Bürgerversammlung Arzdorfer machen gegen Windkraft mobil

WACHTBERG · An Windenergie scheiden sich die Geister. Auch in Wachtberg gewinnt das Thema nun an Brisanz. Das mag mit einem Gutachten zusammenhängen, das Professor Theo Kötter von der Universität Bonn der Gemeinde 2012 vorgelegt hatte.

Um den Bau von Windkraftanlagen in sogenannten Konzentrationsflächen steuern zu können, bat die Verwaltung Kötter, Potenzialflächen ausfindig zu machen. Die lokalisierte der Fachmann allein zwischen Fritzdorf, Arzdorf und Adendorf. Von daher durfte man gespannt auf die Ortsversammlung sein, zu der Dieter Klocke, Vorsitzender des Bürgervereins Arzdorf, in den Lehrer-Welsch-Saal eingeladen hatte. Einziges Thema: Windkraft.

Während der zweistündigen Veranstaltung wurde schnell klar: Die Arzdorfer wollen die alternative Energieform nicht vor ihrer Haustür. Wer eine emotionsgeladene Debatte befürchtet hatte, erlebte eine sachlich geführte Ortsversammlung mit vielen ernstzunehmenden Wortbeiträgen. Wie sehr den Menschen das Thema unter den Nägeln brennt, zeigte das Interesse: 60 von rund 300 Arzdorfern verfolgten Klockes Eingangsvortrag.

Der hatte viel Zeit darauf verwendet, in einem ersten Schritt "zu informieren". Schließlich machte er auf der Jahreshauptversammlung seines Bürgervereins zuletzt die Erfahrung: "Keine zehn Prozent der Mitglieder wussten, dass zwischen Arzdorf, Adendorf und Fritzdorf drei bis vier Windräder gebaut werden sollen."

Klocke klärte über die Gesetzeslage auf, "die den Bau von Windenergieanlagen nachdrücklich fördert". Nur wenige Einschränkungen würden sich ergeben, etwa aus einer Schutzzone im Radius von vier Kilometern rund um das Radar des Fraunhofer Institutes Werthoven.

"Bei Einrichtung einer Konzentrationsfläche für Windräder im Flächennutzungsplan und der Erhöhung des Schutzabstandes um Siedlungen bis zu 1000 Metern kann sich die Gemeinde schützen und den Bereich des ehemaligen Drachenfelser Ländchens ansonsten windradfrei halten", ergänzte Klocke. Leidtragende seien dann die erst 1969 eingemeindeten Ortsteile Arzdorf, Fritzdorf und Adendorf.

Schließlich sieht er die drei Ortschaften genug belastet, etwa durch der Lärm der Autobahnen sowie die Überland-Stromleitungen. Kommen noch rund 200 Meter hohe Windräder hinzu, hält er das schlicht für "deplatziert". Zumal die Arzdorfer dann auch noch eine durchschnittliche Schallemission von 35 Dezibel in Kauf nehmen müssten. Das hätten Berechnungen der Osnabrücker Firma ENP Wind ergeben, so Klocke. "Es geht darum, eine weitere Kumulation von Belastungen zu vermeiden. Villip bekommt Radwege und wir Windräder", ärgerte sich Klocke über eine von ihm empfundene Bevorzugung der Politik anderer Ortsteile.

Das ärgerte CDU-Ratsmitglied Ursula Perkams, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft zum Schutz der Landschaft in Wachtberg und Umgebung, die eine andere Meinung vertritt. Sie verwies auf ihr langjähriges Engagement für die drei Ortsteile. Zwar teilte sie Klockes Ansicht, "dass Windräder hier nicht hingehören, egal ob es drei oder zehn sind". Aber ihrer Ansicht nach helfe es wenig, "nur Wut-Bürger zu sein". Schließlich hätten alle bislang vorgebrachten Argumente "rechtlich keinen Bestand", betonte sie. Vielmehr müsse man sich nun überlegen, "wie man einen nützlichen Widerstand gegen Windräder aufbauen kann".

Es gelte nach Mitstreitern zu suchen, vor allem in der Wachtberger Politik, "die sich bislang noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt hat". Daher ist auch Perkams Sorge, dass die Investoren in Gestalt der Firma ENP Fakten geschaffen haben, "bevor die Gemeinde gehandelt hat". Da auch andere Redner auf breiter Basis in Wachtberg für die Arzdorfer Position werben möchten, will Dieter Klocke verstärkt mit der Politik ins Gespräch kommen.

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