat anzuknacken“. Also nicht mehr aus dem Wald rauszuholen, als diesem guttun würde. „Das besagt das Prinzip der naturgemäßen Waldwirtschaft, nach diesen Spielregeln habe ich zu arbeiten“, so Wild, der seinen Sitz im Forsthaus Venne im Kottenforst hat.

Seiner Statistik ist anzusehen, dass der Borkenkäfer langsam, aber zielführend ans Werk gegangen ist. 2017 lag der Holzeinschlag, also die Zahl der Fällungen, bei 1488 Festmetern. Festmeter ist das Raummaß für einen Kubikmeter feste Holzmasse. 215 Festmeter davon seien auf Kalamität, also Schädlingsbefall, zurückzuführen gewesen. Das änderte sich bis 2020 dramatisch. „Da habe ich nur das Holz genutzt, was der Käfer befallen hatte“, sagte Wild. Was 5720 Festmeter bedeutete. In diesem Jahr habe er bislang ebenfalls nur kranke Bäume gefällt, insgesamt 940 Festmeter.

Die wenigen Fichten, die es noch gibt, weisen kaum Befall auf

Fichten gebe es im Ländchen nur noch in zwei Privatgebieten. „Die weisen aber kaum Befall auf, weshalb ich untersuchen lassen will, ob es sich hier um eine resistente Herkunft handelt“, so der Waldfachmann. Er konnte mit weiterem Positiven aufwarten, denn schon früh habe er Pflanzen zur Aufforstung geordert, jetzt sei der Markt leer und wesentlich hochpreisiger. Seit 2017 setzte die Forstbetriebsgemeinschaft 46.730 Bäume neu, was 16 Hektar entspricht. Die 19.260 Bäume für den Gemeindebesitz kosteten 35.418 Euro.

„Wachtberg ist eine der ersten Gemeinden in NRW, die alle von Kalamitäten betroffenen Flächen wieder aufgeforstet hat“, betonte er. Und weiter: „Wir sollten Wälder entwickeln, die mit fünf bis sechs Baumarten gespickt sind.“ Die Stieleiche sei besonders gut geeignet. Gefallen hat er daneben an der Slawonischen Späteiche gefunden. „Sie ist klimaresistenter, denn weil sie später austreibt, sind ihr Spätfröste egal“, sagte Wild. Zu 99 Prozent seien die Nachpflanzungen in Wachtberg angegangen.

Was ihm allerdings aktuell Sorgen bereitet, sind die Folgen des Klimawandels für den Bestand: „Vor allem die Buche hält den fehlenden Frost mit stauender Nässe im Winter und die totale Hitze im Sommer nicht aus.“ Leider gebe es noch keine Baumart, die beide Extreme abkönne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Volle Keller und säckeweise Sand
Rückblick auf das Swist-Hochwasser von 2016 Volle Keller und säckeweise Sand