Stichwahl in Wachtberg Bürgermeisterin Renate Offergeld ist noch lange nicht amtsmüde

Wachtberg · Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD) hält alle Krisen in den zurückliegenden sechs Jahren für erfolgreich gemeistert. Für sie wird durch die abgelehnten Steuererhöhungen jährlich das Vermögen der Gemeinde minimiert.

 Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD) tritt auch erneut an, um, wie sie sagt, offene Projekte gut zu Ende zu bringen.

Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD) tritt auch erneut an, um, wie sie sagt, offene Projekte gut zu Ende zu bringen.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Die Frage nach dem „Warum?“ war in den zurückliegenden Monaten die, die Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD) am häufigsten gestellt wurde. Warum um Himmels willen tut sie sich den Job mit fast 70 noch an? „Weil noch nicht alle Projekte gut zu Ende geführt sind“, sagt die Amtsinhaberin dazu. Die erneute Kandidatur sei für sie ein längerer Prozess gewesen, der Ende 2019 begann.

„Ich habe die Jahre Revue passieren lassen und befunden, dass mir meine Aufgabe immer Spaß  gemacht hat“, so Offergeld. Wobei, das gibt sie unumwunden zu, es auch keine Massen an Mitbewerbern aus den eigenen Reihen gab. Der Ehemann jedenfalls war eher zurückhaltend, die Töchter hingegen sagten kollektive Unterstützung zu.

Laut Offergeld lernt man jeden Tag im Amt dazu

Verwaltungserfahrung, so sagt sie, habe sie zwar in ihrem Vorleben als Mitarbeiterin im Ministerium gesammelt. Doch in der Natur des Bürgermeisteramts liege es, jeden Tag dazuzulernen. „Und ich würde nicht so kühn sein zu behaupten, dass ich alles kann“, meint die Villiperin. Was sie auch nicht muss, da die Gemeindeordnung ihr und ihren Kollegen dafür einen Beigeordneten an die Seite stellt. Was der allerdings nicht leisten kann, ist Offergeld zu mehr Ruhe zu verhelfen. In Ausschuss- und Ratssitzungen fühlt sie sich schnell angegriffen oder reagiert wie sie selbst sagt „mit ungeschickten Äußerungen“.

Ohne Mehrheit im Rücken ist es eben schwierig zu gestalten. Keinen ihrer mit Kämmerin Beate Pflaumann entwickelten Haushaltsentwürfe bekam sie durch. „Jedes Nein war auch ein Nein gegen den vom Rat gefassten Eckwertebeschluss, der bis 2020 einen ausgeglichenen Haushalt vorsah.“

Sie möchte den Schulstandort stärken

Von Letzterem sei man angesichts der abgelehnten Steuererhöhungen weit entfernt. „Stattdessen greifen wir seit Jahren auf unser Vermögen zurück.“ Zudem sei von der CDU als erstes immer pauschal der Unterhaltungsaufwand gekürzt worden. Darunter leide die Infrastruktur allgemein, der Sanierungsstau bei gemeindeeigenen Gebäude wachse.

Drei große Brocken lagen auf Offergelds Weg: die Flüchtlingskrise 2015, das Unwetter 2016 und jetzt die Pandemie. „Es ist unglaublich, was wir da alle leisten mussten“, sagt sie mit Blick auf ihr Rathaus-Team. Für den klassischen Wahlkampf mit Hausbesuchen fehlte ihr die Zeit. Themen besetzt sie trotzdem. Sie möchte den Schulstandort stärken, herausfinden, welche Optionen es für die profilierte Gemeinschaftshauptschule Hans-Dietrich-Genscher-Schule gibt. Deshalb sei die beschlossene Eltern-Fragebogenaktion ein probates Mittel. „Wobei ich auch finde, dass nicht jeder Abitur machen muss.“

Der Klimaschutz reicht für sie in sämtliche Themen hinein

Auf den Klimaschutz will sie bei sämtlichen Vorgängen ihr Augenmerk legen. Um die Belange der Landwirtschaft nicht aus dem Blick zu verlieren, gibt es einen „regelmäßigen Austausch“. Als neue Herausforderung warte die  Integration von Flüchtlingen. „Im Kreis spricht man anerkennend vom ‚Wachtberger Modell’“, sagt Offergeld stolz. Fünf Jahre lang arbeiteten dabei Verwaltung, Ökumenischer Arbeitskreis und Deutsches Rotes Kreuz eng zusammen. Zu einer aktiven Gemeindeentwicklung zählt für sie zudem die Ansiedlung von zukunftsweisenden Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben, zu einem guten Miteinander die Pflege des Kulturlebens.

Und was, wenn es am Sonntag nicht reicht? Dann werde sie das Ergebnis natürlich akzeptieren – auch wenn es für sie eher unvorstellbar ist, nicht mehr zur Arbeit ins Rathaus fahren zu können.

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