Sozialarbeiterinnen berichten im Ausschuss Afghanische Ortskräfte finden Zuflucht in Wachtberg

Wachtberg · Zwei Wochen hatten die Sozialarbeiterinnen der Gemeinde Wachtberg Zeit, die Ankunft von zwei Familien aus Afghanistan vorzubereiten. Die Väter haben als Ortskräfte für die deutsche Regierung gearbeitet. Am Zufluchtsort ist Vieles neu, auch das Einkaufen.

 Eine der afghanischen Ortskräfte ist mit seiner Familie in der Alten Schule Berkum untergebracht.

Eine der afghanischen Ortskräfte ist mit seiner Familie in der Alten Schule Berkum untergebracht.

Foto: Axel Vogel

Zwei Wochen können lang sein, meist wenn man auf etwas wartet. Sie können aber auch wie im Nu verfliegen, meist wenn sich schöne Dinge ereignen. Irgendwo zwischen diesen Zuständen haben sich die beiden Sozialarbeiterinnen der Gemeinde Wachtberg, Tülün Kahlenberg und Marie Grzenia, befunden, nachdem bekannt wurde, dass ihnen 14 Tage Zeit blieb für die Unterbringung von zwei afghanischen Ortskräften samt Familien. Die beiden Männer haben für die deutsche Regierung gearbeitet und ihr Land wie viele andere nach der Machtergreifung der Taliban verlassen müssen.

Das berichteten Kahlenberg und Grzenia am Mittwochabend im Sozialausschuss in der Berkumer Schulaula. „Wir hatten viele Herausforderungen, die erste war, dass beide Familien jeweils fünf Kinder haben“, sagte Grzenia über die Zeit Anfang Oktober. In der Folge bedeutete das, Zimmer in den Flüchtlingsunterkünften anders zu belegen: „Viele mussten umziehen, da es sich eben nicht um kleine Familien handelt“, so die Sozialarbeiterin. Untergebracht sind die jeweils siebenköpfigen Familien nun im Gereonshof in Werthhoven und in der Alten Schule in Berkum – in jeweils einem Zimmer. „Das ist schon sehr kuschelig“, ergänzte Grzenia ironisch.

Das Land zahlt für zwei Jahre Integrationspauschalen

Um den Ausländerbehörden für die aufenthaltsrechtliche Prüfung mehr Zeit zu geben, haben zunächst alle ankommenden Personen ein sogenanntes Ausnahmevisum nach § 22 Aufenthaltsgesetz (AufenthG) für bis zu 90 Tage erhalten. „Die Familien haben bereits einen Aufenthaltstitel bei der Ausländerbehörde und Hilfe zum Lebensunterhalt beim Jobcenter Rhein-Sieg beantragt“, heißt es in der Vorlage zur Sitzung. Aufgrund der längeren Antragsbearbeitungszeiten beim Jobcenter habe die Gemeinde den Afghanen zur Überbrückung ein Handgeld ausgezahlt – was das Jobcenter erstatte. Das Land gewähre für zwei Jahre Integrationspauschalen.

Das Geld ist die eine Seite, der Alltag die andere. „Es macht schon einen Unterschied, ob Sie mit Leuten arbeiten, die über eine Erstaufnahmestelle in die Kommune kommen oder ob die Kommune die erste Anlaufstelle ist“, erzählte Grzenia. So beginne die Hilfestellung bei banalen Dingen: „Die Familien wussten anfangs nicht, wie man sich einen Einkaufswagen besorgt.“ Keiner kann Deutsch, das Englisch ist gebrochen, sodass die Gemeinde auf Übersetzer angewiesen ist. „Ich habe mir die Geschichten der Menschen in den letzten vier Wochen echt erarbeitet“, sagte Grzenia dem GA. Schwierig außerdem: Die Altersstruktur ist weit gefächert, der jüngste Ankömmling ist zwei, der älteste 63.

Am 13. November ist der nächste Samstagstreff des Ökumenischen Arbeitskreises

Auch um sie wird sich der Ökumenische Arbeitskreis kümmern, der sich nach dem altersbedingten Ausscheiden von Kurt Zimmermann und Gero Nölken neu aufgestellt hat. Wie berichtet, haben Bettina Hoffmann für die evangelische sowie Dirk Jüngermann und Renate Offergeld für die katholische Seite den Vorsitz übernommen. Die beiden Frauen waren anwesend, und Ex-Bürgermeisterin Offergeld stellte sich gut gelaunt mit den Worten „Der eine oder andere wird mich noch kennen“ vor. Als „ergänzende Betreuung der Geflüchteten“ sehe man sich weiterhin, betonte Hoffmann. „Mit einer im Vergleich zu einer Verwaltung vielleicht noch persönlicheren Note unter anderem bei der Integration.“

Die wird zum Beispiel auch bei den Samstagstreffs angestrebt. Dort kommen die Neubürger mit engagierten Wachtbergern zusammen, tauschen sich aus, lernen sich kennen. Der erste nach längerer Corona-Pause findet an diesem Samstag, 13. November, von 10 bis 12 Uhr im katholischen Familienzentrum, Am Bollwerk 13, in Berkum statt. An diesem Tag sollen Zimmermann, Nölken und Mieke Schulze, bis Sommer Leiterin des Familienzentrums St. Maria Rosenkranzkönigin, würdig verabschiedet und das neue Team begrüßt werden.  

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