Charly macht den Laden dicht Bäcker in Wachtberg-Pech schließt nach 25 Jahren

Wachtberg-Pech · Pechs einziger Bäcker muss nach 25 Jahren aus gesundheitlichen Gründen sein Geschäft aufgeben. Der Wachtberger Ortsteil verliert seinen sozialen Treffpunkt.

Charly macht den Laden dicht: Bäcker in Wachtberg-Pech schließt nach 25 Jahren
Foto: Axel Vogel

Viele Kunden trauen es sich in „Charlys Backstube“ kaum zu fragen, was im Ort als Gerücht kursiert: „Ist das Ihr Ernst? Sie wollen wirklich aufhören?“ Dann schenken Pechs alteingesessene Bäckermeister Karl „Charly“ Sonntag (60) und seine Frau Maria (60), die das Geschäft seit knapp 25 Jahren führen, den Fragestellern reinen Wein ein: „Ja, wir hören Ende des Jahres auf.“ Genauer gesagt am 30. November, erklärt Karl Sonntag. Das wäre dann fast auf den Tag genau 25 Jahre, nachdem das Ehepaar den Betrieb am 1. Dezember 1994 von Maria Sonntags Vater übernommen hat. Die Bäckerei gibt es seit 1914.

„Wir schließen nicht einfach aus einer Laune heraus, sondern weil es gesundheitlich nicht mehr geht“, unterstreicht Bäckermeister Sonntag. Aus Verantwortung gegenüber den sechs altgedienten Mitarbeitern schließe man das Geschäft erst Ende des Jahres. Pech verliert damit nicht nur seinen einzigen Bäcker, sondern einen sozialen Treffpunkt.

Das Aus für Charlys Backstube hatte sich schon Mitte vergangenen Jahres abgezeichnet. Wie damals berichtet, hatte Familie Sonntag damals den Kundenservice herunterfahren müssen: Da es an geeignetem Personal fehlte, machten Bäckermeister Karl Sonntag und sein Sohn Manuel (29) die von der Kundschaft so geschätzten Brötchen und das Brot nicht mehr selber. Das übernahm fortan die befreundete Bäckerei Markmann aus Friesdorf.

Karl Sonntag und sein Sohn Manuel stellten selber nur noch ein paar Brotsorten und Feinbackwerk her, beziehungsweise kümmerten sich um die Konditorei. Geplant war trotz aller personellen Engpässe, „noch zwei bis drei Jahre weiterzumachen“, erklärt Bäckermeister Sonntag. „Zumal ich Bäckermeister aus Leidenschaft bin und wir eine Superkundeschaft haben.“

Rund 90 Prozent seien Stammkunden, darunter viele ältere Pecher, die nicht mehr gut zu Fuß sind und für die die Backstube Treffpunkt und Nahversorger ist, ergänzt Maria Sonntag. Nicht von ungefähr führt ihr Geschäft in einem separaten Raum jede Menge Konserven und andere nicht verderbliche Waren wie Nudeln und Reis.

Doch die Belastungen seines Handwerks, die Karl Sonntag mitunter einen 18 Stunden Tag bescherten, und das über 45 Jahren, lassen ihn und seine Frau jetzt aufhören: „Die Gesundheit geht vor und da auch unser Sohn das Geschäft nicht übernehmen will, hören wir Ende des Jahres auf.“

Das Haus, in dem Charly Backstube beheimatet ist, steht daher nun zum Verkauf. „Schweren Herzens“, betonen Karl und Maria Sonntag. Vor allem sind auch ihre Stammkunden traurig: „Es ist einfach nur schrecklich“, betont die 75 Jahre alte Marlene Bockheiser, die seit über 40 Jahren hier einkauft. Und für die unmittelbare Nachbarin, Gertrud Beyel ist es „ganz schlimm“. Der 85-Jährigen fällt das Gehen schwer und darum war sie „gleich mehrfach am Tag im Geschäft“. Wie sie sich nun hilft? Getrud Beyel hat keine Antwort.

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