Ganz Europa betroffen Borkenkäfer vernichten Waldstücke im Kottenforst

Wachtberg · Durch die Trockenheit sind die Bäume in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis geschwächt. Das macht sie zur leichten Beute für den Borkenkäfer. Warmer und feuchter Winter könnte helfen.

Spaziergänger wunderten sich über die Sperrungen auf den Waldwegen und das rege Treiben in der Nähe des Adendorfer Forsthauses. Tagelang waren schwere Maschinen und Kettensägen im Einsatz, bis fast alle Fichten gefallen waren. Im Waldgebiet der Familie von Loë ist nach der Einschätzung von Georg Freiherr von Loë kein einziger Baum mehr ohne tödlichen Schaden geblieben.

„Normalerweise verfügen die Bäume gegenüber Schädlingen über natürliche Abwehrmechanismen“, erklärte er. Wegen der langen Trockenzeit hätten die riesigen Nadelbäume aber keine Mittel mehr gegen die massive Borkenkäferplage gehabt. „Wir haben den gesamten Fichtenbestand verloren.“

Den Rest des Kottenforstes hat es ebenfalls erwischt, wenn auch nicht so vernichtend. Etwa ein Drittel des gesamten Fichtenbestands sei befallen, bestätigte Revierförster Wolfgang Bongardt. Im Gegensatz zu früheren Problemen mit Borkenkäfern handele es sich in diesem Jahr nicht um ein regionales Problem. Ganz Europa, von Schweden bis Italien, sei betroffen.

Trockenheit und Hitze sind das Hauptproblem

Die lange Warmphase und die Trockenheit seien Hauptverursacher des Problems. „In normalen Jahren reproduzieren sich die Borkenkäfer in zwei bis drei Generationen“, so Bongardt. Wegen der Wärme und der Trockenheit seien es in diesem Jahr bis zu vier Generationen gewesen. Damit stünde man einem massiven Vorkommen der Schädlinge gegenüber.

Auf der anderen Seite hätten alle Bäume wegen des Wassermangels unter enormem Stress gestanden. „Bei einem regulären Käferbefall wehrt sich der Baum mit Harz“, erläutert Bongardt. Das Harz umschließt den Käfer, macht ihn auf diese Weise unschädlich und stößt ihn ab. Um Harz zu produzieren braucht der Stamm jedoch Wasser und Kraft. Beides hatte er in und nach der langen Trockenzeit nicht mehr. „Deshalb sieht man im Kottenforst auf den Wegen entlang der Fichtenwälder teilweise dichte Nadelteppiche.“

In der Rinde finde man alle Entwicklungsstadien vom Ei über die Larve bis zum adulten Käfer, erklärter der Fachmann. Die Tiere fressen quer zum Saftstrom in der Wachstumszone des Baumes, dem Kambium. So wird der Baum von der Versorgung mit lebenswichtigen Stoffen abgeschnitten und stirbt schnell.

Großer Schaden

Der wirtschaftliche Schaden der meisten Waldbesitzer sei enorm, außerdem fehle es an Verarbeitungskapazitäten. Die Sägewerke seien ausgelastet, ebenso die Transportunternehmen. Deshalb ist genau das kaum möglich, was ökologisch jetzt dringend nötig sei: die befallenen Stämme aus dem Wald zu schaffen.

„Wenn die Bäume liegen bleiben, wird der Käfer in der Borke oder im Boden überwintern“, sagte der Revierförster. Der Frost könne dem widerstandsfähigen Tier nicht viel anhaben, weil er in eine Art Winterstarre falle. Nur ein warmer und feuchter Winter könnte die natürlichen Gegenspieler, nämlich Pilzsporen, entsprechend aktivieren, um die Käferpopulation einzudämmen.

Für eine Wiederaufforstung riet Bongardt zu einem Mischwald mit Laubhölzern. In solchen Wäldern ist eine Massenvermehrung einzelner Schädlinge sehr unwahrscheinlich und „wenn da doch mal ein Schädling grassiert, dann trifft es nicht gleich mehrere Hektar.“

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