Kunsthandwerk von zehn Ausstellern Das bietet die 18. HofArt in Wachtberg

Wachtberg-Villip · Bärbel und Josef Kemp öffnen ihr Haus an diesem Wochenende für zehn Aussteller. Die HofArt findet bereits zum 18. Mal statt.

Wer Nachbar von Willi Reiche ist, kann sich durchaus in einem Kunstwerk des Pechers wiederfinden. Wie bei seiner Kunstmaschine „PP“, die Reiche bei der 18. HofArt vom 10. bis 12. Mai in Villip ausstellt. Was den Betrachter zunächst an einen überdimensionierten Rasierpinsel erinnert, stellt das Haupthaar eines – geschätzten – Nachbarn dar. „Als Basis habe ich Borsten aus einer Autowaschanlage benutzt“, sagt Reiche beim Pressetermin. Wer den Kinetikkünstler kennt, weiß: Stillstand gibt es bei ihm nicht, „der Nachbar“ bewegt sich, in der für ihn typischen Art.

Mit sechs eher kleinen seiner Maschinen ist Reiche erstmals bei der Schau mit Kunst und Kunsthandwerk in der Hofanlage von Bärbel und Josef Kemp dabei. „Ich hab mich beworben und bin direkt genommen worden“, sagt er mit einem Schmunzeln. Der Hausherr ergänzt: „Ich hätte mich wahrscheinlich nie getraut, ihn einzuladen, denn er ist doch eher in anderen Sphären unterwegs.“

Doch Kemp lässt auch durchblicken: Wäre Reiche Goldschmied, hätte er keine Chance zur Teilnahme erhalten. „Da sind wir mit Barbara Kickelbick aus Bonn in diesem Jahr schon gut aufgestellt“, so Kemp, der mit seiner Frau Bärbel jeden November die Teilnehmer fürs folgende Jahr auswählt. Die Ausstellenden sollen sich gewissermaßen nicht gegenseitig kannibalisieren.

„Mittlerweile habe ich ein Luxusproblem, da es mehr Anfragen gibt als Platz“, berichtet der gelernte Schreiner, der vor 30 Jahren auf die Drechselkunst umstieg. Das Ehepaar möchte die Ausstellung mit zehn Künstlern bewusst klein halten, „damit die Besucher nicht überfordert sind“. Viele von ihnen haben in diesem Jahr Heimvorteil und bauen deshalb erst kurz vor dem Eröffnungstag auf. Mit dabei sind auch Papierkünstler John Gerard aus Rheinbach, Annegret Goebels aus Bonn mit Skulpturen und Objekten, die Heidelbergerin Pascale Hussong-Renz mit Malerei und Collagen, Beate Meffert-Schmengler aus Meckenheim mit Skulpturen und Drucken, der Unkeler Peter Moritz mit abstrakter Fotografie, die auf realen Motiven beruht, Frank Schillo aus Köln mit Keramik sowie Bernadette Weckerle aus Schwendi, die textile Kunst zeigt.

Nicht zu vergessen natürlich Kemp selbst, der beweist, dass man selbst aus Restholz noch schöne kleine Schüsseln fertigen kann. Oder aus einem Mammutbaum eine Riesenschüssel, die luftleicht in der Hand liegt. Warum er als Schreinermeister irgendwann umgesattelt hat, erklärt er an einer Obstschale aus stockiger Buche: „Für den Schreiner wäre das Abfall, aber ich liebe mittlerweile alles, was eine Macke hat.“ Macken allerdings scheint es bei der HofArt eher nicht zu geben, denn sie zieht stets viele Besucher auch aus der Region an. „Das Geheimnis ist die familiäre Atmosphäre“, glaubt Reiche, der bislang selbst „nur“ Besucher war. Hinzu kommt das Ambiente der Hofanlage inklusive heimeligem Garten. „Das ist das Reich meiner Frau“, sagt Kemp voll des Lobes.

Trotz des Erfolgs haben sich die beiden vor der 18. Auflage wieder gefragt: „Machen wir's nochmal?“ Kemp erklärt: „Unseren Hof vom Alltags- in den Ausstellungsmodus zu bringen, ist schon anstrengend.“ Dass sie ihr Baby nun volljährig werden lassen, liegt vor allem an der großen Unterstützung durch Freunde.

Und daran, dass sie „auch diesmal wieder eine stimmige Ausstellung hinbekommen haben“. Wie immer gibt es neben den Einzelräumen für die Künstler einen Gemeinschaftsraum, für den jeder Teilnehmer drei Werke mitbringen soll. „Hier wird Beate Meffert-Schmengler alles so lange hin- und herschieben, bis es zusammenpasst“, weiß Kemp aus Erfahrung.

Bliebe neben der Kunst noch der Kommerz. „Der Kauf ist natürlich die ehrlichste Art der Bestätigung, dass einem etwas gefällt“, meint der Veranstalter. Wer also nicht nur schauen, sondern auch kaufen will: Reiches Werke gibt es von 2000 bis 4000 Euro, Kemps von 20 bis 1000 Euro.