Provisorium für marode Kita in Ließem Autokran platziert zwölf Container

Wachtberg-Ließem · Zwölf Container warten nun in Ließem darauf, die Kinder aus dem Schnuffelhaus der evangelischen Kita zu beherbergen. Sie ersetzen vorübergehend den maroden Altbau an der Marienstraße. Noch hat die Gemeinde als Eigentümerin der Gebäude kein alternatives Grundstück im Ort für einen Neubau gefunden.

 Der Autokran hebt die einzelnen Container erst vom Lastwagen herunter und setzt sie dann auf die Fundamente rechts neben dem Pavillon. 

Der Autokran hebt die einzelnen Container erst vom Lastwagen herunter und setzt sie dann auf die Fundamente rechts neben dem Pavillon. 

Foto: Axel Vogel

Wer tagtäglich Schwerlasten transportiert, den kann so leicht nichts aus der Ruhe bringen. Am Montag war es in Ließem weniger die Last selbst als ihr Weg zum Ziel, der Lkw-Fahrer Sascha Siegel großes Können abverlangte. Denn er musste die zwölf Container, die künftig die Kinder aus dem Schnuffelhaus der evangelischen Kita beherbergen, den schmalen und steilen Wirtschaftsweg zum Schützenplatz hinunterbefördern. Wie berichtet, muss die Gemeinde als Eigentümerin der Kita handeln, da der Alt- und Anbau starke Mängel in der Dachkonstruktion aufweist.

Zur Mittagszeit hatte Siegel die Hälfte der Arbeit erledigt. „Im Weg sind mir eine Dachkante und ein Pfosten“, beschrieb er seine Probleme. Wobei es sich bei der Dachkante um die des Bärenhauses der Kita handelte – und der Pavillon schon aufgrund seiner Leichtbauweise wahrscheinlich keine Beschädigung verziehen hätte. Doch der Lkw-Fahrer der Windhagener Firma Hack verriet sein Geheimrezept: „Keine Hektik.“

Container sind drei mal sechs Meter groß

Die Container wurden auf dem Parkplatz an der Marienstraße zwischengelagert, von wo aus Siegel sie auf seinen Lastwagen hob, um sie dann einzeln hinunter zum Areal des Schützenvereins zu bugsieren – im Rückwärtsgang. Unten übernahm ein Autolastkran die jeweils drei mal sechs Meter große Fracht und platzierte sie auf den vorbereiteten Fundamenten.

Aufgrund des besonderen Umfelds begleiteten die zuständigen Architektinnen Severine Nicolaus und Katharina Chatterjee das Geschehen ebenfalls. „Es ist wirklich alles sehr eng hier, und wenn der Lkw ins Rutschen käme, wäre das weniger gut“, sagte Chatterjee. Um 7 Uhr hatte sie Position bezogen, um zu gewährleisten, dass die Schüler trotz der temporären Baustelle sicher ihre Busse beziehungsweise die Schule erreichten. Die Marienstraße war an sich nur für Busse und in Teilen für Anlieger passierbar. „Aber an das Durchfahrverbot hält sich kaum jemand“, bedauerte Chatterjee vom Wachtberger Büro NC Architekten.

Noch fehlen die Strom- und Wasseranschlüsse

Zudem verfolgten Kita-Kinder wie Anna und Luca aufgeregt die Arbeiten, natürlich aus sicherer Entfernung. Noch ist es schwer vorstellbar, dass die zwölf leeren Container mit teils bodentiefen Fenstern und einer Tür bald Küche, Büro, Gruppenraum, Differenzierungsraum, Toiletten für Große und Kleine, Schlafgelegenheiten und einen Flur darstellen. „Ich denke, es wird noch rund zwei Wochen dauern, bis im Innern alles installiert ist“, kündigte Chatterjee an.

Denn derzeit fehlen Strom- und (Ab-)Wasseranschlüsse. Erst dann folgen Möbel und Spielsachen, sodass Kita-Leiterin Karin Pagenkopf und ihrem Team ausreichend Zeit zum Kistenpacken bleibt. „Einen konkreten Termin gibt es noch nicht“, sagte Pagenkopf, die den Umzug mit ihren Erzieherinnen und den Eltern stemmen will.

Bürgermeister will Grundstückssuche für Neubau in drei Wochen beenden

Während das 250.000 Euro teure Provisorium auf einem guten Weg ist, sieht es bei der von der schwarz-grünen Koalition in Auftrag gegebenen Grundstückssuche für einen Neubau der Kita im Ort schlecht aus, wie Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) am Montag auf Anfrage sagte. „Es hat sich bislang noch nichts ergeben, weshalb wir die Suche in zwei bis drei Wochen abschließen wollen“, so der Bürgermeister, der sich die Arbeiten in Ließem ebenfalls kurz anschaute.

Das werde er im nächsten Bildungsausschuss mitteilen und dann die Entwurfsplanung aufnehmen, die man ja bereits für den alten Standort habe. Wie mehrfach berichtet, hatten die Architektinnen Chatterjee und Nicolaus in einer Machbarkeitsstudie erste Ideen für ein zweigeschossiges Gebäude vorgelegt – für 3,3 Millionen Euro. Der Bürgermeister ließ durchblicken, dass das eine enorme Summe für die Gemeinde sei, weshalb er sich Alternativen in der Bauform vorstellen kann.

Beruhigt ist Schmidt erstmal, dass die Kinder aus dem nicht mehr sanierungsfähigen Anbau ausziehen können. Die Container seien für zwei Jahre gemietet, dann stehe als Ausweichquartier – bis der Neubau steht – hoffentlich die Limbach-Kita in Berkum zur Verfügung. Voraussetzung allerdings ist, dass die Schatzkisten-Kinder bis dahin ihre noch zu errichtende Kita an der Alten Molkerei bezogen haben.  

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