Zwischenbericht einer Buchprüfungsgesellschaft Buchführung des DRK Wachtberg schlecht bewertet

Wachtberg · Der Zwischenbericht einer Buchprüfungsgesellschaft gibt dem DRK-Ortsverein Wachtberg die Note ausreichend. Der amtierende Vorstand sieht sich jedoch auf dem richtigen Weg.

Die turbulente Vergangenheit des Wachtberger DRK-Ortsvereins ist noch nicht aufgearbeitet. Das legt zumindest ein weiterer Prüfbericht des auf Revision und Beratung spezialisierten Unternehmens Tasco aus Wiesbaden von Ende August nahe, der dem General-Anzeiger vorliegt. Nachdem die Aufarbeitung der Struktur- und Finanzprobleme im März noch mit „befriedigend“ bewertet wurde, bescheinigt der aktuelle Zwischenbericht dem Deutschen Roten Kreuz nur ein „ausreichendes Ergebnis“.

Zudem hinterfragt der Bericht Zahlungen an ehemalige Vorstandsmitglieder und nennt namentlich den ehemaligen Vorsitzenden Danyel Guré und den ehemaligen Schatzmeister Ingo Steiner. Beide hatten dem DRK Rechnungen für erbrachte Leistungen gestellt.

Am Dienstagabend trifft sich der Ortsverein zur Mitgliederversammlung unter Leitung von Gabriela Freifrau von Loë. Sie war im vergangenen Jahr an die Spitze des DRK gewählt worden, außerdem die Kreistagsmitglieder Christoph Fiévet (CDU) als ihr Stellvertreter und Ingo Steiner (Grüne) als Schatzmeister, der sein Amt inzwischen niedergelegt hat.

Wie mehrfach berichtet, hatten nicht nur Führungsquerelen die Organisation gespaltet, die lange Zeit kommissarisch vom DRK-Kreisverband gemanagt werden musste. Steiner war während dieser Zeit als Beauftragter des Präsidiums des DRK-Kreisverbands eingesetzt und hatte auch die Tasco eingeschaltet.

Die chaotische Betriebs- und Buchführung des Wachtberger Ortsvereins war vor allem im Zuge der Flüchtlingskrise aufgefallen, als das Rote Kreuz als Dienstleister der Gemeinde für die Betreuung und Versorgung der Flüchtlinge sorgte. Für rund 23 000 Euro fanden sich keine Belege mehr.

Die Tasco soll nicht nur alle Defizite prüfen, sondern auch die Umsetzung einer neuen Organisationsstruktur überwachen, die vor allem auf die Zuweisung bislang nicht gekannter Zuständigkeits-, Kontroll- und Planungsstrukturen setzt. Zuvor waren in Wachtberg ehrenamtliche Arbeit und bezahlte Schichten und Aufträge nicht klar durch Vorstandsbeschlüsse abgegrenzt.

Es fehlten außerdem Protokolle. Mit kommerziellen Aufträgen wie Krankentransporten und bezahltem Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen wurde zudem viel Geld verdient. Die Lücken in der Buchführung sind nach Angaben eines Insiders eher „Schlamperei“ und nicht bösem Willen geschuldet.

Es kommt aber nur langsam Licht in die Abrechnungen. Der nun vorliegende Bericht moniert, dass neun Vereinbarungen zwischen Tasco und DRK (17,6 Prozent) teilweise und 19 Vereinbarungen (37,3 Prozent) nicht umgesetzt wurden. „Insbesondere hinsichtlich der Vervollständigung der Personalakten sowie der Personalabrechnung besteht noch Orientierungsbedarf“, heißt es.

Ein Stück weiter gekommen ist man bei der Aufarbeitung der Kassendifferenz. Der ehemalige Schatzmeister Steiner hat laut Bericht eine Plausibilisierung der Differenzen vorgenommen, so dass aktuell noch ein Fehlbetrag von 8756 Euro übrig bleibt.

Den Tasco-Prüfern fiel auf, dass der ehemalige Vorsitzende Danyel Guré dem DRK im Jahr 2016 rund 9600 Euro in Rechnung gestellt hatte, der ehemalige Schatzmeister Steiner in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt rund 13 800 Euro. Tasco weist darauf hin, „dass ein Beschluss für diese Leistungen nicht vorlag“.

