Kompostieranlage in Gimmersdorf Biogasanlage soll Fernwärme für Nachbardörfer erzeugen

Wachtberg-Gimmersdorf · Der Betreiber der Gimmersdorfer Kompostieranlage vermisst Rückenwind von Verwaltung und Politik bei der Umsetzung einer Biogasanlage auf seinem Gelände. Im Gegenzug weisen Bezirksregierung und Gemeinde Wachtberg darauf hin, dass Planungsrecht fehlt.

Klaus Riebau, Betreiber der Kompostieranlage in Gimmersdorf, steht auf dem Gelände. Hinter ihm in Richtung Umspannwerk soll die Biogasanlage entstehen.

Klaus Riebau, Betreiber der Kompostieranlage in Gimmersdorf, steht auf dem Gelände. Hinter ihm in Richtung Umspannwerk soll die Biogasanlage entstehen.

Foto: Axel Vogel

Von verrottendem Grünabfall geht jede Menge Wärme aus. In der Biomasse steckt viel Energie, die sich aber nicht direkt zur Stromerzeugung oder zum Heizen per Fernwärme nutzbar machen lässt. Klaus Riebau, der seit 27 Jahren die Gimmersdorfer Kompostieranlage betreibt, beschäftigt er sich deshalb schon seit Jahren mit dem Projekt, auf seinem Betriebsgelände eine Pyrolyseanlage zu bauen, die klimaneutral Strom und Wärme erzeugen und Wachtberger Bürgern zur Verfügung stellen könnte.

Entsprechende planungsrechtliche Voraussetzungen hatte der Unternehmer nach eigenen Angaben bereits vorangetrieben, wie auch eigene Hausaufgaben erledigt. So etwa die Beauftragung von Gutachten und den Kauf von einigen der für den Bau der Anlage zusätzlich benötigten Flächen, die in Richtung Gimmersdorfer Umspannwerk liegen.

Auch der Gemeinde Wachtberg habe er im vergangenen Herbst das Projekt vorgestellt. „Die Resonanz war begeistert“, erinnert sich der Unternehmer. Doch seitdem vermisst er handfeste Unterstützung, die er für Planungssicherheit und die Gewinnung interessierter Investoren für das Millionen-Vorhaben braucht. „Was mir fehlt, ist ein symbolisches Zeichen, dass die Gemeinde und die Politik hinter dem Projekt stehen.“

Für ihn wäre beispielsweise ein sichtbares Zeichen der Unterstützung, wenn ihn die Verwaltung durch einen Flächentausch beim Ankauf der noch fehlenden Grundstücke unterstützen würde. „Dort fordert man weitere Planungen, die ich ohne Planungssicherheit aber nicht investieren werde“, so der Betreiber. Die Gemeinde Wachtberg wiederum sieht keine Grundlage für weitere Planungen, solange Riebau keinen Antrag auf Änderung des Bebauungsplans stellt.

Nachbardörfer könnten mit Fernwärme versorgt werden

Riebau hat hohe Erwartungen an die geplante Anlage. „Wir könnten hier beispielsweise die Abwärme für rund 50 Prozent der Bestandsbauten auf Wachtberger Gebiet erzeugen.“ Konkret ist aus seiner Sicht längerfristig denkbar, die Ortschaften Pech, Ließem, Oberbachem, Kürrighoven und Gimmersdorf mit Fernwärme zu versorgen. Der Ausbau des Fernwärmenetzes ist mittlerweile zentraler Bestandteil des Gebäudeenergiegesetzes (GIG), das die Bundesregierung novellieren will.

Um seine Anlage umzusetzen, hatte Riebau nach eigener Aussage auch Weichenstellungen bei der Bezirksregierung und der Gemeinde auf den Weg gebracht. Seine Pläne hätten aufgrund der politischen Großwetterlage jahrelang ruhen müssen. „Es haben sich Gesetzeslagen immer wieder geändert, aber für ein solches Projekt brauche ich Planungssicherheit“, so Riebau. 2017 habe zudem der Holzüberschuss in NRW dafür gesorgt. dass die politischen Rahmenbedingungen zu diesem Zeitpunkt weder für Anlagenbauer noch für Investoren gepasst hätten. „Es wurden keine Anlagen gebaut und die gesammelte Biomasse konnte nicht eingesetzt werden“, so Riebau.

Bezirksregierung Köln verweist an Gemeinde

Die Bezirksregierung Köln bewertet den Verfahrensstand differenziert. „Aus den uns vorliegenden Unterlagen lässt sich entnehmen, dass die Firma Wachtberg Kompost am Standort Wachtberg-Gimmersdorf eine Kompostierungsanlage betreibt“, sagte deren Sprecher Dirk Schneemann. Im Dezember 2021 habe die Firma dann ihr Vorhaben zur Erweiterung der Bio-Energieanlage der Bezirksregierung vorgestellt, wo man für die Genehmigung zuständig sei.

„Die bestehende Kompostierungsanlage sollte durch ein Pyrolysemodul zur Biogasgewinnung sowie einem Blockheizkraftwerk zur Verstromung beziehungsweise Wärmeerzeugung erweitert werden“, führt Schneemann aus. „Im Rahmen der Antragserstellung wurde die Firma Wachtberg Kompost gebeten mit der Gemeinde Wachtberg Kontakt aufzunehmen, um abzuklären, ob das Vorhaben planungsrechtlich zulässig ist“, so der Sprecher. Die planungsrechtliche Zulässigkeit sei unter anderem Voraussetzung für die Genehmigung von Anlagen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz.

Der Gemeinde lag kein Antrag vor

Im August 2022 habe die Gemeinde Wachtberg der Bezirksregierung mitgeteilt, so Schneemann weiter, „dass der vorhabenbezogene Bebauungsplan keine rechtliche Grundlage für die Realisierung des geplanten Vorhabens der Firma Wachtberg Kompost bietet und dass zunächst eine Änderung des Bebauungsplans erforderlich ist, um eine Rechtsgrundlage zu schaffen“. Bis dato sei kein Antrag eingereicht worden.

Für die Wachtberger Verwaltung stellt Gemeindesprecherin Margrit Märtens grundsätzlich klar: „Nach wie vor unterstützt die Verwaltung Herrn Riebau und hat in bereits geführten Gesprächen die von ihm zu erledigenden Punkte klar kommuniziert.“ Bislang seien diese jedoch nicht erfüllt worden, sodass eine Beteiligung des Rates noch ausstehe. „Von einem Flächentausch war bisher nicht die Rede“, betont Märtens. „Allerdings ist die Flächenverfügbarkeit auch nur einer von mehreren Punkten, bevor eine Beratung und Beschlussfassung des Rates erfolgen kann“, so die Sprecherin.