Austraße und Mehlemer Straße Chancen auf Fahrradstraße in Niederbachem steigen

Wachtberg-Niederbachem · Der Ortsausschuss Niederbachem hat in seiner vergangenen Sitzung die Idee des ADFC begrüßt für Austraße und Mehlemer Straße eine Fahrradstraße einzurichten. Die Politik sorgt sich aber um die Parkplatzsituation.

 Die Mehlemer Straße (im Bild) und die Austraße in Niederbachem sollen zu Fahrradstraßen werden.

Die Mehlemer Straße (im Bild) und die Austraße in Niederbachem sollen zu Fahrradstraßen werden.

Foto: Axel Vogel

Bestens vorbereitet präsentierte Andreas Stümer am Mittwochabend im Ortsausschuss Niederbachem den Bürgerantrag des ADFC für eine Fahrradstraße in Niederbachem. Genau genommen sind es sogar zwei. Wie berichtet, können sich der Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Wachtberg und seine Mitstreiter vorstellen, Radfahrern auf Austraße und Mehlemer Straße mehr Rechte zu gewähren. Welche, das stellte Stümer in einer Präsentation vor.

ADFC möchte Verkehrssicherheit für Radfahrer erhöhen

Er ließ durchblicken, dass man eine Einbahnstraße für Autofahrer in Teilen zwar für gut befinde, es aber auch ohne gehe. Schilder am Anfang und am Ende sowie Piktogramme auf der Straße als Hinweis auf die Fahrradstraße aber müssten sein. Warum der ADFC, der in Wachtberg laut Stümer 160 Mitglieder hat, den Antrag eingereicht hat, begründete er auch: Man wolle damit die Verkehrssicherheit für Radler erhöhen, die Aufenthaltsqualität dort verbessern und Beiträge zu Gesundheitsförderung und Klimaschutz leisten. „Die Fahrradstraße ist ein Mittelding zwischen Tempo 30 und verkehrsberuhigtem Bereich, das finden wir gut“, so der Sprecher. Hier stelle man sich eine „unechte“ Form vor, auf der Autos weiter zugelassen seien.

Beigeordneter Swen Christian hält sich mit Einschätzung zurück

Mit einer Einschätzung zur Machbarkeit hielt sich Beigeordneter Swen Christian anschließend zurück. Zunächst sei zu prüfen, welche baulichen Voraussetzungen es brauche – wie Fahrbahnbreiten oder Parktaschen. Beiträge auf die Anlieger sah er eher nicht zukommen, betonte aber: „Autos sind dann nur zu Gast, der Radverkehr spielt die eigentliche Rolle.“

Ortsausschuss-Vorsitzender Leo Kreuz ist selbst Anlieger und als solchen trieb ihn die Sorge um, ob Parkplätze wegfallen könnten, falls künftig dann Parktaschen eingezeichnet werden müssten. Obwohl die Maßnahme für Andreas Wollmann (SPD) viel Sinn macht, kam auch er auf die Parksituation zu sprechen: „Gerade in Niederbachem gibt es zu wenig Parkplätze oder zu viele Autos“, meinte er. Evident sei das unter anderem am Sportplatz in der Austraße, wenn auswärtige Besucher zu Fußballspielen kämen. Hilde Philippi (CDU) und Jutta Danylow (SPD), beide beratende Ratsmitglieder, sprachen sich beide dafür aus, den Sportplatz-Bereich genauer unter die Lupe zu nehmen. Philippi sprach von einer „ständigen Rush-Hour“ mit schnell an- und abfahrenden Autos, Danylow von einer „gefährlichen Ecke“, wo es vielleicht sinnvoll sei, Parkplätze auszuweisen und dafür doch eine Einbahnstraßen-Regelung einzuführen.

Austraße und Mehlemer Straße: Chancen auf Fahrradstraße in Niederbachem steigen
Foto: grafik

Manuel Lenggrüsser (Grüne): Probleme bei der geforderten Fahrbahnbreite

Ulf Hausmanns (Unser Wachtberg) hingegen befand, dass sich nun die rechtliche Situation an die Wirklichkeit annähern könne: „Vor 60 Jahren bin ich schon mit meinen Brüdern daher zum Aloisiuskolleg gefahren, aber heute ist die Situation viel gefährlicher für Radler.“ Manuel Lengrüsser (Grüne) ist ebenfalls Anlieger uns sah das Projekt kritischer. „Ich sehe die geforderte Fahrbahnbreite von vier Metern gar nicht“, so Lengrüsser. Schon jetzt sei es für Autos schwierig, angesichts von geparkten Autos aneinander vorbeizukommen. „Wenn das Ganze eine Fahrradstraße ist, fahren sie erstmal 600 Meter hinter einem Fahrrad her, bevor sie überholen dürfen“, sagte er.

Christian Stock, beratendes CDU-Ratsmitglied, teilte Lengrüssers Bedenken bezüglich der Breite. An sich aber sei die Idee als solche „ganz charmant“. Und er regte an, noch größer zu denken: „Vielleicht macht es Sinn, den kleinen Teil der Konrad-Adenauer-Straße nach Oberbachem hin mit einzubeziehen.“ Robert Schreiber (UWG) wunderte sich ein wenig, warum man überhaupt etwas ändern müsse: „Radfahrer gibt es dort doch auch jetzt schon.“

Bürger diskutierten ebenfalls mit

Die Bürger diskutierten in der Berkumer Schulaula ebenfalls mit. Anwohner Udo Eschenbach erzählte, er habe vergangene Woche an beiden Straßen die parkenden Autos morgens und abends gezählt: Um 10.30 Uhr seien es 60 gewesen, um 19 Uhr 100. Obwohl er selbst Radtouren quer durch Deutschland organisiere, halte er eine Umwidmung für fraglich. Landwirt Sebastian Luhmer fragte sich, ob sich die Parksituation dann auf Nachbarstraßen verschiebe. „Und mein landwirtschaftlicher Betrieb muss für Lkw und große Maschinen weiterhin erreichbar sein“, so Luhmer.

Ein Anlieger des Göllesheimer Wegs betonte, dass es seit 60 Jahren noch nie einen Unfall mit einem Radler an den betreffenden Stellen gegeben habe. Und Birte Kümpel wertete die Fahrradstraße als Signal für die Bereitschaft zur Klimawende. Was Rüdiger Haase in einem energischen Vortrag unterstützte: Es könne doch nicht sein, dass man hier den Kampf „Fahrräder gegen Parkplätze“ führe.

Am Ende begrüßte der Ortsausschuss den Bürgerantrag, empfahl dem Fachausschuss aber, noch offene Fragen durch die Verwaltung prüfen zu lassen.

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