Rundweg in Adendorf Auf den Spuren des Töpferhandwerks

WACHTBERG-ADENDORF · Seit 2009 gibt es ihn nun schon - den Töpferpfad in Adendorf. Ein gutes Dutzend an der Geschichte der Töpferkunst interessierte Menschen aus der Region wanderte am Freitagnachmittag, bei schönstem Frühlingswetter auf dem Pfad, der an die Schauplätze der unterschiedlichen Tongewinnungsarten führt.

 Die Denkmal- und Keramikexpertin Margit Euler (links) erläutert den "Töpferpfad".

Die Denkmal- und Keramikexpertin Margit Euler (links) erläutert den "Töpferpfad".

Foto: Perne

Ausgangspunkt des Rundwegs ist der Langofen am Dorfplatz, an dem eine Tafel über das Bauwerk informiert. Gefüllt mit den Tonerzeugnissen mehrwöchiger Arbeit, wurden diese mannshohen Öfen dicht geschlossen und auf über 1200 Grad erhitzt. Durch spezielle Öffnungen an der Oberseite streute man grobes Kochsalz ein. Das Salz spaltete sich, das freigesetzte Natrium sorgte für die seidenmatte hellgraue Glasur. Dieses alte Brennverfahren erforderte je nach Ofengröße circa 25 Raummeter Holz, mehrere Zentner Salz und an die 60 Stunden Geduld.

In die Bürgersteige eingelassene Tonplatten kennzeichnen auf dem Pfad die Stätten ehemaliger und gegenwärtiger Töpferhöfe. Bald erreicht man die zweite Tafel. Seit dem 20. Jahrhundert wird hier im offenen Tagebau Ton gewonnen. Weiter die Dorfwege entlang, kommt man zu einer sattgrünen Wiese mit Gänseblümchen und Löwenzahn. Hier wurde einst, so besagt es die hier aufgestellte dritte Tafel, im 19. Jahrhundert der Ton terrassenförmig von Hand abgebaut. Zu erkennen ist nichts mehr davon.

Entlang der L 123 führt der Pfad ein kurzes Stück in den Adendorfer Wald. Auffällige, teilweise mit Wasser gefüllte Mulden erinnern an die ehemaligen Schächte, die, bis zu zehn Meter tief, im 18. Jahrhundert zur Tongewinnung dienten. Da diese Schächte mit Bruchstücken und Scherben aufgefüllt wurden, die halb verborgen noch in der Erde harren, stellen diese Waldstücke sicher eine ergiebige Fundstelle für aufregende Kinderschatzsuchen dar. Der Weg zurück zum Ausgangspunkt führt über die Töpferstraße, an vier Töpfereien und deren Steingutauslagen vorbei.

1743 folgten erstmals zwei Töpferfamilien, alsbald weitere, dem Ruf des Herrn der Burg Adendorf und zogen aus dem Westerwald, wo mittlerweile ein wahres Töpferproletariat entstanden war, nach Adendorf. Hier trafen drei wichtige, glückliche Umstände zusammen: qualitativ hochwertiger Ton im nahen Wald, ausreichend Holz zur Befeuerung der Öfen ebenda und das teure Salz, unerlässlich für die Glasur, gesichert durch den Burgherrn, dessen Familie an der holländischen Salzkompanie beteiligt war. Die Männer schufen die Gefäße, die Frauen waren für das Dekor, meist in Kobaltblau, zuständig. Krüge, Töpfe, Kannen, Schüsseln und andere Gebrauchsgegenstände waren auf Grund ihrer Wasserundurchlässigkeit, ihrer Säureresistenz und Kratz- und Ritzfestigkeit in Haushalten, Apotheken und weiteren Gewerben unerlässlich.

Der schleichende Niedergang des Töpferhandwerks wurde durch den Beginn der Porzellanmanufaktur in Meißen, im Jahr 1710, eingeleitet, durch die Patentierung der Konservendose in England, 1810, den Erfolg des Emaillegeschirrs im 19. Jahrhundert und den Durchbruch der Weckgläser zu Beginn des letzten Jahrhunderts beschleunigt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg existierten noch über 40 Töpferwerkstätten in Adendorf. Heute sind es gerade mal eine Handvoll. Der Geschichte dieser Werkstätten geht die Kunsthistorikerin Margit Euler nach, die auch das Konzept des Töpferpfads entwarf und die Wanderung führte. Die Veröffentlichung eines entsprechenden Werks verzögert sich durch das ständige Hinzukommen neuer Dokumente und Funde.

Der Töpferpfad

Der Töpferpfad, als Rundweg angelegt, beginnt und endet am Dorfplatz. Er verläuft über: Kirchstraße, Alter Weg (Töpfereien Corzelius und Hansen), Eifelstraße, Mühlenweg, Erhard-Fischer Straße und überquert die L 123; der Rückweg führt über die Töpferstraße (Töpfereien Günther, Hansen, Giertz und Menningen). Der Rundweg dauert etwa 90 Minuten.

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