Köllenhof in Wachtberg Autorin Elisabeth Jumpelt berichtet über ihre Kindheit

WACHTBERG-LIESSEM · Elisabeth Jumpelt hat am Dienstagabend Auszüge aus ihrem ersten Buch "Out of Holland" im Köllenhof gelesen. "Ich möchte vorausschicken, dass es sich bei diesen Texten um Episoden handelt, nicht immer in chronologischer Reihenfolge erzählt.

 Auszüge aus ihrem Buch "Out of Holland" stellte die Wachtbergerin Elisabeth Jumpelt im Ließemer Köllenhof vor.

Auszüge aus ihrem Buch "Out of Holland" stellte die Wachtbergerin Elisabeth Jumpelt im Ließemer Köllenhof vor.

Foto: PAPAYANNAKIS

Es ist eine kleine Auswahl", so die 89-Jährige zu Beginn der Lesung. Die Zuschauer folgten an dem Abend gespannt ihren Ausführungen.

Jumpelt hat mit dem Schreiben vor rund zehn Jahren begonnen. "Ich schreibe Glossen. Dies ist nun mein erstes Buch. Noch ist es ein Manuskript von über 200 Seiten. Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Verlag", sagte sie. Die Autorin berichtet in dem Werk über ihre bewegte Kindheit und Jugend in Holland und das spätere Leben mit ihren Eltern während des Zweiten Weltkrieges in Berlin.

"Ich erinnere mich jetzt im hohen Alter an Episoden, die ich längst vergessen hatte, die ganz tief verschüttet waren. So zum Beispiel erinnere ich mich an eine nette Mitbewohnerin. Meta Zart, sie war Single und Geschäftsführerin bei Braun, einer Radiofirma. Dann fiel eines Tages ein Schatten vor unserem Küchenfenster herunter. Wir schauten raus und unten lag Meta Zart. Sie war Halbjüdin, was niemand von uns wusste", berichtete sie.

Informationen über die Verhältnisse im Nationalsozialismus seien damals sehr dürftig gewesen. "Heute wären alle Beteiligten viel besser informiert und wir wären mit Sicherheit in Holland geblieben", so Jumpelt überzeugt. Die Autorin wurde 1924 in Hannover geboren, im Alter von drei Jahren zog sie mit den Eltern in die Heimat des Vaters.

"Mein Vater war Holländer, meine Mutter kam aus Deutschland. Wir haben dort lange gelebt, zunächst in Den Haag und später in Apeldoorn", so Jumpelt. Auf Wunsch der Mutter zogen die Jumpelts 1938 nach Deutschland zurück.

"Dann kam die kalte Dusche, meine Mutter wollte heim. Vater gab zähneknirschend nach. Wir zogen nach Berlin, ein Jahr später begann der Krieg. Ich sprach schlecht deutsch. Es war für mich grauenvoll", betonte sie.

Nach Kriegsende studierte sie Sprachwissenschaften in Südbaden und in Basel und arbeitete später als Dolmetscherin und Übersetzerin im Verteidigungsministerium in Bonn und im Ausland. "Ich spreche vier Sprachen und war daher auch für das Auswärtige Amt im Ausland tätig. Zunächst in Paris, dann später in Brüssel und in London. Eine sehr spannende Zeit", erzählte sie.

Jumpelt ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Wachtberg-Pech. Sie möchte mit ihrem Buch auch Jüngere zum Schreiben animieren. "Und sei es nur in Tagebuchform. Vielleicht entsteht später daraus ein interessantes Buch", meinte sie.

Auch in den Zeiten von E-Books ist ein gebundenes Buch für Jumpelt heutzutage nicht wegzudenken. "Trotz der multimedialen Welt, wir brauchen es. Ein Buch ist die Hälfte von allem, was gut ist", betonte die Autorin.

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