Rechtsanwalt Danyel Guré erklärt auf Anfrage, dass der Zwischenbericht bezüglich der Zahlungen lediglich Fragen aufgeworfen habe, die er gerne beantworten werde: „Gegenwärtig sind wir aber noch in einem laufenden Verfahren, dessen Ende ich vor einer Stellungnahme erst abwarten will.“ Nicht von ungefähr habe das DRK ja auch einen Anwalt eingeschaltet, der den Sachverhalt prüfen solle.

Was Guré allerdings grundsätzlich klarstellt: „Meine Rechnungen waren rechtens, weil ich selbstverständlich nicht für meine ehrenamtliche Vorstandsarbeit bezahlt wurde.“ Vielmehr habe er Geld für seine anwaltliche Vertretung des Ortsvereins bekommen.

Im vergangenen Jahr gab es keinen Vorstand, der etwas beschließen konnte

„Meine Rechnungen sind von zuständigen Mitarbeitern geprüft, bezahlt und transparent verbucht worden“, sagt Ingo Steiner, der freiberuflicher IT-Berater ist und eine langjährige kaufmännische Berufserfahrung hat. Er habe IT-Leistungen für das DRK übernommen, beispielsweise die Pflege der Rechner, wie auch Versorgung der Flüchtlingsunterkünfte mit Hotspots. Außerdem übernahm Steiner als kommissarisch kaufmännischer Leiter zwischenzeitlich Buchführung und Lohnabrechnungen.

„Im vergangenen Jahr gab es keinen Vorstand, der etwas beschließen konnte“, so der ehemalige Beauftragte des Kreisverbands. Der Vorstand könne aber im Nachhinein noch einen Beschluss fassen, der seine Arbeit während der Übergangszeit bestätige. Im Zuge seiner kommissarischen Geschäftsführung seien über 400 Stunden angefallen, die Steiner alternativ als Verdienstausfall geltend machen wird, sollte die Tasco zu dem Ergebnis kommen, dass das der richtige Abrechnungsmodus ist.

Steiner wundert sich, dass im jetzigen Tasco-Bericht nur noch zwei Namen auftauchen, die Rechnungen an den Ortsverein gestellt haben. „Beim DRK hat früher eigentlich kaum ein Vorstandsmitglied etwas umsonst gemacht“, sagt er nach seinem Einblick in die Interna. Zwischen 2012 und 2016 sollen verschiedene Personen Beträge in Rechnung gestellt haben, die je nach Fall zwischen insgesamt 4000 und 40 000 Euro liegen sollen.

Zu dem aktuellen Tasco-Zwischenbericht will die Vorsitzende Gabriela Freifrau von Loë nicht im Detail vor der Information der Mitglieder Stellung nehmen. Aber sie betont, dass das der Ortsverein „weiterhin auf dem Weg der Konsolidierung ist“. Dabei sei dem Vorstand „Transparenz und Prüfbarkeit sehr wichtig“.

Auch betont von Loë, „dass der Großteil der notwendigen Verbesserungsmaßnahmen in Bearbeitung beziehungsweise erledigt“ sei. Einige Maßnahmen hätten aber noch nicht oder mit Verzögerung abgearbeitet werden können. „Das liegt zum einen an personellen Veränderungen in der Verwaltung und an dem Rücktritt des Schatzmeisters, zum anderen auch an den vielen aktuellen Feststellungen“, führt die Vorsitzende weiter aus. „Wir haben daraufhin die Tasco Revision beauftragt, eine Zwischenstands-Überprüfung vorzunehmen.

Diese hatte auch zum Gegenstand, Zahlungen an ehemalige Vorstandsmitglieder zu bewerten.“ Zudem sei zur Klärung der notwendigen Rückforderungen und der endgültigen Bewertung ein Rechtsanwalt mit den Angelegenheiten beauftragt worden.

Die außerordentliche Mitgliederversammlung des DRK-Ortsvereins Wachtberg beginnt am Dienstag, 26. September, um 19 Uhr im Hotel Görres in Villip.

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