Mieke Schulze geht in Ruhestand Powerfrau verlässt Berkumer Familienzentrum

Wachtberg-Berkum · Mieke Schulze hat sich ganz ihrer Arbeit verschrieben. Nun tritt die Leiterin des Familienzentrums St. Maria Rosenkranzkönigin in Berkum ihren Ruhestand an. Eine Nachfolgerin steht schon fest.

 Ab in die Hängematte: Mieke Schulze im Außengelände des Kindergartens.

Ab in die Hängematte: Mieke Schulze im Außengelände des Kindergartens.

Foto: Petra Reuter

Natürlich weiß Mieke Schulze, dass es bis zum 2. Juli nicht mehr lange hin ist. Die einzelnen Tage zählt die Leiterin des Familienzentrums St. Maria Rosenkranzkönigin in Berkum aber nicht runter. Nach 42 Jahren als Erzieherin im Ländchen fällt es ihr ganz schön schwer loszulassen. Eigentlich wäre es schon im Mai 2020 mit dem Ruhestand so weit gewesen. „Aber die Nachfolgefrage war noch nicht geklärt“, erzählt die 66-Jährige.

Bis zum Sommer hätte sie weitermachen sollen – dann kam Corona. „Da haben wir uns mit dem Träger entschieden, dass besser einer die Kita weiterführt, der schon in der Materie mit Verordnungen und Co. drin ist“, sagt Schulze. So ganz unrecht war ihr das nicht, was wohl auch ihr Mann erkannte, der direkt grünes Licht gab. „Jetzt bin ich eher bereit für den Cut“, sagt sie. Zumal die Nachfolgefrage gelöst ist. Die Leitung übernimmt – quasi im fliegenden Wechsel – Jennifer Hilberath, die schon in der katholischen Kita arbeitet.

Dass Schulze ihr Leben der Begleitung von kleinen Kindern verschrieben hat, hat viel mit ihrer eigenen Vita zu tun. Als sie ein Jahr alt war, starb der Vater. „Meine Mutter stand mit fünf Kindern alleine da“, so die Villiperin. Wie ihre Geschwister musste sie früh lernen, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. „Das war auch ein Wesenszug unserer Mutter, die trotz des Schicksalsschlags das gerade gegründete Lkw-Unternehmen weitergeführt hat“, meint Schulze. Sie wollte in den sozialen Bereich, Lehrerin werden. Der Grundschullehrer habe ihr aber nie eine Chance gegeben, sie als Kind aus schwierigen Verhältnissen abgestempelt. „Ab da wollte ich Dinge verändern“, meint sie rückblickend.

Mit 14 machte sie eine Hauswirtschaftslehre, schloss die Abendschule an, half nebenbei der Mutter und jobbte in der Kita in Pech. „Im Anerkennungsjahr zur Erzieherin war mir klar, dass ich Leitung werden will“, sagt sie süffisant. Sie wollte die Fäden in der Hand behalten. Immer an ihrer Seite, gerade in schwierigen Zeiten, war ihr Glaube. Das kleine Kreuz an ihrer Halskette ist das sichtbare Zeichen nach außen. So ist zu erklären, dass die Frau mit der wilden Mecki-Frisur fast durchgängig auf die Kirche als Arbeitgeber gesetzt hat.

Den Anfang machte die Kita in Adendorf, dann folgten 28 Jahre in der Kita St. Martin in Villip, die heutige kommunale KinderW.E.L.T. 2009 übernahm sie das Familienzentrum in Berkum. „Der Stellenwert der Leitung ist größer geworden“, hat sie in den vielen Jahren beobachtet. Und die Qualität der Einrichtungen habe zugenommen. „Mehr geworden ist dafür die ganze Verwaltungsarbeit, was mir aber nichts ausmacht, weil ich ein Listenmensch bin“, betont sie.

Als sie in Berkum ankam, setzte sie auf Veränderung. Was manche damalige Kollegin als schwierig empfand. „Ich habe erstmal alle Puzzle und Spiele verbannt.“ Stattdessen schaffte sie gemäß dem Montessori-Prinzip Materialien an, die die Kinder ihrer Meinung nach mehr förderten. Sie führte eine offene Struktur ein, bei der die Kinder nur morgens in ihrem Stammraum sind und danach bis zu vier Stationen erkunden können. „Der Erzieher kann sich zurücknehmen und so viel mehr beobachten“, sieht sie Vorteile in dem Konzept. Es gibt zwölf Mitarbeiter und sie, was ein „guter Personalschlüssel“ für die 86 Kinder sei.

Was meint sie, was ihre Kollegen an ihr schätzen? „Ich höre zu, nehme alle ernst und bin immer präsent“, sagt die Kita-Leiterin nach kurzem Überlegen. Und was ist eher anstrengend an ihr? „Ich komme dauernd mit neuen Ideen an“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Und jetzt? Die beiden eigenen Kinder sind groß, bis zu ausgedehnten Segeltouren mit ihrem Mann dauert es noch etwas. Er muss noch bis Ende des Jahres arbeiten. „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich um Grundschulkinder mit Förderbedarf kümmere“, kündigt sie an. So ganz ohne Engagement für den Nachwuchs kann man sich die Powerfrau Schulze auch nicht vorstellen.

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