Wachtberger Originale Bäcker mit „Laib“ und Seele

Pech · Dem Pecher Bäckermeister „Charly“ Sonntag wurde das Handwerk in die Wiege gelegt. Schon der Großvater besaß eine Bäckerei in Ippendorf, seine Mutter war Konditorin.

„Pech ist für mich das größte Glück und ein Stück Heimat“, sagt Karl Sonntag. 1973 begann er in der Bäckerei Bohlen, dort wo heute Charlys Backstube ist, seine Lehre. Dort lernte er auch seine spätere Frau Maria kennen, die mit ihm zusammen die Lehre absolvierte. Der gebürtige Ippendorfer war geradezu prädestiniert, den Beruf des Bäckermeisters auszuüben. Schon der Großvater besaß eine Bäckerei in Ippendorf. Seine Mutter war Konditorin, Bruder Klaus arbeitet bis heute mit ihm zusammen. „Nur unser Vater hatte keine Ambitionen“, lacht Sonntag. „Da haben wir sozusagen eine Generation übersprungen.“ Dennoch: „Irgendwie haben wir das wohl in den Genen.“

Bekannt ist der 58-Jährige Bäckermeister in Pech bei den meisten eher als „Charly“. Seine Backstube in der Pecher Hauptstraße, 1914 von den Großeltern seiner Ehefrau Maria eröffnet, trägt seit 1994 den Namen „Charlys Backstube“. In jenem Jahr übernahm er mit seiner Frau die Bäckerei der Schwiegereltern, erweiterte den Betrieb von 40 auf 165 Quadratmeter, und verpasste seinem Laden einen neuen Namen: Charlys Backstube. „Meine Frau kam damals auf die Idee mit dem neuen Namen“, erinnert sich Sonntag.

Damals war es Usus, dass die Gäste von der gleich gegenüberliegenden Gaststätte Küpper, damals „Bei Jonas“, nach der letzten Runde in der Kneipe noch bei „Charly“ ihre Brötchen holten. Heute kommt das nur noch selten vor, erzählt Charly Sonntag, aber ein Hohelied auf seine Kunden stimmt er dennoch an: „Wir haben wirklich sehr gute Kunden. Und wir kennen hier jeden mit Namen.“ Bei neuen Kunden frage seine Frau spätestens nach dem dritten Besuch nach dem Namen. Zum Dank für den guten Service und ihr Engagement erhält Familie Sonntag zu Weihnachten viele Weihnachtskarten von ihrer Kundschaft: „Das ist schon enorm“, freut sich Charly Sonntag. Aber nicht nur das: Sogar ein kleines Gedicht auf Charly schrieb Ferdi Theisen: „Wenn morgens früh, Brotduft geht durchs Dorf/ dann weiß man: aha,Charly ist gut drauf. Neben Kuchen und Teilchen, backt er frisches Brot/ damit in Pech gibt's keine Hungersnot. Drum sagen wir, Charly mach's noch lange so/ dann hast du Arbeit, und die Pecher sind froh.“

Wie lange er es noch macht, ist allerdings noch nicht ganz klar. Seit acht Jahren arbeitet auch sein Sohn Manuel im Betrieb, Bruder Klaus wird nächstes Jahr in den Ruhestand gehen. Und Nachwuchs ist nicht in Sicht. „Ich sehe schwarz für das Bäckerhandwerk“, sagt Sonntag. „Ich kriege keinen Nachwuchs mehr. Ich suche Gesellen, aber es meldet sich keiner.“ Ein Grund: „Wenn andere feiern, müssen wir arbeiten.“ Arbeitsbeginn ist um 22.30 Uhr, um 10 Uhr vormittags ist Feierabend, zwischen 15 und 16 Uhr legt sich der Bäckermeister hin. Für Hobbys bleibt da keine Zeit, „aber immerhin für meine drei kleinen Enkel“, berichtet er.

Bis vor einigen Jahren ist er noch regelmäßig Motorrad gefahren, doch die Bandscheibe spielte nicht mehr so recht mit. Aber er kocht gerne zu Hause, am liebsten „Spargel in allen Variationen.“ Obwohl er die Zukunft für seinen Berufsstand nicht rosig sieht, überlegt er keine Sekunde und meint: „Bäcker ist ein schöner Beruf, ich würde das jederzeit wieder machen.“ Rund 1200 bis 1500 Brötchen produziert er in seiner Backstube mit Bruder Klaus, Sohn Manuel, drei Gesellen und einem Lehrling, Ehefrau Maria steht im Laden. Im Angebot haben die Sonntags 22 Brötchensorten und 36 Brotsorten – hergestellt im selbst gemachten Sauerteig, wie Sonntag betont. Hinzu kommt quasi ein komplettes Frühstückssortiment, vom Coffee to go bis zur Tageszeitung. „Und viele ältere Leute kaufen bei uns ihren Bedarf für die komplette Woche“, so Charly. „Im Prinzip sind wir so etwas wie ein Tante Emma-Laden, geöffnet ab 5.30 Uhr.“

In Villip betreiben die Sonntags seit etwa 15 Jahren noch eine Filiale mit zwei Verkäuferinnen und einer Aushilfe. Zwei Jahre lang hatten sie zuvor auch noch in Ließem im Köllenhof eine Filiale. „Früher haben wir die Brötchen sogar noch ausgefahren“, erinnert sich Sonntag. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Dennoch: Martinsstuten werden beispielsweise noch für alle zwölf Dörfer in Wachtberg gebacken. Apropos Brauchtum. „Das größte Highlight im Jahr ist der Karnevalssonntag bei uns in Pech, wenn am Vormittag der Zug durchs Dorf zieht“, erzählt Charly. Dann betreibt er einen Stand im Hof mit Berlinern, Würstchen und Getränken – und jeder tut dann einfach etwas in das blaue Porzellanschwein, das neben dem Stand steht. „Hier kennt eben jeder jeden. Und mit den meisten bin ich per du“, sagt Charly. So, wie in seinem Geschäft, „wo der Kunde König ist.“

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