Pläne für Wiesenau in Pech Aus der Reitanlage soll ein Privatstall werden

Wachtberg · Die Eigentümergemeinschaft auf der Wiesenau denkt nach dem Umzug der Pecher Tierscheune nicht ans Aufgeben. Sie will ein gutes Miteinandern mit dem Investor, der in direkter Nachbarschaft eine Senioreneinrichtung plant.

Die Inhaber der Reitanlage auf der Wiesenau wollen einen Privatstall betreiben, die Renovierungsarbeiten laufen bereits.

Die Inhaber der Reitanlage auf der Wiesenau wollen einen Privatstall betreiben, die Renovierungsarbeiten laufen bereits.

Foto: Axel Vogel

Das Kapitel Pecher Tierscheune auf der Wiesenau ist seit Ende Mai Geschichte. Wie berichtet war Inhaberin Christina Wirfs nach Auslaufen des Pachtvertrages mit der Eigentümergemeinschaft der Reitanlage Wiesenau, den Familien Casser/Lünenbach/Strang, mit ihren Pferden auf eine Reitanlage nach Swisttal-Heimerzheim gezogen. Die Eigentümergemeinschaft wollte den Pachtvertrag seinerzeit auch nicht verlängern. Die große Frage ist nun: Was wird aus der Reitanlage auf der Wiesenau? Zumal auch noch der inzwischen beim Kölner Verwaltungsgericht anhängige Streit zwischen der Gemeinde Wachtberg und dem Rhein-Sieg-Kreis wie ein Damoklesschwert über dem Betrieb hängt.

In dem Gerichtsverfahren wird über die Gültigkeit der vom Kreis erteilten Baugenehmigung für Anbauten der Reitanlage entschieden. Nach Auffassung der Gemeinde gibt es nämlich keinen Bestandsschutz für die Anlage, die seinerzeit nur als Nebengebäude des seit einigen Jahren geschlossenen Ponyhotels erlaubt worden sei. Deshalb hat die Gemeinde Wachtberg gegen die Baugenehmigung des Kreises Klage bei Kölner Verwaltungsgericht eingereicht.

Ans Aufgeben denkt die Eigentümergemeinschaft auf keinen Fall. Sie hatte im Januar 2020 den hinteren Teil der Wiesenau erworben und die eigenen Tiere zwar eingestellt, das Areal aber an die Pecher Tierscheune verpachtet.  Insgesamt stehen für die Tiere rund 5000 Quadratmeter zur Verfügung. Auf dem vorderen Teil des Geländes, nochmals rund 5000 Quadratmeter, will ein Prümer Investor ein Seniorenwohnheim bauen, wobei das Projekt nach Kritik im Planungsausschuss vom Februar umgeplant werden muss.

Für die Reitanlage haben die Eigentümer einen Plan. „Wir wollen aus der Reitanlage einen Privatstall machen“, erklärt Felicitas Casser. Dabei sei nicht an einen geschlossenen Stall für Sportreiter gedacht, stellt sie klar: „Zu uns kann jeder Freizeitreiter mit seinem Pferd kommen und es hier einstellen.“

Die Nutzung für einen solchen Privatstall gebe die aktuelle Rechtslage auch her: „Es liegt ja eine nach wie vor rechtskräftige Baugenehmigung des Kreises vor“, betont Casser, „und die ist für uns maßgebend“.

Doch ungeachtet des laufenden Verfahrens erklärt die Miteigentümerin auch, dass sie auf jeden Fall weiterhin an einer einvernehmlichen Lösung interessiert seien: „Wir wollen hier einfach nur unseren Reitstall in Ruhe nutzen und das möglichst im Einklang mit allen Beteiligten vor Ort.“

Casser will das vor allem mit Blick auf die perspektivisch geplante Nutzung des Nachbarareals auf der Wiesenau verstanden wissen. Natürlich sei ihr klar, dass ein Reitbetrieb in unmittelbarer Nähe zu einem Seniorenwohnheim nicht unproblematisch sei. Etwa mit Blick auf Immissionen wie Gerüche und Lärm. Aber Casser sagt: „Um etwa den Zufahrtsverkehr zu reduzieren, haben wir ganz bewusst den Pachtvertrag mit der Tierscheune nicht verlängert.“ Man habe mögliches Konfliktpotenzial freiwillig von vorne herein minimieren wollen. Etwa mit Blick auf eine Verringerung des Besucherverkehrs.

Pferdehof neben Senioreneinrichtung möglich

Zur Frage, ob sich vom Grundsatz beide Nutzungen auf dem Areal des ehemaligen Ponyhotels vertragen, sagt Wilfried Hack, Geschäftsführer der Projekta GmbH aus Prüm, der die Senioreneinrichtung auf der Wiesenau umsetzen will: „Wir hatten schon im vergangenen Jahr, als die Pferdescheune vor Ort noch aktiv war, mitgeteilt, dass sich die beiden Nutzungen ohne Weiteres vertragen und wir keine negativen Auswirkungen und Immissionen vom Pferdehof erwarteten.“ Andererseits habe ihn aber „irritiert“, dass die Eigentümergemeinschaft mit federführend bei der Bürgerinitiative gewesen sei, die sich gegen die damaligen Pläne für Seniorenwohnen gerichtet hatte.

Zum Stand der Planungen sagt er: „Aufgrund der Anregungen und Kritikpunkte an der vorherigen Planung haben wir diese vollständig überarbeitet und die Empfehlungen und Wünsche aus dem Rat in der neuen Planung berücksichtigen können.“ Mit den Spitzen der Fraktionen habe man in den letzten Wochen „mehrere konstruktive Abstimmungstermine“ stattgefunden: „Die neue Planung befindet sich auf einem für alle Beteiligten gute Wege.“ Das bestätigt auch Bürgermeister Jörg Schmidt auf Anfrage: „Wir sind hier in einem guten Dialog.“

Auch Wachtbergs Bürgermeister Jörg Schmidt bestätigt: „Wir sind mit der Projekta im Gespräch. Das ist ein laufender Abstimmungsprozess." Was den Betrieb der Reitanlage angeht, ist das aus Sicht von Schmidt unverändert ein rechtlicher „Missstand": „Dieses ist kein selbstständiges Gebäude und hat mit dem Abriss der Wiesenau auch das Bestandsrecht verloren. Es besteht hier kein eigenes Bestandsrecht." Was eine Entscheidung in den Rechtsstreit mit dem Kreis betrifft, rät Schmidt zu einem langen Atem. „Das kann unter Umständen Jahre dauern“, sagte er auch mit Blick auf mögliche Rechtsmittel gegen ein Urteil.

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